Durchbruch in Gentechnik Mäuse-Babys mit zwei biologischen Vätern geboren
09.03.2023, 22:10 Uhr
Dem mutterlosen Nachwuchs geht es laut Forschungsteam gut, die Mäuse seien gesund und munter. (Symbolbild)
(Foto: picture alliance / HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com)
Japanischen Forscherinnen und Forschern gelingt das bisher scheinbar unmögliche: Sie erschaffen Mäuse nur aus männlichen Zellen - ohne Mutter. Die Erkenntnisse ihrer Studie könnten wegweisend für die Fortpflanzung des Menschen sein.
In Folge aufwendiger Experimente konnte ein Forscherteam eigenen Angaben zufolge Mäuse-Babys mit zwei biologischen Vätern erzeugen. Studienleiter Katsuhiko Hayashi von der japanischen Osaka-Universität stellte die noch unveröffentlichten Ergebnisse Medienberichten zufolge bei einer Konferenz in London vor.
Demnach konnten die Forscher mit einer speziellen Technik Hautzellen männlicher Mäuse in - praktisch dann weibliche - Eizellen umwandeln. Diese Eizellen befruchteten sie dann mit Spermien und ließen die Embryos von einer weiblichen Maus austragen. Das Ergebnis sind Mäuse-Babys mit zwei Vätern. Die wissenschaftliche Studie soll bei einer renommierten Fachzeitschrift eingereicht worden sein, wurde aber noch nicht begutachtet.
Mäuse mit zwei biologischen Müttern wurden schon vor einigen Jahren vorgestellt. Die Überlebensraten bei Hayashis Ansatz sind laut einem Artikel in der Fachzeitschrift "Nature" bislang gering. Von 630 in Leihmütter eingepflanzten Embryos entwickelten sich demnach nur sieben zu lebenden Babys. Diese seien aber normal gewachsen und auch fortpflanzungsfähig, sagte Hayashi "Nature" zufolge auf der Konferenz.
In zehn Jahren auch bei Menschen möglich?
Noch ist die Technik weit davon entfernt, auf den Menschen übertragen zu werden. "Es gibt große Unterschiede zwischen Maus und Mensch", sagte Hayashi. Dennoch könnte sein Ansatz radikale neue Möglichkeiten der Fortpflanzung eröffnen. Der Wissenschaftler zeigte sich zuversichtlich, dass es auch beim Menschen "rein technisch schon in zehn Jahren möglich sein wird". Ob die Technik dann auch in der Reproduktionsmedizin genutzt werden könne, wisse er aber nicht. Dies sei weniger eine Frage an die Wissenschaft als an die Gesellschaft.
An dem Projekt nicht beteiligte Forschende zeigten sich beeindruckt. So nannte George Daley, Leiter der Harvard Medical School, die Arbeit "faszinierend" und "provokativ". Daley gab zu bedenken, dass die Bildung menschlicher Geschlechtszellen im Labor laut anderen Forschungsergebnissen deutlich herausfordernder sei als bei Mäusen. "Wir verstehen die einzigartige Biologie der menschlichen Keimzellbildung noch nicht ausreichend, um Hayashis Arbeit mit Mäusen nachzubilden", zitierte ihn der britische "Guardian".
Quelle: ntv.de, hny/dpa