Frauen machen häufiger Schluss Studie: Feste Beziehungen sind für Männer wichtiger
07.01.2025, 19:35 Uhr Artikel anhören
Männer sind laut den Forschenden stärker von ihrer festen Partnerin abhängig, um ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
In Medien wird oft das Bild vermittelt, dass Frauen stärker auf feste Beziehungen angewiesen seien als Männer. Eine Studie widerlegt nun diese Annahme: Demnach sind Männer emotional abhängiger von einer festen Partnerschaft. Sogar auf ihre Lebenserwartung wirkt sich die Bindung aus.
Es ist eine weitverbreitete Annahme, dass romantische Beziehungen für Frauen eine größere Bedeutung haben als für Männer. Verstärkt wird diese Vorstellung durch die Darstellung in Medien: In Frauenzeitschriften ist das Thema Liebe und Partnerschaft präsent, während Männermagazine andere Schwerpunkte setzen. Auch in der Filmindustrie werden Single-Frauen oft als unvollständig oder unglücklich dargestellt, während Single-Männer als unabhängig und frei gelten. Doch entsprechen diese Stereotypen der Realität? Haben feste Beziehungen für Frauen tatsächlich einen höheren Stellenwert als für Männer?
Ein Team aus Forschern um Iris Wahring, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität in Berlin, hat mehr als 50 wissenschaftliche Studien zu Geschlechterunterschieden in heterosexuellen Beziehungen analysiert. Das Ergebnis war überraschend und unerwartet, wie es in einer Mitteilung der Universität heißt.
Sogar Einfluss auf Lebenserwartung
"Männer sind offenbar tendenziell stärker darauf fokussiert, feste Beziehungen einzugehen", berichtet Wahring über die Erkenntnisse aus der Studie. Zudem wirkten sich diese Beziehungen bei Männern positiver auf Wohlbefinden und Gesundheit aus als bei Frauen. "Selbst die Lebenserwartung von Männern hängt stärker davon ab, ob sie in einer festen Beziehung leben, als das bei Frauen der Fall ist."
Außerdem stellten die Forschenden fest, dass Männer in einer festen Beziehung seltener als Frauen die Trennung initiieren. Nach einer Trennung würden Männer demnach eher Einsamkeit empfinden und weniger dazu neigen, die positiven Seiten der Trennung zu sehen.
Frauen profitieren von sozialem Umfeld
Für ihre Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "Behavioral and Brain Sciences" erschienen ist, haben die Forschenden die Befunde aus mehr als 50 psychologischen und soziologischen Studien ausgewertet. Die gewonnenen Daten haben sie in einem Modell zusammengeführt, das Geschlechtsunterschiede in verschiedenen Phasen von Beziehungen berücksichtigt.
Mit dem Modell versuchten die Forschenden auch, die Gründe für ihre Beobachtungen abzuleiten. Diese liegen demnach vor allem in den jeweiligen emotionalen Bedürfnissen: "Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Frauen typischerweise mehr emotionale Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld erhalten als Männer", so Wahring. Daher seien heterosexuelle Männer stärker von ihrer festen Partnerin abhängig, um ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen als heterosexuelle Frauen. "Kurz gesagt, feste Beziehungen sind psychologisch wichtiger für Männer als für Frauen."
Partnerin wichtige Stütze für Männer
"Soziale Normen haben einen Einfluss darauf, dass Frauen häufiger Emotionen mit anderen teilen und sich gegenseitig stärker unterstützen als Männer das tun", ergänzt Paul van Lange, Co-Autor der Studie. "Schon kleine Kinder erleben diese Normen, denen zufolge es für Mädchen viel üblicher und angemessener ist als für Jungen, Emotionen und Verletzlichkeiten zu teilen."
Ohne eine Partnerin fehle es Männern daher oft an sozialen Kontakten - also Menschen, denen gegenüber sie sich öffnen können und die sie emotional unterstützen. Das könne weitreichende Konsequenzen für Gesundheit und Wohlbefinden haben.
Die Studie beruht ausschließlich auf Befunden zu heterosexuellen Beziehungen, zumeist in westlichen Industrieländern. "Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede es bei Männern und Frauen in homosexuellen Beziehungen oder in anderen Kulturen gibt, diese Fragen müssen zukünftige Studien beantworten", so van Lange.
Quelle: ntv.de, kst