Panorama

Fluss verseucht, Anwohner verunsichert Tausende tote Fische in der Alz

Nach einem Brand in einer Chemiefabrik am Fluss Alz sterben tausende Fische, Anwohner haben Angst um ihr Trinkwasser, die Behörden raten davon ab, Grundwasser zu benutzen oder mit dem Flusswasser in Berührung zu kommen. "Wir gehen davon aus, dass auf 15 Kilometer alles hin ist", heißt es beim BUND.

Greenpeace-Aktion im Jahr 2006 an beziehungsweise in der Alz.

Greenpeace-Aktion im Jahr 2006 an beziehungsweise in der Alz.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

An der Alz, einem gut 60 Kilometer langen Fluss in Oberbayern, hat es einen schweren Chemieunfall gegeben. Nach Berichten von Augenzeugen schwimmen tausende tote Fische in dem Fluss. Betroffen sind die letzten 15 Kilometer, bevor die Alz in den Inn mündet. Auf diesem Abschnitt fließt der Fluss durch das Naturschutzgebiet Untere Alz.

Ursache für die Vergiftung des Flusses, der sich zwischen Chiemsee und Inn erstreckt, ist ein Brand beim Chemieunternehmen Clariant im Industriepark Gendorf acht Kilometer südlich von Altötting. Dabei gelangte verseuchtes Löschwasser in die nahe Alz.

Anwohner berichteten n-tv.de, dass in der Alz derzeit aufgrund eines Umweltskandals ein großes Fischsterben stattfinde. Vorsorglich werde empfohlen, "in den betroffenen Gebieten das Grundwasser bis auf weiteres nicht mehr zur Bewässerung von Nutzpflanzenflächen und Spielflächen des Gartenbereichs zu verwenden", teilte der Sprecher des Landratsamt, Markus Huber, mit. Eine Familie, die ihr Trinkwasser über einen Brunnen beziehe, sei "vorsorglich dazu angehalten" worden, "den Verbrauch auszusetzen". Spaziergänger seien aufgerufen, "den Kontakt mit dem Wasser der Alz zu vermeiden".

"Auf 15 Kilometer alles hin"

Der BUND in Altötting zeigte sich empört. "Wir verstehen nicht, wie Löschwasser unbemerkt in die Alz fließen konnte, wie also Rückhaltestrategien völlig versagt haben", erklärten die Umweltschützer auf ihrer Homepage. Ihnen zufolge wurde die Katastrophe überhaupt erst von "werks-externen Bürgern" erkannt und angezeigt. "Wir gehen davon aus, dass auf 15 Kilometer alles hin ist", beschreibt BUND-Mitglied Eveline Merches den Schaden in einem Telefonat mit n-tv.de. Dies betreffe nicht nur Fische, sondern auch Klein- und Kleinstlebewesen.

Den Behörden zufolge ist das Leitungswasser in den Gemeinden an der Alz nicht betroffen, da es aus Brunnen stamme, die nicht mit der Alz verbunden seien. Allerdings weist der BUND darauf hin, dass bereits einmal Perfluoroctansäure von der Alz ins Leitungswasser gelangt sei. Dies passiere nicht sofort, heißt es beim BUND, sei auf lange Sicht aber wohl nicht auszuschließen.

Bei dem Gift, das in die Alz gelangte, handelt es sich laut Landratsamt um Genamin LA 302D, eine Substanz, die auch unter dem Namen N,N-Dimethyl-1-dodecanamine geführt wird. Nach Angaben des Drug Information Portal der medizinischen Nationalbibliothek der USA sorgt Genamin LA 302D für eine erhöhte Gewichtszunahme bei Tieren. Offenbar sorgt es auch für eine Vergiftung von Wasser - laut Landratsamt wirkt es giftig auf Wasserorganismen.

Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein lässt Wasserproben sowie tote Fische untersuchen. Auch aus dem Inn wurden Proben entnommen. In der Alz werde zudem ein sogenanntes Sediment-Monitoring durchgeführt, teilte das Landratsamt mit. Der Industriepark Gendorf erklärte, die Untersuchungen liefen "auf Hochtouren". Auch die Polizei ermittle zur Ursache des Brandes, meldete die "Passauer Neue Presse".

Bereits Ende 2006 hatten Greenpeace-Aktivisten darauf hingewiesen, dass die Alz hochgradig mit Abwassern belastet ist. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein stuft den Fluss bislang als "mäßig belastet" ein. Das dürfte sich demnächst ändern.

Quelle: ntv.de, hvo

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