Diät-Tablette statt Spritze? Neue Abnehmpille wohl doppelt so effektiv wie Wegovy
12.03.2024, 15:50 Uhr Artikel anhören
In einer ersten klinischen Studie haben Testpersonen offenbar 13 Prozent ihres Gewichts mithilfe von Amycretin verloren.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Mit einem Piks purzeln die Kilos: Die Abnehmspritze Wegovy löst vergangenes Jahr einen regelrechten Hype aus. Jetzt will der Hersteller ein neues Mittel auf den Markt bringen. Dieses soll nicht nur doppelt so effektiv sein, sondern auch als Pille eingenommen werden können.
Eine Wunderwaffe gegen Übergewicht - ganz ohne Spritzen? Der dänische Pharmariese Novo Nordisk entwickelt derzeit ein neues experimentelles Abnehm-Medikament: Amycretin. Nach Angaben des Unternehmens war eine erste klinische Studie zum Mittel erfolgreich. Demnach verloren die Probanden nach zwölf Wochen 13,1 Prozent an Gewicht. Im Vergleich dazu habe der Gewichtsverlust bei der Abnehmspritze Wegovy - ebenfalls von Novo Nordisk - nach zwölf Wochen nur sechs Prozent betragen. Erst nach einem Jahr und vier Monaten hatten die Testpersonen mit Wegovy 15 Prozent ihres Gewichts verloren.
Die Wirkung von Amycretin und Wegovy ist dabei dem Hersteller zufolge sehr ähnlich - mit einem entscheidenden Unterschied: Amycretin sorgt laut Novo Nordisk für ein schnelleres Sättigungsgefühl, indem es das Darmhormon GLP-1 nachahmt. Dieses Hormon wird auch von Wegovy mit dem Wirkstoff Semaglutid nachgeahmt. Aber Amycretin zielt zusätzlich auf ein Hormon der Bauchspeicheldrüse namens Amylin ab. Das beeinflusst das Hungergefühl, was das Abnehmen mit der neuen Pille noch effizienter machen soll.
Der größte Vorteil ist jedoch: Amycretin kann als Tablette eingenommen und muss nicht mehr gespritzt werden wie seine Vorgänger. "Wir glauben, dass es in Zukunft verschiedene Segmente von Anti-Adipositas-Behandlungen geben wird, je nach Patientenpräferenz", sagte Lars Fruergaard Jørgensen, Geschäftsführer von Novo Nordisk, dem US-Nachrichtensender CNBC. "Einige bevorzugen Injektionen, aber wir sind überzeugt, dass Pillen eine sehr praktische Alternative sind."
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Erst in mehreren Jahren marktreif
Zu welchen langfristigen Ergebnissen Amycretin fähig ist, muss sich allerdings erst noch zeigen. Die Studie befindet sich noch in der Anfangsphase. Auch sind die Daten nicht öffentlich zugänglich. Es ist also nicht bekannt, wie hoch die Dosierung in dieser Testphase war und wie die Placebo-Gruppe abschnitt. Laut CNBC will Novo Nordisk in der zweiten Jahreshälfte mit einer Phase-II-Studie beginnen. Ergebnisse seien Anfang 2026 zu erwarten.
Auch zu den Nebenwirkungen ist bislang nichts bekannt. Fachleute rechnen jedoch damit, dass es zu ähnlichen Nebenwirkungen kommen könnte wie bei der Abnehmspritze Wegovy. Diese kann Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorrufen. Außerdem gibt es ein Risiko für Gallensteine. Seltener ist auch eine erhöhte Herzfrequenz oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse möglich.
Über mögliche Langzeitfolgen ist jedoch auch bei Wegovy bisher nicht viel bekannt. Eine Studie der University of British Columbia kam vergangenen Herbst anhand der Krankenkassenunterlagen von 16 Millionen Patienten zu dem Ergebnis, dass GLP-1-Rezeptor-Agonisten bei einer Therapie zum Abnehmen (nicht als Diabetes-Medikament) mit schweren Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt verbunden ist. Im Vergleich zu einem anderen Abnehmpräparat stellten die Forschenden ein über neunmal höheres Risiko für Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), ein rund viermal höheres Risiko für Darmverschluss sowie ein 3,6 Mal höheres Risiko für Gastroparese (Magenlähmung) fest.
Quelle: ntv.de, hny