In die flache Nordsee verirrt Todesursache des Pottwals von Sylt steht fest
25.03.2025, 14:32 Uhr Artikel anhören
Der Unterkiefer des Pottwals soll von einem Spezialisten bei Bremerhaven präpariert werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein junger Pottwal wird Mitte Februar tot vor der Küste Sylts geborgen. Seitdem untersuchen Wissenschaftler den tonnenschweren Kadaver. Jetzt finden sie die Ursache für den Tod des gigantischen Tieres. Die Analysen sind damit aber noch nicht abgeschlossen.
Der tot vor Sylt geborgene Pottwal ist vermutlich an seinem eigenen Gewicht erstickt. Davon gehe man derzeit aus, sagte Joseph Schnitzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum. "Die Tiere sind dafür gebaut, um sich in Wassersäulen zu bewegen", so Schnitzler. Tidengewässer seien Phänomene, die sie nicht kennen. Wenn ein Pottwal auf Grund liege, werde er von seinem eigenen Körpergewicht erdrückt. "Der Tidenhub war sein Todesurteil", sagte Schnitzler der "Bild"-Zeitung.
Warum sich der junge Walbulle in die relativ flache Nordsee verirrt hatte, können die Experten des Instituts, das zur Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gehört, aktuell nicht sagen. Als er vor Sylt entdeckt wurde, war er schon länger tot. Es gebe verschiedene Hypothesen, warum Wale sich in der Nordsee verirren, sagte Schnitzler. Dazu gehören etwa der Klimawandel, gestörte Magnetfelder und der Schiffsverkehr. Aber auch in früheren Zeiten verirrten sich immer wieder Wale in dieses Gewässer.
Ortungssystem auf Tiefsee ausgelegt
Pottwale, die mehr als 20 Meter lang werden und teils über 50 Tonnen schwer sein können, sind die größten Zahnwale der Welt. Verirren sich die Tiere in die flache Nordsee, stranden sie oft - wie 2016, als 30 Pottwale hier verunglückten, davon 12 im deutschen Wattenmeer. Die Forscher, die die toten Wale 2016 untersuchten, gehen davon aus, dass es nicht nur einen Grund für die Strandungen gab.
Hinweise auf Krankheiten oder Schwächungen fanden die Forscher damals nicht. Bekannt ist aber: Geraten die Wale in die flacheren Randbereiche der Nordsee, funktioniert ihr Ortungssystem nicht mehr so gut. Denn Pottwale, die sonst bis zu 2000 Meter tief tauchen, orientieren sich per Schall über ein Echolot - ein System, das eigentlich auf die Tiefsee ausgelegt ist.
Doch auch wenn die Todesursache feststeht, gehen die Untersuchungen in Büsum weiter. Die Wissenschaftler haben viele Proben genommen, die weiter analysiert werden. "Wir freuen uns auf die Resultate", sagte Schnitzler. Auch weil man sehr wenig über junge, männliche Pottwale wisse. Die Forscher hoffen etwa, etwas über die genetische Herkunft des Tieres herauszufinden. Zudem soll ein toxikologisches Profil erstellt werden. Im Fettgewebe von Walen sind etwa Chemikalien und andere Schadstoffe teilweise sehr lange nachweisbar.
Quelle: ntv.de, hny/dpa