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Frühzeitige Beeinträchtigungen Alzheimer-Zeichen schon Jahre vor Diagnose sichtbar

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Es gibt frühe Anzeichen für Alzheimer, die meist unbemerkt bleiben.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Wenn Alzheimer oder Demenz diagnostiziert werden, ist es für eine Behandlung schon zu spät. Doch offenbar deuten sich die Erkrankungen weit früher an, als bisher angenommen. Eine britische Studie stellt schon Jahre vor der Diagnose Auffälligkeiten bei späteren Demenz-Patienten fest.

Ein Forschungsteam aus Großbritannien hält es für möglich, Anzeichen von Demenz bereits Jahre vor der offiziellen Diagnose zu erkennen. Forschende der Cambridge University veröffentlichten eine entsprechende Studie in der Fachzeitschrift der Alzheimer's Association "Alzheimer's & Dementia".

Für ihre Arbeit hatten sie Daten der UK Biobank analysiert, die unter anderem Informationen über die Diagnosen der Teilnehmenden sammelt, aber auch Daten aus einer Reihe von Tests, darunter Problemlösungen, Gedächtnisleistungen, Reaktionszeiten und Griffstärke, sowie Daten zu Gewichtsabnahme und -zunahme und zur Anzahl der Stürze. Die Auswertung dieser Datensätze ergab frühzeitige Beeinträchtigungen in mehreren Bereichen.

Menschen, die später an Alzheimer erkrankten, schnitten im Vergleich zu gesunden Personen schlechter ab, wenn es um Problemlösungsaufgaben, Reaktionszeiten, das Merken von Zahlenlisten, das prospektive Gedächtnis (unsere Fähigkeit, uns daran zu erinnern, etwas später zu tun) und Pair-Matching ging. Dies galt auch für Menschen, die eine seltenere Form der Demenz entwickelten, die als frontotemporale Demenz bekannt ist.

Menschen, die später an Alzheimer erkrankten, hatten zudem in den letzten 12 Monaten mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Sturz als gesunde Erwachsene. Diejenigen Patienten, die später eine seltene neurologische Erkrankung entwickelten, die als progressive supranukleäre Lähmung (PSP) bekannt ist und das Gleichgewicht beeinträchtigt, hatten ein mehr als doppelt so hohes Sturzrisiko wie gesunde Personen.

Subtile Zeichen

Nol Swaddiwudhipong, Assistenzarzt an der University of Cambridge und der federführende Autor der Studie, wird in einer Mitteilung der Universität mit der Einschätzung zitiert: "Als wir uns die Krankengeschichten der Patienten anschauten, wurde deutlich, dass sie einige Jahre, bevor ihre Symptome offensichtlich genug wurden, um eine Diagnose zu veranlassen, eine kognitive Beeinträchtigung aufwiesen." Die Beeinträchtigungen seien oft subtil, erstreckten sich aber über eine Reihe von Aspekten der Kognition hinweg.

Derzeit gibt es nur sehr wenige wirksame Behandlungen für Demenz. Experten zufolge ist dies teilweise darauf zurückzuführen, dass die Erkrankung oft erst diagnostiziert wird, wenn Symptome auftreten. Das zugrunde liegende Problem kann aber bereits Jahre oder sogar Jahrzehnte früher begonnen haben. Das bedeutet, dass es zu dem Zeitpunkt, an dem Patienten an klinischen Studien teilnehmen, bereits zu spät sein kann, um den Verlauf der Krankheit zu ändern.

Bisher war unklar, ob es möglich sein könnte, Veränderungen der Gehirnfunktion vor dem Auftreten von Symptomen zu erkennen. Swaddiwudhipong sieht in den jetzt veröffentlichten Ergebnisse aber einen Schritt, "um die am stärksten gefährdeten Personen - zum Beispiel Menschen über 50, Menschen mit Bluthochdruck oder Bewegungsmangel - zu untersuchen und früher einzugreifen, um ihnen zu helfen, ihr Risiko zu verringern".

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 14. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, sba

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