"Der Speer" des Präsidenten Zumas Penis erregt Südafrika
24.05.2012, 11:47 UhrEin Bild, das den Penis des Präsidenten zeigt, sorgt für Streit in Südafrika. Natürlich geht es um die Freiheit der Kunst. Doch zugleich geht es um Rassismus. Denn der Präsident ist schwarz, der Künstler weiß. Ein Weißer und ein Schwarzer haben das Bild zerstört. Auch ihre Festnahme trug rassistische Züge.
Ein Porträt des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma erregt die Gemüter des Landes. Es heißt "Der Speer", doch ein Wurfspieß ist keineswegs auf dem Bild zu sehen. Sondern ein Penis. Das heißt: Ein Penis war darauf zu sehen, jetzt sieht man nichts mehr. Doch der Reihe nach.
Bereits seit dem 10. Mai zeigt die renommierte Goodman Gallery in Johannesburg die Ausstellung "Heil dem Dieb" mit Bildern des südafrikanischen Pop-Art-Künstlers Brett Murray. Der Titel der Ausstellung ist ein Wortspiel: "Hail to the Thief" spielt auf das amerikanische Lied "Hail to the Chief" an, das bei öffentlichen Auftritten des US-Präsidenten gespielt wird. Die Ausstellung zeigt satirische Arbeiten, es geht, so die Galerie, um den Missbrauch von Macht und um politische Dummheit.
Eines der Bilder ist besagtes Ganzkörperporträt von Zuma. Der Präsident ist darauf in einer Pose zu sehen, die einem Propagandaplakat des russischen Revolutionsführers Lenin nachempfunden ist. Mit einem Unterschied: Murrays Zuma hat sein Geschlechtsteil aus der Hose hängen.
In Südafrika provozierte das Bild eine Debatte über die Freiheit der Kunst. Der das Land regierende und dominierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) will die Leinwand verbieten lassen. Zuma selbst beklagte, sein konstitutionelles Recht auf Würde und Privatsphäre sei verletzt worden. Ein Prozess vor dem South Gauteng High Court in Johannesburg war am Dienstag auf diesen Donnerstag vertagt worden.
Zwei Mal X, ein Mal Öl
Doch der Penis ist längst verschwunden. Am Dienstag stürmten zwei Männer die Galerie und beschmierten das Gemälde. Der erste sprühte ein dickes rotes Kreuz auf Zumas Gemächt und ein weiteres auf sein Gesicht, der zweite schmierte schwarze Ölfarbe über das ganze Bild. Währenddessen demonstrierten vor dem Gerichtsgebäude ein paar Hundert ANC-Anhänger gegen den Künstler und sein Werk. Eines ihrer Schilder trug die Aufschrift (die sich auf Englisch reimt): "Brett, du stinkst wie eine Ratte".
Der Mann, der das rote Kreuz auf Zumas Lendenregion gesprüht hat, ist wie der Künstler ein weißer Südafrikaner. "Wir haben ganz andere Probleme in Südafrika als ein Gemälde", sagte Barend la Grange der südafrikanischen Zeitung "Mail & Guardian". Seine roten Kreuze sollten einen ungültigen Wahlzettel symbolisieren.
"Das erste X war gegen die ANC-geführte Regierung, von der ich denke, dass sie in die falsche Richtung läuft, und das zweite X war gegen Leute, die sich über unseren Präsidenten lustig machen", sagte La Grange, der sich als "politischen Hobby-Kommentator" bezeichnete und Journalisten auf seine Website verwies, die er im Vorfeld der Wahlen von 2009 angelegt hatte.
Nachwehen der Apartheid
Der Galerie warf er vor, die rassistischen Vorurteile der südafrikanischen Vergangenheit fortzuführen. "Ich habe in der Apartheid gelebt, ich habe das System nicht beherrscht, aber ich habe davon profitiert. Ich fand es nur richtig, als Weißer, dieses unsensible Ding zu zerstören, das ebenfalls von einem Weißen geschaffen worden war."
Dass kurz nach ihm der 25-jährige Louis Mabokela das Bild ebenfalls beschmierte, war offenbar reiner Zufall. Seine Aktion zeigte allerdings, dass La Granges Analyse über den Rassismus im Südafrika von heute so falsch nicht ist: Auf Videobildern sieht man, dass Mabokela von einem schwarzen Wachmann sehr hart angefasst und mit einem Kabelbinder gefesselt wird, während La Grange lediglich sacht festgehalten wird. Sowohl Mabokela und La Grange wie auch der Wachmann wurden schließlich festgenommen.
Am Donnerstag, während des Verbotsverfahrens, versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude erneut Hunderte Anhänger Zumas. Richterin Fayeeza Kathree-Setiloane betonte, es handele sich um einen Fall "von großer nationaler Bedeutung".
Hintergrund des Gemäldes sind - reale und mutmaßliche - sexuelle Aktivitäten Zumas. Von einem Vergewaltigungsvorwurf wurde er 2006 freigesprochen. In dem Verfahren äußerte Zuma, er habe geduscht, um sich gegen eine Übertragung von HIV zu schützen. Der Präsident hat vier Ehefrauen und, nach offiziellen Angaben, 21 Kinder. Polygamie wird in Südafrika toleriert - zumindest solange nur ein Mann und viele Frauen daran beteiligt sind.
Quelle: ntv.de