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Planet im Planeten Erdkern scheint sich immer langsamer zu drehen

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Im Inneren der Erde schlummert ein Metallkern, der rund 6000 Grad heiß sein dürfte.

(Foto: IMAGO/YAY Images)

Noch viele Rätsel gibt das Innere der Erde auf. Forscher wollen nun Hinweise darauf gefunden haben, dass sich der innere Erdkern zuletzt immer langsamer dreht. Das könnte auch Einfluss auf die Tageslänge und das Erdmagnetfeld haben. Sind auch Folgen auf der Erdoberfläche zu befürchten?

Tief unter unseren Füßen befindet sich ein eigener kleiner Planet aus Metall: der innere Erdkern. Auch er dreht sich um die eigenen Achse, lange Zeit erstaunlicherweise sogar schneller als die Erdkruste. Doch zuletzt verlor er immer weiter an Tempo, heißt es in einer neuen Studie, die im Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlicht wurde. Die Folge: Um das Jahr 2009 herum waren Erdkern und Kruste schließlich im Einklang miteinander.

Doch auch danach verlor der Erdkern weiter an Geschwindigkeit. Schnell werden dabei böse Erinnerungen an den Hollywood-Streifen "The Core" wach, in dem der Erdkern aufhört, sich zu drehen. Die Folgen in dem Film sind katastrophal, da auch das Magnetfeld der Erde zum Erliegen kommt. Doch in der Realität wird der innere Erdkern seine Rotation nicht komplett einstellen: Die Forscher gehen vielmehr davon aus, dass in einem Wechsel von 70 Jahren seine Rotation sich mal beschleunigt, mal verlangsamt. Also alles schon mal dagewesen.

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Aufbau der Erde: Der feste innere Erdkern (grau) ist von einem flüssigen äußeren Erdkern (gelb) umgeben. Darüber befindet sich der Erdmantel (rot und grün) und auf der Oberfläche die dünne Erdkruste.

(Foto: imago stock&people)

Bei dem inneren Erdkern handelt es sich um eine glühend heiße, aber feste Metallkugel, die überwiegend aus Eisen besteht. Er liegt Tausende Kilometer unter der Erdoberfläche und hat, nach allem, was man weiß, einen Durchmesser von rund 2440 Kilometern. Damit ist er nur ein Drittel kleiner als der Mond. Umgeben ist der harte Kern von einem äußeren Erdkern aus flüssigem Metall, das jedenfalls nimmt man heute an. Vieles andere am Erdkern ist weiterhin mysteriös.

Das Problem bei der Erforschung: Wissenschaftler müssen sich auf das verlassen, was sie indirekt über den Erdkern in Erfahrung bringen können - anhand der Ausbreitung seismischer Wellen durch das Innere der Erde. Diese können von natürlichen Erdbeben stammen, in der Vergangenheit aber auch von Atomtests. Auch die Autoren der jüngsten Studie werteten seismische Daten früherer Jahre aus. Sie leiteten daraus ab, dass sich die Drehung des Erdkerns Ende der 1960er Jahre verlangsamte, bis sie sich ab den frühen 1970er Jahren beschleunigte. Etwa seit dem Jahr 2009 ist dieser Trend wieder rückläufig, in den 2040er Jahren sollte laut den Forschern die Drehung des Erdkerns jedoch erneut an Fahrt aufnehmen.

Einfluss auf Tageslänge?

Doch was hat das für Auswirkungen? Gewissheit gibt es darüber nicht. Das Forschungsteam weist jedoch darauf hin, dass dieses Muster der Verlangsamung und Beschleunigung sich "mit Veränderungen in mehreren anderen geophysikalischen Beobachtungen, insbesondere der Tageslänge und dem Magnetfeld" decke, wie sie in ihrer Studie schreiben. Bei der Tageslänge, die aufgrund der Gezeitenkräfte des Mondes seit langer Zeit grundsätzlich zunimmt, könnten winzige Schwankungen mit dem 70-Jahre-Rhythmus des Erdkerns zusammenhängen. Der Effekt ist für Menschen jedoch nicht wahrnehmbar.

Allerdings ist es alles andere als sicher, dass die Vorgänge in der Tiefe richtig interpretiert werden, oder ob es vielleicht auch andere Ursachen für die Messwerte gibt. Eine andere neuere Studie schließt etwa auf eine viel kürzere Sechs-Jahres-Periode bei dem Geschwindigkeitswechsel des Erdkerns. Eine weitere hingegen sieht eine Veränderung seines Durchmessers als Ursache für die Messergebnisse - demnach ist seine Drehung gar nicht beeinträchtigt. Vieles im Inneren der Erde bleibt umstritten.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 24. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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