Camembert und Co. für Peking Käsepionier will Chinesen begeistern
18.07.2009, 12:10 UhrEs begann in den Bergen von Korsika mit einem Stück Ziegenkäse und einem Plausch unter Nachbarn. Liu Yang studierte Internationalen Handel auf der französischen Mittelmeerinsel und wohnte Seite an Seite mit einem korsischen Käser. "Er hat mich Ziegenkäse probieren lassen, und ich fand ihn köstlich", sagt Liu. Heute, acht Jahre später, unterhält der 35-Jährige eine eigene Käserei in Peking und will mit Camembert und Co. den chinesischen Markt erobern. Noch werden die Kreationen dort mit Argwohn betrachtet.

Noch stehen die Chinesen dem französischen Weichkäse eher skeptisch gegenüber.
(Foto: Pixelio: wrw)
Während er in seiner Käserei im Norden Pekings frische Milch in einen großen Bottich kippt, erinnert sich Liu an seine Zeit auf Korsika: "Manchmal hat mein Nachbar seinen Käse rübergebracht, der stank richtig, und ich habe chinesischen Baijiu-Likör beigesteuert, und wir haben zusammen gegessen und getrunken." Der Nachbar weckte Lius Liebe zum Käse und so begann er eine Käser-Ausbildung an einer örtlichen Agrarschule. "Alle meine Mitschüler kamen aus Käser-Familien und alle waren Franzosen - ich war der einzige Ausländer und konnte keinen Käse machen, aber sie haben sich wirklich um mich gekümmert", sagt er. Liu beschloss, nach China zurückzukehren und sich auf die Käserei zu spezialisieren.
Käse = Fettleibigkeit
Im Gegensatz zu Frankreich sind die Käseliebhaber in China dünn gesät. Viele Chinesen haben Probleme mit der Verdauung von Milchprodukten und setzen Käse mit Fettleibigkeit gleich. Nach einer Studie des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International nahm der Käsekonsum in China in den vergangenen Jahren jedoch deutlich zu, allerdings wird immer noch vor allem weiter verarbeiteter Käse wie Schmelzkäse gegessen wird.
"Unverarbeiteter Käse taucht im Einzelhandel kaum auf, da die Leute nicht wissen, wie man ihn isst", heißt es in dem Bericht. Laut der Website der Nahrungsmittelindustrie 21food.com deuten steigende Käse-Importe jedoch darauf hin, dass "nach Milch, Milchpulver und Joghurt Käse ein weiterer heißer Trend in China werden könnte".
Lius Frau ist (fast) überzeugt
Davon könnte Liu profitieren, der 2007 Liu nach Peking zurückkehrte und dort seine Käserei gründete. "Ich begann damit, Käse in meiner Küche zu machen, und dann ging ich jeden Tag ins Restaurant, weil ich nicht mehr kochen wollte", sagt er. Auch seine Frau begann er für Käse zu begeistern. "Zuerst mochte sie keinen Käse, aber jetzt mag sie Brocciu, korsischen Schafskäse, und langsam lernt sie auch Camembert schätzen", sagt Liu. Von den Vorzügen von Blauschimmelkäse konnte er seine Gattin aber noch nicht überzeugen.
Im Juni eröffnete Liu seinen Laden. Einen Teil des Gebäudes hat er zur Käserei mit Kühlraum umgebaut. "Ich habe meine gesamten Ersparnisse dafür aufgebraucht." Demnach steckte er umgerechnet gut 10.000 Euro in das Geschäft, allein die Hälfte kostete der Käsebottich mit Thermometern, den ihm ein befreundeter Ingenieur vor Ort baute. Teile der Ausstattung ließ er aus Frankreich kommen.
Käse mit Zucker
Gewinn hat Lius Käserei bisher nicht abgeworfen. Bei den vielen in Peking lebenden Ausländern wirbt der Käsepionier mit Verkostungen und einem Lieferservice für seine Produkte. Allmählich will er seine Käsekreationen nach französischer Art aber auch an seine Landsleute verkaufen. "Chinesische Kunden mögen Brocciu und Frischkäse, obwohl sie dann Zucker hineintun wollen", erklärt Liu. "Ich habe ihnen aber noch keinen kräftigeren Käse gegeben."
Quelle: ntv.de, Marianne Barriaux, AFP