Panorama

Flammendrama in russischer Psychiatrie Patienten im Schlaf überrascht

Für die meisten der 38 Patienten einer psychiatrischen Klinik nahe Moskau kommt jede Hilfe zu spät. Das Feuer bricht aus, als sie schlafen. Einige versuchen noch zu entkommen, werden aber von den Rauchgasen vergiftet. Viele Fenster waren vergittert. Die Patienten sollen unter starken Beruhigungsmitteln gestanden haben.

Rettungskräfte bergen die Leichensäcke.

Rettungskräfte bergen die Leichensäcke.

(Foto: dpa)

Bei einem nächtlichen Brand in einer psychiatrischen Klinik bei Moskau sind 38 Menschen ums Leben gekommen. Der Brand habe die Insassen im Schlaf überrascht, berichteten die Behörden. Medienberichten zufolge standen die Patienten unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel, ihre Fenster waren vergittert, zudem traf die Feuerwehr erst nach einer Stunde vor Ort ein.

Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums brach der Brand gegen 02.00 Uhr morgens (00.00 Uhr MESZ) in einem der vier Gebäude der Psychiatrischen Klinik Nr. 14 in der Ortschaft Ramenski rund 40 Kilometer vor Moskau aus. Er breitete sich rasch in dem Holzbau aus dem Jahr 1952 aus. Zu dem Zeitpunkt befanden sich 38 Patienten und drei Vertreter des Pflegepersonals in dem Gebäude. Nur drei konnten sich retten, darunter eine Krankenschwester. Für alle anderen, darunter zwei weitere Pflegerinnen, kam jede Hilfe zu spät.

Möglicherweise hat ein kettenrauchender Patient den Brand ausgelöst.

Möglicherweise hat ein kettenrauchender Patient den Brand ausgelöst.

(Foto: dpa)

Die Feuerwehr benötigte laut ihrem Regionalchef Wadim Belowoschin mehr als eine Stunde statt der üblichen 20 Minuten, um vor Ort einzutreffen. Die nächste Kaserne ist demnach 50 Kilometer von dem Dorf entfernt, zusätzlich mussten die Einsatzwagen wegen einer Straßensperre einen Umweg nehmen. Erst um 04.42 Uhr war der Brand unter Kontrolle, das Gebäude war fast vollständig zerstört.

Sofa in Flammen

Unklar war, was den Brand auslöste. Die Behörden leiteten Ermittlungen ein und schlossen weder einen Kurzschluss der maroden Leitungen noch Brandstiftung aus. Zudem ermittelten sie wegen möglicher Missachtung der Brandschutzregeln. Einer der überlebenden Patienten berichtete dem Ermittlungskomitee, dass ein unter Entzug stehender Neuankömmling im Ruheraum der Klinik ununterbrochen geraucht habe. In der Nacht dann habe der Patient gesehen, wie das Sofa in Flammen stand, sagte eine Vertreterin des Komitees der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Laut einem Sprecher der Rettungsmannschaften löste der Brandalarm ganz normal aus. Eine Krankenschwester sei davon wach geworden und habe gerade noch zwei Patienten, einen Mann und eine Frau, durch den bereits brennenden Flur mit sich ins Freie retten können.

"Ganz schön schwierige" Patienten

In der Klinik werden nach Angaben des Chefarztes vor allem schwere Alkoholiker und Drogenabhängige behandelt. Er beschrieb die Patienten als "ganz schön schwierig". Nach der von den Behörden veröffentlichten Liste waren die Patienten zwischen 20 und 70 Jahre alt, der jüngste wurde 1993 geboren. Gouverneur Andrej Worobjew rief für Samstag in der Region Moskau einen Trauertag aus. Die Hinterbliebenen sollen eine Entschädigung von umgerechnet 12.275 Euro pro Familie erhalten.

Verheerende Brände sind in den oft mangelhaft ausgestatteten kommunalen Gebäuden in Russland keine Seltenheit: 2009 starben bei einem Brand in einem Altenheim der nordrussischen Republik Komi 23 Menschen, 2007 kamen 63 Ältere bei einem Brand ihres Heims in der südrussischen Region Krasnodar ums Leben. Ende 2006 starben bei einem vermutlich durch Brandstiftung entfachten Feuer in einem Entzugszentrum für Drogenkranke 45 Frauen. Auch damals waren die Fenster vergittert und der Notausgang versperrt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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