Unicef-Bericht über Lage in Entwicklungsländern Diskriminierung behinderter Kinder nimmt zu
30.05.2013, 12:41 Uhr
Nur 5 bis 15 Prozent der behinderten Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern bekommen Hilfsmittel wie Rollstühle.
(Foto: dpa)
Ein neuer Unicef-Bericht zur Situation der Kinder in der Welt zeigt ein erschreckendes Bild auf. Viele behinderte Kinder in armen Ländern werden von der Gesellschaft ausgeschlossen und teilweise sogar verfolgt. Die Organisation fordert nun, dass in der Öffentlichkeit ein Umdenken stattfinden muss.
Behinderte Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern leiden oft unter Diskriminierung, großer Armut und Isolation. Sie und ihre Familien zählen "weltweit zu den am stärksten benachteiligten und gefährdeten Menschen" - zu diesem Ergebnis kommt der internationale Unicef-Jahresbericht "Zur Situation der Kinder in der Welt 2013". Die Kinder würden als minderwertig angesehen und teils auch aus Aberglaube verfolgt. Unwissenheit und Stigmatisierung müssten überwunden, die Rechte und Fähigkeiten dieser Kinder in den Fokus gerückt werden.
Hunger und Kriege größte Probleme
Zu den größten Ursachen für die schweren körperlichen und geistigen Behinderungen zählen Hunger und Mangelernährung, die weltweit rund 165 Millionen Kinder beeinträchtigen. In der Folge drohen jedes Jahr zwischen 250.000 und 500.000 Kinder und Jugendliche an einem Vitamin-A-Mangel zu erblinden. Auch Blutarmut führt häufig zu Behinderungen - fast jedes zweite Kind im Vorschulalter leidet unter einer Anämie. Impfungen können einige schwere Behinderungen wie Kinderlähmung verhindern. Sie stehen aber oft nicht zur Verfügung.
In Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien werden laut UN-Kinderhilfswerk viele Minderjährige schwer verletzt. Allein durch Minen oder Blindgänger werden 1000 Kinder jährlich verstümmelt oder getötet. Auf Hilfen warten die meisten Überlebenden allerdings vergeblich. Nur 5 bis 15 Prozent der Behinderten in den ärmsten Ländern haben Hilfsmittel wie Rollstühle.
Aberglaube führt zu Verfolgung
Behinderte Kinder haben dem Bericht zufolge ein drei- bis viermal höheres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Vernachlässigung und Missbrauch treffen sie laut Bericht besonders häufig. Auch ihre "Behandlung" fällt in Entwicklungsländern häufig gewalttätig aus, etwa mit Elektroschocks, Zwangssterilisierungen und Zwangsabtreibungen. Auch wird Behinderten mitunter der Zugang zu sauberem Wasser oder Latrinen verweigert, weil viele glauben, sie würden diese vergiften. Meist würden die behinderten Kinder deshalb in Heimen untergebracht. Sie gingen auch seltener zur Schule.
Wie viele Kinder mit Behinderungen es weltweit genau gibt, ist nach Unicef-Angaben auch deshalb unklar, weil sich viele Regierungen nicht um das Thema kümmerten. Verlässliche Informationen gebe es nur in wenigen Ländern. Als "unsichtbare" Heranwachsende würden ihnen elementare Rechte in Schulen, öffentlichen Gebäuden und dem täglichen Leben vorenthalten. Unicef verlangt nun, dass tiefsitzende Vorurteile und Unwissenheit abgebaut werden müssen.
Quelle: ntv.de, dpa