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Gefahr beim Einatmen der Sporen Was einen Schimmelpilz noch tödlicher macht

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Aspergillus fumigatus gehört zu den verbreitetsten Spezies auf der Erde überhaupt, der Pilz findet sich von der Antarktis bis zur Sahara praktisch überall.

Aspergillus fumigatus gehört zu den verbreitetsten Spezies auf der Erde überhaupt, der Pilz findet sich von der Antarktis bis zur Sahara praktisch überall.

(Foto: picture alliance / BSIP)

Eine Studie enthüllt eine tödliche Allianz: Ein Schimmelpilz, der schwere Lungenentzündungen auslöst, wird durch einen Virus noch gefährlicher. Forschende zeigen erstmals, wie der virale Helfer Infektionen beim Menschen verstärkt. Neue Therapien könnten helfen.

Aspergillus fumigatus ist ein weltweit verbreiteter Schimmelpilz, der unter anderem in Blumenerde, Kompost oder feuchten Wänden lebt. Das klingt zunächst unscheinbar, doch beim Menschen kann er schwere Lungenentzündungen auslösen, wenn seine Sporen eingeatmet werden. In Deutschland infizieren sich Schätzungen zufolge 5000 Menschen jedes Jahr mit diesem Mikroorganismus. Er ist für mehr als 90 Prozent der lebensbedrohlichen Aspergillosen verantwortlich - also Atemwegsinfektionen, deren Erreger den ganzen Körper erfassen. Jeder zweite Infizierte stirb daran. Nun zeigt eine Studie aus Israel, die im Fachjournal "Nature" erschienen ist, dass der Schimmelpilz dabei nicht allein agiert. Er wird demnach von einem Virus unterstützt, das den Pilz widerstandsfähiger macht - und Infektionen beim Menschen deutlich verschlimmert.

Das Forschungsteam um Marina Campos Rocha von der Hebräischen Universität in Rehovot fanden heraus, dass A. fumigatus häufig mit dem sogenannten AfuPmV-1M-Virus infiziert ist. Dieser virale "Untermieter" vermehrt sich in den Zellen des Schimmelpilzes und verleiht ihm erstaunliche Kräfte: Er bildet mehr Sporen, trotzt besser Stressfaktoren wie Hitze oder Sauerstoffradikalen und kann dem menschlichen Immunsystem länger standhalten. In Tierversuchen überlebte der Pilz mit Virus deutlich länger in der Lunge und verursachte schwerere Krankheitsverläufe als ohne.

Damit liefern die Forschenden eigenen Angaben zufolge den ersten Beleg, dass sogenannte Mykoviren - also Viren in Pilzen - auch für die menschliche Gesundheit relevant sind. Bislang war nur bekannt, dass virenbefallene Pilze Pflanzen stärker schädigen können. "Die Viren verursachen selbst keine Krankheit, aber sie bestimmen mit, wie aggressiv sich der Pilz im Körper verhält", erklärt Studienautorin Neta Shlezinger.

Die Entdeckung eröffne eine neue therapeutische Möglichkeit, so die Autoren: Statt direkt den Pilz zu bekämpfen, könnten künftig Medikamente gegen das Virus helfen, heißt es in der Studie. In Mäusen führte eine Behandlung mit dem antiviralen Wirkstoff Ribavirin dazu, dass die Infektionen schneller abklangen und die Überlebenschancen stiegen, heißt es in der Studie. Ob sich dieser Ansatz auch bei menschlichen Patienten bewährt, wollen die Forschenden nun in klinischen Studien prüfen.

Quelle: ntv.de, hny

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