Erster Fall in Kanada Teenager mit Vogelgrippe ins Krankenhaus eingeliefert
11.11.2024, 13:49 Uhr Artikel anhören
Das Vogelgrippevirus H5N1 wird nach derzeitigem Forschungsstand zwischen Kühen hauptsächlich über die Milch übertragen.
(Foto: picture alliance / BSIP)
Die Vogelgrippe grassiert derzeit unter Milchkühen in den USA und steckt auch immer wieder Menschen an. Jetzt erreicht das Virus auch das Nachbarland Kanada. Ein Teenager muss im Krankenhaus behandelt werden. Derweil befürchten US-Behörden eine hohe Dunkelziffer an Infektionen.
In Kanada ist ein Teenager mit Vogelgrippe ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es handelt sich um den ersten Verdachtsfall im Land, wie die Behörden mitteilten. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes der Provinz British Columbia vermuten, dass die H5N1-Infektion wahrscheinlich von einem Vogel oder einem anderen Tier stammt. Die genaue Ansteckungsquelle und mögliche Kontaktpersonen müssten noch ermittelt werden.
"Das ist ein seltenes Ereignis", sagte die Gesundheitsbeauftragte von British Columbia, Bonnie Henry. "Wir führen eine gründliche Untersuchung durch, um die Quelle der Exposition vollständig zu verstehen." Darüber, wie es dem Teenager geht oder wie schwer er erkrankt ist, gibt es bislang keine Informationen.
Dunkelziffer wahrscheinlich deutlich höher
Die Vogelgrippe tritt in erster Linie bei Wildvögeln und Geflügel auf, infiziert aber in jüngster Zeit immer mehr Säugetiere - auch Menschen. Laut der Weltgesundheitsorganisation wurden seit 2003 weltweit 903 Fälle von H5N1 bei Menschen festgestellt, darunter 464 tödliche Infektionen. Seit März dieses Jahres verbreitet sich das Virus rasant unter Milchkühen in den USA. In rund 450 Milchviehbetrieben in 15 Bundesstaaten wurde der Erreger bereits nachgewiesen, 46 Menschen haben sich mit dem Virus infiziert.
Diese Zahl ist wahrscheinlich deutlich zu niedrig angesetzt. Denn viele Infektionen von Menschen mit H5N1 werden offenbar nicht entdeckt. Beim Testen von Mitarbeitern in Betrieben, in denen das Virus bei Kühen festgestellt wurde, sei eine Infektionsrate von sieben Prozent festgestellt worden, berichtete die US-Gesundheitsbehörde CDC.
Mutationen befürchtet
Insgesamt wurden für die Untersuchung zwischen Juni und August 115 Blutproben von Mitarbeitern in Betrieben in zwei Bundesstaaten genommen. 8 der Proben hätten gezeigt, dass die Mitarbeiter sich jüngst mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt hatten. Nur einige von ihnen hatten leichte Krankheitssymptome. Alle untersuchten Mitarbeiter gaben laut CDC an, Kühe zu melken oder den Melkstand zu reinigen.
Nach derzeitigem Forschungsstand wird H5N1 zwischen Kühen hauptsächlich über die Milch übertragen. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden bislang nicht nachgewiesen. Die CDC schätzt das Risiko für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering ein.
Forscher befürchten allerdings, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpassen kann, wenn es verbreitet in ihnen zirkuliert. Eine Studie, die im August veröffentlicht wurde, zeigte eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier, auch zwischen Tierarten, etwa von Kühen auf Katzen. Mutationen des Virus, die zu einer verbesserten Übertragbarkeit von H5N1 auf den Menschen führen würden, wurden bisher nicht entdeckt.
Quelle: ntv.de, hny