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Hunderte Erdbeben vor Santorini Geologin: "Eine Vorhersage ist unmöglich"

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Blick von einer Caldera bei Firostefani auf Santorini auf die Insel Therasia, während die Behörden Notfallmaßnahmen als Reaktion auf intensive seismische Aktivitäten auf Santorini ergreifen.

Blick von einer Caldera bei Firostefani auf Santorini auf die Insel Therasia, während die Behörden Notfallmaßnahmen als Reaktion auf intensive seismische Aktivitäten auf Santorini ergreifen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP/Petros Giannakouris)

Seit mehreren Tagen bebt der Boden auf der beliebten Ferieninsel Santorini. Leichte Beben sind für die Insulaner nicht ungewöhnlich, doch die dichte Taktung, die es dieses Mal gibt, macht die Menschen unsicher. Auf welche Weise die seismischen Aktivitäten enden werden, kann auch die Expertin nicht vorhersagen. Im Gespräch mit ntv.de erklärt Heidrun Kopp vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel auch, wie diese Beben entstehen, warum sie nichts mit dem Vulkan zu tun haben und in welchem Fall es zu einer Entwarnung kommen kann.

ntv.de: Schon mehrere Tage in Folge bebt die Erde auf der Ägäis-Insel Santorini. Aus Angst vor einem starken Beben verlassen Besucher und Einwohner die Insel. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit eines gefährlichen Erdbebens?

Heidrun Kopp: Eine Vorhersage ist unmöglich, wir kennen aber aus der Vergangenheit ähnliche Serien von Erdbeben, zuletzt gab es diese 2011 und 2012. Die Aktivität ist damals abgeklungen, ohne dass es zu einem Starkbeben gekommen ist.

Die Rede ist von starken seismischen Aktivitäten. Woher kommen diese?

Sehr stark sind die Magnituden nicht, aber die Anzahl der Erdbeben beläuft sich auf mehrere Hundert in den letzten Tagen. Das ist schon ungewöhnlich, auch wenn die Stärke der Erdbeben nicht zu größeren Schäden oder gar Verletzten führt. Die Erdbeben sind tektonischen Ursprungs und entstehen aufgrund der Plattentektonik. In der Ägäis treffen die afrikanische Platte und Eurasien zusammen. Die aktuellen Erdbeben zeigen, dass eine Störungszone am Meeresboden aktiv ist. Es sind also keine magmatischen Beben, die in Zusammenhang mit einem Vulkanausbruch stehen.

Was bedeutet es, dass die Beben nicht durch Vulkanaktivitäten, sondern durch plattentektonische Verschiebungen entstehen?

Bei vulkanischer Aktivität zeigen Erdbeben zum Beispiel den Aufstieg von Magma aus dem Erdinneren an. Die jetzt registrierten Erdbeben entstehen aber entlang einer Bruchzone am Meeresboden zwischen den Inseln Santorini und Amorgos. Hier verschieben sich zwei Krustenblöcke und aufgrund der Reibung kommt es zu Erdbeben.

Derzeit sind weder ein Vulkanausbruch noch ein schweres Beben oder ein Tsunami auszuschließen. Aber was sollten Menschen, die auf Santorini leben, in dieser Situation tun? Und sollte man als Reisender die Insel derzeit lieber meiden?

Auszuschließen sind diese Phänomene nicht, aber wir haben basierend auf den Daten auch keinen Anlass zu einer Evakuierung der Region. Die aktuellen Beben sind nicht stark genug, um eine Tsunamiwelle auszulösen und richten auch keine größeren Schäden an. Die Menschen auf Santorini sollten dennoch momentan sehr steile Küstenabschnitte meiden, da es vermehrt zu Hangrutschungen kommt. Als Reisender ist es wichtig, den Empfang für Notfallbenachrichtigungen auf dem Mobiltelefon aktiviert zu haben, damit man mögliche Warnungen und Empfehlungen der griechischen Behörden erhält, die in mehreren Sprachen veröffentlicht werden.

Unter welchen Umständen könnten die Behörden vor Ort eine Entwarnung für Santorini geben?

Eine Entwarnung kann erfolgen, wenn die seismische Aktivität abklingt, also wenn die Zahl der Erdbeben nachlässt. Das kann aber einige Wochen oder sogar Monate dauern.

Sind für diese Region mit intensiven seismischen Aktivitäten Frühwarnsysteme installiert?

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Aktuell sind wir mit einem Krisenreaktionsteam vor Ort, um zusammen mit unseren griechischen Partnern Messinstrumente am Meeresboden und auch in der Caldera von Santorini zu installieren. Die Frühwarnzeit ist allerdings extrem gering aufgrund der Nähe von Santorini und der anderen Inseln zum Zentrum der Erdbebensequenz - die Erdbeben entstehen nur etwa 25 Kilometer von Santorini, Amorgos und Ios entfernt.

Mit Professorin Heidrun Kopp sprach Jana Zeh

Quelle: ntv.de

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