Zufällig entdecktVersuchsmittel wirkt bei drei Infektionen

Durch Infektionen, die Parasiten übertragen, sterben jährlich tausende Menschen. Vor allem in Entwicklungsländern sind die Behandlungsmöglichkeiten beschränkt. Doch das könnte sich bald ändern.
Mit "drei auf einen Streich" könnte man die Ergebnisse eines Forscherteams unter Leitung der Genomics Institute of the Novartis Research Foundation zusammenfassen. Die Wissenschaftler testeten die Wirkung von mehr als zwei Millionen chemische Verbindungen und stellten fest, dass im Versuch mit Säugetierzellen ein einziger Stoff gleich bei drei verschiedenen Infektionen anschlägt. Dabei handelte es sich um die Afrikanische Schlafkrankheit, die Chagas-Krankheit und die sogenannte Leishmaniose. Jährlich sterben weltweit rund 50.000 Menschen an den Folgen einer dieser drei Infektionen, 20 Millionen Menschen infizieren sich neu damit.
Auch wenn alle drei Erkrankungen in verschiedenen Gebieten der Erde verbreitet sind und außerdem ganz unterschiedliche Krankheitsbilder mit sich bringen, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Sie werden von Insekten übertragen, die einzellige Parasiten, sogenannte Kinetoplasten in sich tragen. Auf der Grundlage dieser Gemeinsamkeit machten sich die Forscher auf die Suche nach der gemeinsamen Schwäche und wurden durch einen glücklichen Zufall fündig.
Testmäuse wurden gesund
Auf der Grundlage eines vielversprechenden Ausgangsstoffs wurden chemische Modifikationen vorgenommen, so dass eine Vielzahl neuer Verbindungen entstand. Ziel war es, so die Wirkung der Teststoffe zu verstärken, damit tatsächlich ein Medikament entsteht. Bei neuen Tests reagierten nicht nur die Parasiten in der Petrischale, sondern auch die infizierten Mäuse im Labor. Sie wurden geheilt. "Die Tatsache, dass der Stoff auf alle drei Parasiten abzielt, ist etwas ganz Besonderes", zitiert BBC News die Einschätzung der Ergebnisse von Elmarie Myburgh von der University of York, die ebenfalls an der Untersuchung mitgearbeitet hat.
Dennoch bieten die Ergebnisse nur einen ersten Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen. "Die Parasiten sind sehr gefährlich und befallen die Menschen in den ärmsten Teilen der Welt. Erschwingliche Medikamente zu finden, ist unsere Herausforderung", betont Stephen Caddick, Direktor der Abteilung Innovation bei der Wellcome Trust research charity, die sich an der Finanzierung der Studie beteiligt hat, bei BBC News.
Die Ergebnisse veröffentlichen die Forscher in der aktuellen Ausgabe der "Nature".