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Bis zu neun Monate nach Infektion Ebola überlebt im Sperma besonders lange

Im menschlichen Sperma kann der Ebola-Virus bis zu neun Monate lang nachgewiesen werden.

Im menschlichen Sperma kann der Ebola-Virus bis zu neun Monate lang nachgewiesen werden.

(Foto: imago/Science Photo Library)

Die Zahl der Ebola-Infektionen geht weltweit zurück. Doch die Gefahr der Krankheit ist keineswegs gebannt. Neueste Untersuchungen zeigen, dass das tödliche Virus im Sperma eine Überlebensdauer von einem Dreivierteljahr nach der Erkrankung haben kann.

Das Ebola-Virus kann einer neuen Studie zufolge deutlich länger in Sperma überleben als bislang bekannt. Laut der im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Untersuchung kann das Virus bis zu neun Monate im männlichen Samen überleben.

"Diese Ergebnisse kommen in einem entscheidenden Moment", sagte der Verantwortliche der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Kampf gegen Ebola, Bruce Aylward. "Sie erinnern uns daran, dass, obgleich die Ebola-Fälle zurückgehen, die Überlebenden und ihre Familien weiter mit den Auswirkungen der Krankheit zu kämpfen haben."

Ebola-Virus

Das in Afrika vorkommende Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es führt in 50 bis 90 Prozent der Fälle zum Tod. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine vorbeugende Impfung noch ein Heilmittel.
Das Virus wird nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts hauptsächlich durch direkten, engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, wahrscheinlich über bluthaltige Körpersekrete. Nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis drei Wochen führt die Krankheit meist zu Fieber und inneren Blutungen (hämorrhagisches Fieber), die Mehrheit der Patienten stirbt an Lungenversagen und Kreislaufschock.
Das Virus, das zuerst am Ebola-Fluss im Kongo auftauchte, lässt sich im Blut, Urin und Rachensekret nachweisen. Schon der Verdacht auf eine Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.

Die Studie zeige, dass Überlebende noch sechs bis zwölf Monate nach ihrer Erkrankung medizinisch betreut werden müssten, damit sicher gestellt werde, dass ihre Partner sich nicht ansteckten, sagte Aylward. Im März hatten Forscher den Fall einer liberianischen Frau beschrieben, die sich durch Sex mit einem Ebola-Überlebenden ansteckte. Der Mann war sechs Monate zuvor positiv auf Ebola getestet worden. Bis dahin war die längste bekannte Überlebensdauer des Ebola-Virus in Sperma 82 Tage gewesen.

Virus überlebt mindestens drei Monate

An der nun veröffentlichten Studie nahmen 93 Männer aus Sierra Leone teil, das neben den Nachbarländern Guinea und Liberia am stärksten von der Ende 2013 begonnenen Ebola-Epidemie mit rund 11.300 Toten betroffen war. Die Teilnehmer der Studie wurden zwischen zwei und zehn Monate nach ihrer Erkrankung getestet.

Die Männer, die in den ersten drei Monaten nach ihrer Erkrankung getestet wurden, hatten ohne Ausnahme noch das Ebola-Virus im Sperma. Von den Männern, die vier bis sechs Monate nach der Diagnose getestet wurden, waren noch 65 Prozent positiv. Und immer noch 26 Prozent der Männer, die zwischen sieben und neun Monate nach der Erkrankung getestet wurden, hatten noch das Virus im Sperma.

Ansteckungsgefahr noch nicht gebannt

Die Forscher konnten nicht sagen, ob die nachgewiesenen Virus-Spuren im Sperma noch eine Ansteckungsgefahr für die Partner bedeuteten. Bislang gilt ein Ebola-Patient als geheilt, wenn das Virus nicht mehr im Blut nachgewiesen wird.

Daniel Bausch, Virologe bei der WHO in Genf, sagte, in bestimmten Teilen des Organismus überlebe das Virus nach der Heilung länger, weil das Immunsystem länger brauche, "um diese Stellen zu reinigen". Dazu zählten die Hoden, das Gehirn, das Rückenmark und der Augapfel.

Ilhem Messaoudi von der Universität von Kalifornien in Riverside sagte, selbst, wenn das Virus nicht im Blut sei, könne es sich an diesen Stellen verstecken. "Wir müssen das wissen, denn das bildet die Grundlage für mögliche neue Ausbrüche." Die Studie wurde gemeinsam vom Gesundheitsministerium Sierra Leones, der WHO und den US-Zentren für Krankheitskontrolle- und prävention vorgenommen.

Quelle: ntv.de, cri/AFP

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