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Bald rauchfrei? Großbritannien pusht die Anti-Raucher-Pille

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Ab 2006 war das Medikament schon einmal auf dem Markt, musste jedoch wegen Verunreinigung zurückgezogen werden.

Ab 2006 war das Medikament schon einmal auf dem Markt, musste jedoch wegen Verunreinigung zurückgezogen werden.

(Foto: picture alliance / BSIP)

Die britische Regierung will den Kampf gegen das Rauchen verschärfen: Im Fokus stehen Werbeverbote für E-Zigaretten, erweiterte Rauchverbote und eine rauchfreie Generation – dabei soll eine neue Pille helfen.

Hunderttausende von Rauchern werden in Großbritannien eine Pille erhalten, die helfen soll, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Verantwortlichen des nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) sind überzeugt, dass dadurch mehrere Tausend Leben gerettet werden können. Etwa 85.000 Briten pro Jahr erhalten vom Staat die Möglichkeit, die Pille gegen das Rauchen einzunehmen. Eine Tablette, die einmal täglich eingenommen wird und die nach Ansicht von Experten wirksam Entzugserscheinungen mildert.

Amanda Pritchard, die Leiterin des NHS, lobte laut "Guardian" die Pille als potenziellen "Gamechanger" im Kampf gegen das Rauchen und die enormen Gesundheitsschäden, die es verursacht. Die Gesundheitsbehörde hofft, dass die Anwendung des Medikaments in den nächsten fünf Jahren zu 9500 Todesfällen weniger im Zusammenhang mit Rauchen führen wird. Das Medikament hilft den Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören, indem es ihr Verlangen nach Nikotin dämpft und dafür sorgt, dass es das Gehirn nicht in der üblichen Weise beeinflussen kann.

Der Gesundheitsdienst verspricht, dass die Tablette Nebenwirkungen reduziert, die bei Rauchern auftreten können, wenn sie mit dem Rauchen aufhören, wie Schlafstörungen und Reizbarkeit. Der NHS wird das Medikament an Interessierte geben, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Die Zahl der Raucher in Großbritannien ist über die letzten Jahre stetig zurückgegangen: 11,6 Prozent der Erwachsenen rauchen, das sind etwa sechs Millionen Menschen.

Pille billiger, als Gesundheitsschäden zu behandeln

Das Medikament Varenicline - damals noch unter dem Namen Champix bekannt - wurde 2006 eingeführt und bis Juli 2021 von etwa 85.800 Menschen pro Jahr eingenommen. Dann wurde es vom Markt genommen, weil die Arzneimittelzulassungsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) Verunreinigungen in dem Medikament festgestellt hatte. Das Problem wurde nun laut MHRA behoben. Eine verbesserte Version des Medikaments, die der NHS verwenden wird, wurde kürzlich zugelassen.

Für jedes Pfund, das für die Pille ausgegeben wird, können 1,65 Pfund an Gesundheitskosten eingespart werden, ergaben Untersuchungen des University College London. Das Pharmaunternehmen Teva UK wird das Medikament liefern. Raucherexperten begrüßten die Rückkehr von Varenicline. Nicola Lindson, eine Professorin an der Universität Oxford, sagte zum "Guardian": "Es ist eines der wirksamsten Mittel, um mit dem Rauchen aufzuhören, vor allem, wenn es mit Verhaltensunterstützung wie Beratung kombiniert wird."

Traum vom Nichtraucherland

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Die britische Regierung ergreift viele Maßnahmen, um das Rauchen schrittweise einzuschränken. Geplant ist, das Mindestalter für den Kauf von Tabakwaren und E-Zigaretten Jahr für Jahr anzuheben. So soll erreicht werden, dass Jugendliche, die heute noch im Teenager-Alter sind, auch als Erwachsene nie legal Zigaretten kaufen können. Durch die schrittweise Anhebung könnten Jugendliche, die nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden, ihr Leben lang Nichtraucher bleiben. Die Labor-Regierung hat damit das Ziel einer rauchfreien Generation ihrer konservativen Vorgängerregierung wieder aufgegriffen.

Ein Gesetzentwurf sieht neben der Anhebung des Mindestalters auch Beschränkungen bei Werbung für E-Zigaretten vor. Die britische Regierung will die Geschmacksrichtungen und die Gestaltung der Verpackungen von E-Zigaretten stärker regulieren, um sie weniger attraktiv für Kinder und Jugendliche zu machen. Außerdem soll ab nächstem Sommer der Verkauf von Einweg-E-Zigaretten verboten werden. "Es ist zutiefst beunruhigend, dass ein Viertel der 11- bis 15-Jährigen im vergangenen Jahr eine Vape benutzt hat", teilte Staatssekretär Andrew Gwynne mit. Einwegprodukte seien dabei oft das Produkt der Wahl. Das Parlament muss über das Vorhaben noch abstimmen.

Quelle: ntv.de, vme

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