Eine eigentlich einfache Aufgabe Sprachtest lässt Rückschlüsse auf Restlebenszeit zu
19.04.2025, 12:43 Uhr Artikel anhören
Hund und Katze sind den meisten Menschen beim Sprachtest eingefallen.
(Foto: imago/Westend61)
Wie viele Tiere können Sie in 90 Sekunden aufzählen? Zwischen der Anzahl der verschiedenen Arten und der restlichen Lebenszeit gibt es offenbar einen Zusammenhang, finden Forschende heraus. Sie schauten sich Daten von Senioren und Seniorinnen aus drei Jahrzehnten an.
Je mehr, umso besser: Wer im Alter innerhalb von 90 Sekunden viele verschiedene Tiere aufzählen kann, hat eine größere Chance auf viele weitere Lebensjahre als diejenigen, die nur wenige Tiere aufzählen können. Das ist ein Ergebnis einer Untersuchung, an der auch Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beteiligt war.
Für die Studie nutzte das Team die Daten von insgesamt 516 gesunden Erwachsenden im Alter zwischen 70 und 95 Jahren. Alle Daten stammen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen der sogenannten Berliner Altersstudie, die bereits vor mehr als 30 Jahren mit gleich vielen Teilnehmenden pro Altersgruppe und Geschlecht im damaligen West-Berlin startete.
Viele verschiedene Tests
Während dieser Zeit absolvierten alle Probanden und Probandinnen mehrere kognitive Tests, in denen Fähigkeiten wie die Wahrnehmungsgeschwindigkeit, das episodische Gedächtnis oder die allgemeine Intelligenz getestet wurden. Auch die Aufgabe, in 90 Sekunden möglichst viele Tiere aufzuzählen oder im gleichen Zeitraum möglichst viele Wörter mit "s" zu nennen, gehörte dazu. Mit diesen einfachen Sprachtests lässt sich die Fähigkeit des flüssigen Sprechens bestimmen.
Anhand der vorliegenden Daten konnte das Forschungsteam einerseits die Ergebnisse der Tests einsehen. Andererseits erfuhren die Forschenden, wer zu welchem Zeitpunkt seit den frühen 1990er Jahren verstorben war. Alle Informationen wurden auch mit dem Zeitpunkt und dem Ergebnis des Sprachtests abgeglichen.
33 Tiere = 12 Lebensjahre
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: Mit jedem genannten Tier steigt die Restlebenszeit um durchschnittlich fünf Prozent. Das bedeutet: Diejenigen, die in 90 Sekunden auf rund 33 Tiere kamen, hatten im Mittel noch zwölf Lebensjahre vor sich. Bei denjenigen, die auf elf Tiere kamen, waren es hingegen nur noch drei Jahre. Sie stellten außerdem fest: Nicht die Änderungsrate war für die bevorstehende Lebenszeit entscheidend, sondern der aktuelle Leistungsstand.
In den anderen getesteten Bereichen zu kognitiven Leistungen zeigte sich jedoch kein eindeutiger Zusammenhang. Auch mit Hilfe des zuvor festgestellten Intelligenzindex konnte die Lebenserwartung nicht zuverlässig vorausgesagt werden. Obwohl der Sprachtest sehr einfach wirke, sei er zur Vorhersage der noch verbleibenden Lebenszeit bei älteren Menschen wesentlich besser geeignet als alle anderen bisher dazu genutzten Tests, resümiert Lindenberger laut Tagesschau. "Man muss den Test schnell machen, man muss aus dem Langzeitgedächtnis die Sachen rausholen und man muss gleichzeitig so eine Art Erinnerung an die eigene Handlung neben sich herführen, damit man nicht ständig wieder die gleichen beiden Wörter wiederholt", erklärt Lindenberger.
Die veröffentlichten Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass es bei der Frage nach der verbleibenden Lebenszeit nicht unbedingt auf die Intelligenz ankommt, sondern eher auf die Fähigkeit, schnell und flexibel mit Sprache umgehen zu können. Bei beiden Tests zur Sprachflüssigkeit müssen gleich mehrere Hirnregionen aktiviert werden. Es würden Anforderungen an das gesamte kognitive System gestellt, erklärt Lindenberger.
Quelle: ntv.de, jaz