Schonzeit für Allergiker endet Temperatursprung bringt Pollenexplosion
21.02.2025, 15:18 Uhr Artikel anhören
Die Pollen aus dem männlichen Blütenstand einer Erle.
(Foto: picture alliance / WILDLIFE / D.Harms)
Die meisten Menschen freuen sich auf höhere Temperaturen. Doch für Pollenallergiker ist die ohnehin schon kurze Schonzeit damit vorbei. Mit dem angekündigten Temperatursprung am Wochenende werden massenhaft Pollen freigesetzt. Erlen- und Haselpollen sind schon unterwegs.
Mit den frühlingshaften Temperaturen am Wochenende nimmt auch der Pollenflug wieder Fahrt auf. Vor allem Erlen- und Haselpollen werden sich massenhaft auf ihren Weg durch die Luft machen und damit Allergikern die typischen Symptome bescheren. "Durch den sprunghaften Temperaturanstieg werden neben Erlen- und Haselpollen, die bereits vor dem Wintereinbruch aktiv waren, nun auch große Mengen von Pappel-, Ulmen- und sogar Weidenpollen hinzukommen und Pollenallergikern schwer zu schaffen machen", sagt ntv-Wetterexperte Björn Alexander. Durch die plötzliche Wärme würden die Pollen explosionsartig in großen Mengen freigesetzt. Betroffene sollten sich auf die erhöhte Pollenbelastung vorbereiten.
Mittlerweile leidet jeder Dritte in Europa an einer Pollenallergie, bis 2050 könnte es sogar jeder Zweite sein. Sie ist damit die häufigste aller Allergien. Der sprunghafte Anstieg bei der Pollenallergie, die im Volksmund auch Heuschnupfen genannt wird, ist Folge der Erderwärmung und höheren Schadstoffbelastungen der Luft. Ebenso sehen Fachleute in der westlichen Ernährung einen entscheidenden Faktor für die Entstehung von Allergien.
Klimawandel ist ein Allergietreiber
Durch die Erwärmung der Erde beginnt die Pollensaison immer früher im Jahr und endet immer später. "Die ersten Pollen werden oftmals schon im Januar registriert und die Blütezeit geht bis weit in den Herbst hinein", so Alexander. Das bedeutet: Pollenallergiker haben kaum noch Schonzeiten.
Hinzu kommen sogenannte Neophyten, also Pflanzen, die ursprünglich nicht in Deutschland heimisch waren, sich aber nun hierzulande ausbreiten. Die hochallergene Ambrosia oder der Götterbaum sind zwei Beispiele dafür. 2024 wurde ein Anstieg der Ambrosiapollen von etwa 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert, erklärte erst kürzlich Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID). Das hat große Auswirkungen auf alle, die allergisch auf die Pollen dieser Pflanze reagieren.
Mehr Schadstoffe in der Luft, mehr Pollen
Auch die Luftqualität hat Einfluss auf die Menge der Pollen. In Regionen mit hohen Schadstoffbelastungen geben Pflanzen mehr Pollen ab. Vor allem in Städten konnten Forschende diesen Effekt nachweisen. Die Produktion von mehr Pollen ist offenbar eine Reaktion auf Stress, der durch die Schadstoffe in der Luft ausgelöst wird. Auf die Bedrohung folgt eine Anpassung. Es handelt sich also um eine Überlebensstrategie der Pflanze, die zum gesundheitlichen Problem für Pollenallergiker wird.
Außerdem haben Forschende die westliche Lebensweise als Risikofaktor für die Entwicklung von Allergien ausgemacht. Neben dem sogenannten Bauernhof-Effekt, bei dem Kinder, die im ländlichen Raum aufwachsen, wesentlich seltener an Allergien erkranken als Stadtkinder, gibt es auch bedenkliche Effekte durch die westliche Ernährung. "Durch viel Zucker und eine faserstoffarme Ernährung können sich im Darm schlechtere Bakterien ausbreiten und die Diversität von Laktobazillen nimmt ab", sagt Torsten Zuberbier, Vorstandsvorsitzender des ECARF und Leiter der Abteilung für Allergiefolgenforschung an der Charité.
Ein so verändertes Mikrobiom stehe im Verdacht, Allergien zu fördern, so Zuberbier. Untersuchungen dazu wurden bereits am ECARF-Institut, also der Europäischen Stiftung für Allergieforschung, durchgeführt. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse wird für März erwartet.
Quelle: ntv.de, jaz