Umstrittenes DesinfektionsmittelTriclosan reichert sich in Zahnbürsten an

Zähneputzen dient der allgemeinen Gesundheit. Doch es scheint tatsächlich darauf anzukommen, welche Zahnpasta man benutzt. Ein bedenklicher Inhaltsstoff sammelt sich in den Borsten und wird nach einem Wechsel der Zahnpastasorte wieder abgegeben.
Zahnpasta, Seife, Klopapier und Sportbekleidung: Es ist in vielen Dingen des Alltags versteckt. Triclosan heißt das chemische Desinfektions- und Konservierungsmittel, das bereits aus vielen Arztpraxen und Krankenhäusern verbannt wurde, weil man nicht ausschließen kann, dass es gesundheitsschädlich ist und zu Resistenzen führt. In den Dingen des Alltags hingegen ist Triclosan oftmals noch enthalten. Selten ist der Stoff dagegen in der Liste der Inhaltsstoffe aufgeführt. Grund genug für Forscher, zu untersuchen, wie sich Triclosan verhält, wenn es in einer Zahnpasta steckt.
Für ihre Untersuchung ließ das Forscherteam um Jie Han von der University of Massachusetts einen Roboter drei Monate lange mit 22 verschiedenen Bürsten Zähne putzen. Dafür wurden sechs verschiedene tricolosanhaltige Zahncremes verwendet. Die Forscher stellten danach fest, dass sich das Triclosan in den Borsten der Zahnbürsten anreichert. Je dünner und weicher die Borsten der Bürsten waren, umso größer waren die Mengen an Triclosan, die sich darin festsetzten. "Mehr als ein Drittel der Bürsten enthielt dadurch das Sieben- bis Zwölffache der normalerweise in einer Zahnpastaportion enthaltenen Triclosan-Dosis", berichtet Han.
Freisetzung bei Sortenwechsel
Die Anreicherung in den Borsten ist allerdings nicht das eigentliche Problem. Das tritt erst auf, wenn man zu einer triclosanfreien Zahnpastasorte, aber nicht gleichzeitig die Zahnbürste wechselt. In diesem Fall geben die Bürsten beim Putzen das gespeicherte Triclosan wieder ab - und zwar über einen Zeitraum von ungefähr zwei Wochen hinweg. In den ersten zwei bis drei Tagen waren die abgegebenen Konzentration beim Putzen sogar höher als beim Putzen mit triclosanhaltigen Zahncremes. Und noch etwas stellten die Forscher fest. Die aus den Borsten gelösten Triclosanpartikel waren sogar stärker bioverfügbar als die, die direkt aus den Zahncremes stammten.
Auch wenn die Werte, die die Forscher bei ihren Untersuchungen fanden, nicht die gängigen Grenzwerte überschritten, sehen sie dennoch darin eine unkontrollierte und unerwünschte Belastung bei den Verbrauchern, die darüber aufgeklärt werden sollten. Sie sind sich sicher, dass solche versteckte Belastungen auch von anderen Alltagsprodukten ausgehen könnten. Das jedoch muss erst durch weitere Untersuchungen aufgedeckt werden.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Environmental Science & Technology.
Wer nun auf Nummer sicher gehen will und vor hat die Sorte seiner Zahnpasta zu wechseln, der sollte gleichzeitig auch seine Zahnbürste erneuern.