Tageszeit ist entscheidend Kaffee am Morgen kann Sterberisiko senken
08.01.2025, 07:24 Uhr Artikel anhören
Auf die Uhrzeit kommt es beim Kaffeetrinken laut einer aktuellen Studie an - aber auch die Menge macht einen Unterschied.
(Foto: picture alliance / empics)
Dass Kaffee einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben kann, ist mittlerweile schon bekannt. Nun zeigt eine Studie, dass auch der Zeitpunkt des Konsums eine Rolle spielt. Morgenkaffeetrinker können demnach das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, deutlich senken.
Menschen, die morgens Kaffee trinken, haben ein geringeres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, als Menschen, die das den ganzen Tag über tun. Dies geht aus einer im "European Heart Journal" veröffentlichten Studie der European Society of Cardiology hervor. "Die bisherigen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Kaffeetrinken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erhöht und das Risiko für einige chronische Krankheiten, wie Typ-2-Diabetes, senken kann", sagte der Studienleiter Lu Qi von der Tulane University in New Orleans. Man habe daher herausfinden wollen, ob auch die Tageszeit, zu der Menschen Kaffee trinken, einen Einfluss auf die Herzgesundheit hat.
Laut Studienergebnis hat sie das: Im Vergleich zu Menschen, die keinen Kaffee tranken, hatten morgendliche Kaffeetrinker ein um 31 Prozent geringeres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Auch das Sterberisiko insgesamt sank um 16 Prozent. Bei ganztägigen Kaffeetrinkern war hingegen keine Risikoverringerung festzustellen.
Und viel hilft offenbar auch viel: Bei leichten Morgentrinkern (eine Tasse oder weniger) gingen die Risiken nur leicht zurück. Ab zwei Tassen Kaffee und mehr reduzierte sich das Risiko stärker.
Ob, wie viel und wann?
"Das ist die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Kaffeetrinkens und den gesundheitlichen Folgen untersucht. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es nicht nur darauf ankommt, ob oder wie viel Kaffee man trinkt, sondern auch auf die Tageszeit, zu der man Kaffee zu sich nimmt", sagte Qi. Normalerweise gebe er in seinen Ernährungsempfehlungen keine Ratschläge zum Zeitpunkt des Kaffeetrinkens. "Das sollte man in Zukunft vielleicht ändern", so der Wissenschaftler.
In die Studie flossen Befragungen von mehr als 42.000 Erwachsenen aus zwei verschiedenen Erhebungen ein. Die Teilnehmenden wurden zu allen Nahrungsmitteln und Getränken befragt, die sie an einem Tag konsumierten - einschließlich der Frage, ob, wie viel und wann sie Kaffee tranken. Etwa 36 Prozent der Studienteilnehmenden waren morgendliche Kaffeetrinker (sie tranken hauptsächlich Kaffee vor dem Mittag), 16 Prozent tranken den ganzen Tag über Kaffee (morgens, nachmittags und abends) und 48 Prozent waren keine Kaffeetrinker.
Gestörter Biorhythmus
Weshalb das morgendliche Kaffeetrinken das Sterberisiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert, geht aus der Studie nicht hervor. Laut Qi ist eine mögliche Erklärung, dass Kaffeekonsum am Nachmittag oder Abend den biologischen 24-Stunden-Rhythmus und den Spiegel von Hormonen wie Melatonin stören kann. Dies wiederum führe zu Veränderungen der Risikofaktoren des Herz-Kreislauf-Systems wie Entzündungen und Blutdruck.
Thomas Lüscher vom Royal Brompton and Harefield Hospitals in London bestätigt diese Theorie. In einem studienbegleitenden Artikel sagt er: "In den Morgenstunden kommt es in der Regel zu einem deutlichen Anstieg der Organaktivität, wenn wir aufwachen und aus dem Bett aufstehen. Ein Effekt, der im Laufe des Tages abklingt und während des Schlafs seinen niedrigsten Stand erreicht. Es ist also möglich, dass der Kaffeekonsum am Nachmittag oder Abend den 24-Stunden-Rhythmus dieser Organaktivität stört."
In der Tat litten viele Ganztagskaffeetrinker unter Schlafstörungen, Kaffee scheine das Melatonin zu unterdrücken, einen wichtigen schlaffördernden Botenstoff im Gehirn, so Lüscher. Man müsse wohl akzeptieren, dass Kaffeetrinken, insbesondere in den Morgenstunden, wahrscheinlich gesund ist. Der Rat des Wissenschaftlers: "Trinken Sie Ihren Kaffee, aber tun Sie es morgens!"
Quelle: ntv.de, lno