Studie legt sich fest Führt Tempo 120 auf Autobahnen zu weniger Verkehrstoten?
24.09.2025, 16:49 Uhr Artikel anhören
Ob sich die Ergebnisse auf ein generelles Tempolimit übertragen lassen, ist laut der Forscherin Maike Metz-Peeters von der Uni Bochum offen.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Tempo 120 auf Autobahnen könnte Leben retten. Laut einer Analyse würde die Zahl der Verkehrstoten um ein Drittel sinken, schwere Unfälle würden ebenfalls deutlich weniger. Doch nicht alle Fragen zur Wirkung eines generellen Tempolimits sind geklärt.
Ein Tempolimit von 120 Kilometern je Stunde auf Deutschlands Straßen könnte einer Studie zufolge die Zahl der Verkehrstoten um rund ein Drittel senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Wissenschaftlerin der Ruhr-Universität Bochum laut einer Mitteilung nach der Auswertung von Daten. Tempo 120 würde die Unfälle mit Schwerverletzten demnach um 26 Prozent senken, die Zahl der Verkehrstoten sogar um 35 Prozent.
Die letzte große Studie dazu wurde zwischen 1974 und 1977 durchgeführt. Also vor über 45 Jahren, wobei sich Fahrzeugtechnik und Straßenbau seitdem deutlich weiterentwickelt haben.
Gesamtes Autobahnnetz untersucht
Maike Metz-Peeters vom Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Angewandte Ökonometrie der Universität Bochum stellte für ihre Studie einen Datensatz zusammen, der rund die Hälfte des gesamten Autobahnnetzes umfasst und die Jahre 2017 bis 2019 abdeckt. Berücksichtigt wurden Informationen etwa zu Straßenzustand, Verkehrsaufkommen, Wetter und regionalen Faktoren. Analysiert wurde der Datensatz mit einer Methode des kausalen Machine Learnings.
"Vereinfacht ausgedrückt sucht der Algorithmus Straßenabschnitte, die sich in den relevanten Eigenschaften möglichst ähnlich sind und sich nur darin unterscheiden, dass sie ein Tempolimit haben oder nicht", betonte Metz-Peeters. Eine vergleichbare Datenbasis gebe es bisher nicht.
Fast 60 Todesopfer weniger pro Jahr?
Hochgerechnet auf alle bisher unbeschränkten Abschnitte auf bundesdeutschen Autobahnen würde ein Tempolimit von 120 km/h demnach jährlich Unfälle mit 58 Todesopfern, etwa 904 Schwerverletzten sowie rund 1375 Leichtverletzten verhindern. Die dadurch einzusparenden Unfallkosten belaufen sich der Studie zufolge auf etwa 216 Millionen Euro pro Jahr.
"Allerdings ist schwer vorherzusagen, ob sich die Ergebnisse auf ein generelles Tempolimit im gesamten Autobahnnetz übertragen lassen", räumte die Forscherin ein. Möglich sei, dass sich Fahrgewohnheiten anpassen und die Unfallzahlen noch stärker sinken könnten. Andererseits könnten Tempolimits aber auch ihre Signalwirkung verlieren, weil sie gefährliche Stellen besonders hervorheben, weshalb Unfallzahlen auf bisher beschränkten Abschnitten auch steigen könnten. Diese Fragen blieben demnach aber offen.
Quelle: ntv.de, kst/AFP