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Bilder von "Tschuri" ausgewertet Erdrutsch legt Kometen-Inneres frei

Rosetta machte während des Erdrutschs Bilder, die sie zur Erde sandte. Zu sehen ist, wie Tschuri Staub ins All schleudert.

Rosetta machte während des Erdrutschs Bilder, die sie zur Erde sandte. Zu sehen ist, wie Tschuri Staub ins All schleudert.

(Foto: ESA/Rosetta/NavCam CC BY-SA IGO 3.0)

Bisher war unklar, warum der Komet "Tschuri" tonnenweise Staub ins All schleuderte. Nun können Weltraum-Forscher, dank zahlreicher "Rosetta"-Bilder, Angaben über die Ursachen machen.

Mit der europäischen Raumsonde "Rosetta" haben Astronomen einen Erdrutsch auf dem Kometen "Tschuri" beobachtet. Das Ereignis vom Juli 2015, bei dem etwa 500 bis 1000 Tonnen Staub ins All geschleudert wurden, legte ein frisches Stück des eishaltigen Kometenkerns frei, wie das Team um Maurizio Pajola vom Ames-Forschungszentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Fachblatt "Nature Astronomy" berichtet. Von der Beobachtung erhoffen sich die Wissenschaftler neue Einblicke in die Mechanismen, die zu Gas- und Staubausbrüchen von Kometen führen und nachhaltig deren Oberfläche formen.

"Rosetta" hat "Tschuri", dessen vollständige Bezeichnung "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" lautet, fast zwei Jahre auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem begleitet. An einem Kliff, das Aswan getauft wurde, beobachtete die Raumsonde bereits 2014 tiefe Spalten in der Oberfläche. Am 10. Juli 2015 kam es dort zu einem lokalen Ausbruch, bei dem sich eine große Staubwolke bildete. Anschließende Aufnahmen mit "Rosetta" zeigten, dass die Kliffkante auf etwa 70 Metern Länge abgebrochen war. Rund 20.000 Kubikmeter Material waren dabei abgestürzt.

Wassereis an der Abbruchkante?

Die Beobachtung belege erstmals den bereits vermuteten Zusammenhang zwischen Erdrutschen und Ausbrüchen auf Kometen, betonen die Forscher. An der frischen Abbruchkante registrierten sie eine auffällig helle Partie, die auf freigelegtes Wassereis hindeutete - Jahrmilliarden altes, unberührtes Material aus der Entstehungszeit des Kometen. Tatsächlich nahm die Helligkeit dieser Region in den folgenden Monaten langsam ab und erreichte rund ein Jahr nach dem Erdrutsch wieder den Ursprungswert. Das Wassereis hatte sich in den Weltraum verflüchtigt und dunkles Gestein zurückgelassen.

Außer diesem und einem weiteren Kliffsturz hat "Rosetta" zahlreiche andere Veränderungen auf "Tschuris" Oberfläche in großem Detail dokumentiert, wie ein zweites Forscherteam im US-Fachblatt "Science" beschreibt. Mancherorts hätten sich steile Geländeflanken um bis zu 5,4 Meter pro Tag zurückgezogen, berichten die Wissenschaftler um Mohamed Ramy El-Maarry von der University of Colorado. Andernorts hätten sich wellenartige Muster auf der Oberfläche gebildet, die in weniger als drei Monaten auf rund 100 Meter Durchmesser herangewachsen seien.

Als Ursache für diese vielfältigen und erstaunlich schnellen Oberflächenveränderungen sehen die Forscher die verstärkte Einstrahlung auf dem Kometen, der sich rund alle 6,5 Jahre auf seiner Bahn der Sonne nähert. Die Beobachtungen geben einen Eindruck davon, wie schnell sich "Tschuris" Oberfläche verändert. Daraus schließen die Wissenschaftler aber auch, dass die großräumigen Landschaften auf dem Kometenkern älter sein müssen als von manchen erwartet. Sie existierten in der heutigen Form bereits seit zahlreichen Umläufen, vielleicht schon länger als sich "Tschuri" auf dieser Umlaufbahn befinde, schreiben sie.

Quelle: ntv.de, Till Mundzeck, dpa

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