Neue Luftangriffe in Syrien Russland bombardiert nicht nur den IS
01.10.2015, 16:58 Uhr
Der Westen und die syrische Opposition werfen Russland vor, gemäßigte Rebellen in Syrien zu bekämpfen. Jetzt gibt der Kreml zu, neben dem IS auch andere Extremistengruppen anzugreifen. Die Ziele sucht Moskau gemeinsam mit Assads Armee aus.
Russland setzt ungeachtet der Kritik an seinem Syrien-Einsatz seine Luftangriffe fort und nimmt dabei nach eigenen Angaben auch andere Rebellengruppen als den Islamischen Staat (IS) ins Visier. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums bombardierten russische Kampfflugzeuge in der Nacht vier IS-Stellungen.
In libanesischen Medien war von mindestens 30 Angriffen allein an diesem Donnerstag die Rede. Ein Regierungssprecher in Moskau sagte, die Bombardements richteten sich generell gegen eine Reihe bekannter Islamistenorganisationen, nicht nur gegen den IS.
Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge, wurden ein Munitionslager bei Idlib und eine Kommandozentrale des IS bei Hama getroffen. Bei Homs sei eine Anlage zerstört worden, in der Autos für Sprengstoffanschläge präpariert würden, hieß es in Moskau weiter.
Der libanesische Sender al-Mayadeen TV hatte zuvor berichtet, Schwerpunkt von mindestens 30 russischen Angriffen sei die nordwestliche Stadt Dschisr al-Schughur gewesen. Dort seien auch Verbände des Al-Kaida-Ablegers Nusra-Front stationiert. In der Provinz Idlib seien weitere Ziele unter Beschuss genommen worden. Die Region ist strategisch besonders wichtig, weil sie nahe der Hochburg von Präsident Baschar al-Assad in Latakia am Mittelmeer liegt. Auch die weiter südlich gelegene Provinz Hama sei bombardiert worden.
Moskau bestreitet zivile Opfer
Russland hatte am Vortag erste Luftangriffe in Syrien geflogen und erklärt, IS-Ziele zerstört zu haben. Assad-Gegner erklärten umgehend, es seien auch Teile der Provinz Homs ins Visier genommen worden, die nicht vom IS kontrolliert werden. Kritiker vermuteten, Russland könnte eher auf Rebellen zielen, die seit Jahren gegen den mit Russland verbündeten Assad kämpfen.
Westliche Kritik an der Intervention wies Russlands Außenminister Sergej Lawrow entschieden zurück. Ins Visier genommen würden nur Stellungen von "Terroristen", sagte er nach einem Treffen mit US-Chefdiplomat John Kerry in New York. Er wies Vorwürfe von sich, die Attacken hätten auch gemäßigten Rebellen gegolten, und es habe zivile Opfer gegeben.
Ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte, Russland richte seine Angriffe in Syrien nicht nur gegen den IS. "Die Ziele werden in Zusammenarbeit mit dem syrischen Militär in Syrien ausgewählt", führte Dmitri Peskow aus. Die Koordination mit anderen Ländern funktioniere.
Die Außenminister der USA und Russlands hatten zuvor angekündigt, Militärexperten beider Länder sollten sich enger absprechen. So solle verhindert werden, dass sich die USA und Russland in Syrien versehentlich in die Quere kommen. Die USA und Frankreich fliegen ebenfalls Angriffe gegen den IS in Syrien.
Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa