Wirtschaft

Mit Vollgas in die Panik Polizei stoppt Toyota-Kunden

Mit der Geschichte einer dramatische Rettungsaktion bei San Diego erreicht die Pannenserie für Toyota neue Dimensionen: Als sein Wagen ungewollt immer schneller wird, ruft ein Prius-Fahrer in höchster Not die Polizei. Mit rabiaten Methoden holt ein Beamter das renitente Fahrzeug schließlich von der Straße.

Motor aus und Ruhe bewahren: Auch die Toyota-Probleme beschleunigen unkontrolliert.

Motor aus und Ruhe bewahren: Auch die Toyota-Probleme beschleunigen unkontrolliert.

(Foto: REUTERS)

In den USA hat es erneut einen Vorfall mit einem unkontrolliert beschleunigenden Toyota-Fahrzeug gegeben. In Kalifornien soll ein Toyota Prius unkontrollierbar über eine Schnellstraße gerast sein. Der Fahrer berichtete, das Gaspedal habe geklemmt. Erst ein zu Hilfe gerufener Highway-Polizist konnte das Gefährt letztlich stoppen - er setzte sich mit seinem Streifenwagen vor das Hybridauto und bremste es herunter.

"Toyota hat einen Techniker nach San Diego geschickt, um die Meldung zu untersuchen", teilte der leidgeplagte japanische Hersteller mit. Wie am Tag nach dem Vorfall bekannt wurde, war der 61-jähriger Fahrer eines Toyota Prius auf der viel befahrenen Interstate 8 bei San Diego unterwegs, als er nach Angaben der Autobahnpolizei merkte, wie sein Wagen von alleine immer schneller wurde.

Zunächst habe der Fahrer eigenen Angaben zufolge aufs Gaspedal getreten, um ein anderes Auto zu überholen. Dabei habe sich das Pedal plötzlich verklemmt. Er habe versucht, es mit der Hand zu lockern und die Fußmatte wegzuziehen. Dies habe aber nicht geholfen.

Matthew Schwall, Toyotas Chefingenieur in den USA wirbt bei einer Informationsveranstaltung um Vertrauen.

Matthew Schwall, Toyotas Chefingenieur in den USA wirbt bei einer Informationsveranstaltung um Vertrauen.

(Foto: AP)

Der Wagen habe schließlich auf mehr als 90 Meilen (rund 150 Kilometer die Stunde) beschleunigt. Der 61-jährige wusste sich nicht anders zu helfen, als den Notruf zu wählen. Ein herbeigeeilte Polizist gab über Lautsprecher Anweisungen: Der Fahrer sollte die Automatik auf Neutral stellen und mit aller Kraft bremsen. Das Auto wurde langsamer. Mit Hilfe des Streifenwagens als "Prellbock" stoppte der Prius schließlich nach knapp 50 Kilometern seine Irrfahrt.

Pannen helfen der Konkurrenz

Die Lokalzeitung "San Diego Union-Tribune" beschrieb den Vorfall in allen Einzelheiten. Der Vorfall wurde just an dem Tag bekannt, als Toyota mit einer technischen Demonstration Vorwürfe entkräften wollte, Probleme mit dem elektronischen Kontrollsystem hätten zu plötzlicher und ungewollter Beschleunigung geführt.

Der betroffene Wagen, ein Prius mit Baujahr 2008, gehört zu den Modellen, die Toyota wegen rutschender Fußmatten zurückgerufen hat. Die Teppiche können sich mit den Gaspedalen verkeilen, warnte der Hersteller.

Der Fahrer sagte, er habe ebenfalls eine Aufforderung erhalten, sich bei seiner Werkstatt zu melden. Der Händler habe ihn aber wieder weggeschickt - sein Wagen stehe nicht auf der Liste.

Weltweit ruft Toyota 8,5 Mio. Wagen wegen rutschender Fußmatten, klemmender Gaspedale und kurzzeitig aussetzender Bremsen zurück - darunter sechs Millionen allein in den USA. Von letzterem Defekt ist das 2010er Modell des Prius betroffen. Das Problem mit dem klemmenden Gaspedal wollte der Hersteller mit dem Einsetzen eines zusätzlichen Bauteils beheben.

US-Politiker vermuten, dass der wahre Grund für das ungewollte Beschleunigen aber in der Elektronik zu suchen ist. Toyota verneinte dies in Reaktion auf den jüngsten Vorfall erneut ausdrücklich. Gegenteilige Untersuchungen wies der Hersteller als fachlich mangelhaft zurück.

In den USA werden mittlerweile 52 Todesfälle mit den technischen Problemen bei Toyota-Fahrzeugen in Verbindung gebracht. Beweise für jeweils rein technische Unfallursachen liegen bislang nicht vor. Die Zahl der eingegangenen Beschwerden über plötzliche und ungewollte Beschleunigung von Toyota-Autos stieg Medienberichten zufolge auf 3300.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/AFP

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