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Behörden geben Abschusserlaubnis Görlitz jagt einen "Problemwolf"

Ein Untersuchungs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ergab 2012, das Wölfe nur selten Schafe oder andere Nutztiere anfallen und fressen.

Ein Untersuchungs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ergab 2012, das Wölfe nur selten Schafe oder andere Nutztiere anfallen und fressen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Raum Görlitz streunt seit Wochen ein junger Wolf auf der Suche nach Futter durch Siedlungsgebiete. Weil dieses Verhalten als "auffällig" gilt, geben die sächsischen Behörden das Tier zum Abschuss frei - und lösen damit eine Grundsatzdebatte aus.

Die Behörden in Sachsen wollen einen Wolf abschießen, der sich wiederholt auffällig verhielt. Der knapp zweijährige Rüde sei in den vergangenen Monaten immer wieder in Ortschaften des Landkreises Görlitz aufgetaucht und habe nach Futter gesucht, teilte das sächsische Umweltministerium in Dresden mit.

Ein genetischer Abgleich ergab, dass es sich um denselben Wolf handelt, der Anfang Juni 2016 von einem Grundstück das abgezogene Fell eines gerade zerlegten Wildschweins in das angrenzende Waldstück zerrte. Anhand gefundener Haare konnte die Identität des Wolfs ermittelt werden.

Seltener Schnappschuss: Im Oktober 2015 fotografiert ein Jäger im Raum Görlitz einen Wolf, der Obst frisst.

Seltener Schnappschuss: Im Oktober 2015 fotografiert ein Jäger im Raum Görlitz einen Wolf, der Obst frisst.

(Foto: imago/xcitepress)

Das Tier stammt gehört demnach zum Ruszow-Rudel, das in Polen lebt und dessen Territorium direkt an Sachsen grenzt. Mit Hilfe polnischer Wissenschaftler wurde auch bekannt, dass der Wolf bereits als Welpe von Menschen gefüttert worden war.

Da der Wolf sich auffällig verhalte, bestehe die Gefahr einer weiteren Eskalation, erklärte das Ministerium. "Die Sicherheit von Menschen hat Vorrang vor dem Artenschutz." Daher sei in diesem speziellen Fall eine "Entnahme" gerechtfertigt, also das Erlegen des Wolfs.

WWF kritisiert Abschuss

In der Vergangenheit waren auch in anderen Bundesländern verhaltensauffällige Wölfe aufgetaucht. Zudem befeuern Angriffe auf Schafe und Wildtiere regelmäßig Diskussionen über eine Reduzierung des Bestands. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sprach sich jüngst für eine "beschränkte Abschussfreigabe" aus. Angesichts der wachsenden Zahl von Wölfen müsse der Bestand reguliert werden.

Die Naturschutzorganisation WWF nannte diese Forderung "Unfug". Der Landwirtschaftsminister bediene mit einer "teils hysterischen Debatte" seine Klientel, erklärte WWF-Vorstand Christoph Heinrich in der "Passauer Neuen Presse". Im Jahr 2015 habe es etwa 200 Übergriffe gegeben, bei denen rund 700 Tiere betroffen waren.

Statt die Wölfe zu schießen, plädiert der WWF dafür, Nutztiere besser zu sichern. Schafe in Wolfsgebieten gehörten durch geeignete Zäune, Hunde oder ein Nachtgatter geschützt, sagte Heinrich. Und problematische Wölfe, die sich wiederholt dem Menschen näherten und ihre natürliche Scheu verloren hätten, könnten bereits nach heute geltendem Recht geschossen werden.

Rückkehr im Jahr 2000

Im Jahr 2000 hatten sich erstmals nach rund 150 Jahren wieder Wölfe in Deutschland angesiedelt. Ein aus Polen zugewandertes Paar zog in der sächsischen Oberlausitz seine Welpen auf.

Mittlerweile gibt es nach Angaben des Kontaktbüros Wölfe in Sachsen 15 Wolfsrudel, drei Paare und ein Einzeltier. Bundesweit streifen laut Bundesamt für Naturschutz 120 bis 130 erwachsene Wölfe in Deutschland durch die Landschaft.

Wölfe sind in Deutschland streng geschützt. Es ist verboten, einen Wolf zu fangen oder zu töten. Dennoch werden immer wieder erschossene oder sogar geköpfte Wölfe gefunden. Viele sterben auch im Straßenverkehr.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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