Kaum Infektionen in Österreich "Gurgelstudie" gibt Schulen Hoffnung
13.11.2020, 19:41 Uhr
Auch in Österreich wird diskutiert welche Rolle Schulen im Infektionsgeschehen spielen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auch Österreich befindet sich in einer zweiten Corona-Welle. Welche Rolle Schulen in der Verbreitung des Virus spielen, wird heftig diskutiert. Erste Ergebnisse einer weitreichenden Studie zeigen: Es sind weniger als bisher angenommen.
Inmitten der auch in Deutschland brodelnden Diskussion über eine erneute Schließung von Schulen in der Corona-Krise sind in Österreich erste Ergebnisse einer großangelegten "Gurgeltest"-Studie an Bildungseinrichtungen vorgelegt worden. Demnach gibt es an Schulen verhältnismäßig wenig Infektionen; Schüler und Lehrer sind in etwa gleichermaßen betroffen.
Mit der repräsentativen Studie sollen an 243 Schulen in ganz Österreich durch Gurgeltests kontinuierlich die Häufigkeit aktiver Corona-Infektionen bei Schülern und Lehrern festgestellt und so auch neue Erkenntnisse zur Dunkelziffer gewonnen werden. Im Laufe des Schuljahres werden zufällig ausgewählte Schüler und Lehrer alle drei bis fünf Wochen mittels Gurgeltest untersucht.
Im Zeitraum 28. September bis 22. Oktober waren 40 von etwa 10.000 Teilnehmern positiv, wie das Bildungsministerium und die vier beteiligten Universitäten mitteilten. Alle Infizierten zeigten zum Testzeitpunkt keinerlei Symptome und wären demzufolge normalerweise nicht getestet worden. "Wir haben damit zum ersten Mal Daten über die Dunkelziffer von Infektionen an Schulen", sagte der wissenschaftliche Koordinator der Studie, der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien, der Nachrichtenagentur APA.
De facto keine Unterschiede gebe es zwischen Schülern mit einer Prävalenz von 0,37 Prozent und Lehrern (0,57 Prozent), erklärten die Forscher. Die aufgetretene Differenz sei zu niedrig, um signifikant zu sein.
Eine angenehme Alternative
Der sogenannte "Gurgeltest" bietet sich als Alternative zum unangenehmen Mund-, Nasen- und Rachenabstrich an. Zwischen den beiden Tests unterscheidet sich lediglich die Probenentnahme. Eine spezielle Kochsalzlösung muss mehrere Sekunden gegurgelt und dann in ein Teströhrchen gespuckt werden - selbst für Kinder problemlos machbar. Daraufhin werden die in der Lösung gefangenen Partikel aus dem Rachen im üblichen PCR-Testverfahren auf Viren untersucht.
Deutliche Unterschiede allerdings gab es in Bezug auf die soziale Struktur an den Schulen. An Bildungseinrichtungen mit vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien war das Infektionsrisiko den Forschern zufolge um das 3,6-Fache höher als an Schulen mit weniger sozial schwachen Kindern.
Österreich erlebt derzeit ebenso wie fast alle europäischen Länder einen rasanten Anstieg der Corona-Zahlen. Angesichts der Entwicklung wird unter anderem darüber diskutiert, ob die Schulen geschlossen werden müssen.
Quelle: ntv.de, csu/AFP