Panorama

Kein Verrat während der Militärdiktatur Pater verteidigt Papst Franziskus

Bergoglio war während der Zeit der Militärdiktatur oberster argentinischer Jesuit.

Bergoglio war während der Zeit der Militärdiktatur oberster argentinischer Jesuit.

(Foto: AP/dpa)

Wie nah waren sich Papst Franziskus und das frühere Militärregime in seiner Heimat? Diese Frage begleitet den neugewählten Papst seit seiner Wahl. Nun meldet sich derjenige, der es wissen muss: einer der Pater, die er denunziert haben soll. Er spricht Franziskus von jedem Verdacht frei.

Der einst von der argentinischen Militärjunta verhaftete Jesuitenpater Franz Jalics hat klar gestellt, dass der heutige Papst Franziskus ihn nicht denunziert hatte. "Dies sind nun die Tatsachen: Orlando Yorio und ich wurden nicht von Pater Bergoglio angezeigt", teilte Jalics mit. Bergoglio war zu der Zeit Provinzial der Jesuiten in Argentinien.

Kurz nach seiner Wahl zum Papst waren Spekulationen über ein angebliches Fehlverhalten Bergoglios laut geworden. Medienberichten zufolge soll er sich nicht hinreichend für seine Mitbrüder Jalics und Yorio eingesetzt haben, die monatelang in Haft kamen und gefoltert wurden. "Früher neigte ich selber zu der Ansicht, dass wir Opfer einer Anzeige geworden sind. Ende der 90er Jahre aber ist mir nach zahlreichen Gesprächen klar geworden, dass diese Vermutung unbegründet war", sagte Jalics nun.

Der Jesuit hatte bereits kurz nach dem Konklave eine Erklärung veröffentlicht, die aber unterschiedlich interpretiert worden war. "Ich kann keine Stellung zur Rolle von P. Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen", hatte Jalics unter anderem geschrieben. Der Vatikan hatte Spekulationen über die Rolle des heutigen Papstes Franziskus in der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983) scharf zurückgewiesen und als Verleumdungskampagne bezeichnet.

Yorio ist mittlerweile verstorben. Jalics lebt in einem Exerzitienhaus im oberfränkischen Wilhelmsthal (Landkreis Kronach), das er einst selbst gegründet hat. Nach Angaben seines Ordens hält er sich derzeit in Ungarn auf.

Heiligsprechung für Juntaopfer

Argumente für eine Entlastung des Papstes kamen auch aus Argentinien. Bergoglio habe im Mai 2011 als Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz den Heiligsprechungsprozess für drei Opfer der Militärdiktatur angestoßen, sagte der Franziskaner-Vikar Friar Horacio Zabala. Es geht demnach um das Schicksal der beiden katholischen Priester Carlos de Dios Murias und Gabriel Longueville sowie des Laien Wenceslao Pedernera, die im Jahr 1976 getötet worden waren.

Die im Zuge des Vorgehens der Junta gegen die Linke des Landes ermordeten Priester waren im Juli 1976 in der Provinz La Rioja tot aufgefunden worden. Ihre Leichen zeigten deutliche Folterspuren. Der Argentinier Murias und der Franzose Longueville waren damals unter dem Bischof von La Rioja, Enrique Angelelli, tätig, der Menschenrechtsverletzungen in Argentinien angeprangert hatte und im August desselben Jahres getötet wurde. Murias und Longueville seien "nicht politisch aktiv gewesen", sie hätten nur "die Wahrheit gepredigt", sagte Zabala.

Der Prozess der Heiligsprechung sei eingeleitet worden, nachdem die Bischofskonferenz ihre Zustimmung gegeben habe, sagte Zabala. Eine der beiden Kommissionen habe ihre Arbeit bereits beendet, die historische Kommission zur Analyse des Lebens der Getöteten werde ihre Arbeit "2013 oder 2014" beenden können. Erst danach kann das Dossier dem Vatikan zugesandt werden.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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