Pressestimmen

Kundus-Oberst wird General "Das Signal ist richtig und wichtig"

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Georg Klein gelang es, durch alle juristischen Prüfungen zu rutschen, ohne dass auch nur ein einziges Mal Anklage erhoben wurde. Und schon gar nicht gab es einen Schuldspruch. Der Berufssoldat selbst hat sich in der Öffentlichkeit seither nie geäußert. In geheimer Tagung vor dem Parlamentsausschuss berichtete Klein jedoch, dass er sich als Christ immer wieder Vorwürfe mache, weil durch sein Handeln Frauen und Kinder gestorben seien. Fast drei Jahre nach der Bombardierung bekommt der Oberst jetzt auch von der Bundeswehr eine späte Genugtuung: Der inzwischen 51-Jährige wird zum General befördert.

Georg Klein wird ein Schreibtisch-General.

Georg Klein wird ein Schreibtisch-General.

(Foto: dapd)

Der Kommentator der Frankfurter Allgemeine blickt kritisch auf die Beförderung Kleins und weist darauf hin, dass wohl nie geklärt werden wird, ob Oberst Klein am 4. September 2009 verhältnismäßig handelte oder nicht. "Für die einen hatte Klein höchstens 'Verfahrensfehler' begangen, für andere, insbesondere Angehörige der Toten, war er zum 'Mörder' geworden. Die Bundesanwaltschaft stellte jedenfalls im April 2010 die Ermittlungen (...) ein (...). Dass der Oberst jetzt in den Generalsrang erhoben wird, ist aber mehr als nur 'eine ganz normale Beförderung', wie der Bundeswehrverband abwiegelnd meint. Vielmehr stellt sich das Verteidigungsministerium hinter den Soldaten, der sich als voll rehabilitiert fühlen darf."

"Im öffentlichen Umgang mit dem Militär geht es in Deutschland ja leider nicht immer nach rationalen Erwägungen", schreibt der Kommentator der Stuttgarter Nachrichten und nimmt damit Klein in Schutz. Er erinnert daran, wie Klein zeitweise als "mutmaßlicher Kriegsverbrecher dargestellt wurde. Wie in der sogenannten 'Gorch-Fock'-Affäre der Kapitän des Schulschiffs mit ein paar berechtigten, vor allem aber mit einer Fülle frei erfundener Vorwürfe malträtiert und flugs abgelöst wurde. (...) Solche Reaktionen ersticken genau das, was die Bundeswehr ihren Unteroffizieren und Offizieren unablässig einbläut: Verantwortung übernehmen, Initiative ergreifen auch in Gefahr und auf Risiko. Eine schrumpfende Truppe, deren militärische Aufgaben in Zukunft eher komplizierter werden als zuletzt, bleibt darauf mehr denn je angewiesen. Deshalb ist das Signal so richtig und wichtig, das von Kleins (Regel-)Beförderung ausgeht."

Auch für die Neue Osnabrücker Zeitung geht die Beförderung Kleins formal in Ordnung, weil dieser juristisch gesehen eine weiße Weste hat. "Dennoch lässt sich nachvollziehen, dass sich Hinterbliebene der Opfer enttäuscht zeigen. Und es ist wichtig, diese moralische Dimension nicht auszublenden, gerade in einem Krieg wie in Afghanistan. So gewinnt der Westen nicht die Herzen der Afghanen, so verliert er den Krieg. Das wissen gerade die Offiziere der Nato am Hindukusch am besten. Und das wusste auch Oberst Klein, als er das Feldlager in Kundus befehligte und in der fraglichen Nacht den US-Bombern die Anordnung zur Zerstörung der von den Taliban entführten Tanklastzüge gab."

Für die Ludwigsburger Kreiszeitung ist die Beförderung Kleins indes keine gute Nachricht. Sie schreibt: "Klein war schon sehr gut damit bedient, dass er nach den Kundus-Befehlen Oberst bleiben konnte, wenn auch nicht mehr im Außeneinsatz. Dass er nun vom Verteidigungsministerium aber noch zum General befördert werden soll, ist allerdings eine Provokation. Dahinter steckt die höchst fragwürdige Botschaft an die Truppe: Wer Fehler macht, hat bei uns nichts zu befürchten, denn wo gehobelt wird, fallen Späne. Für die Zivilbevölkerung in den Einsatzgebieten, aber auch für die Anhänger der Bundeswehr als Friedensarmee ist das wahrlich keine gute Nachricht."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Peter Richter

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