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Nur bisschen langsam beim Laden Kia Niro EV hat das Zeug zum Volks-Stromer

Vor allem im Frontbereich hat sich das Design des neuen Kia Niro stark verändert.

Vor allem im Frontbereich hat sich das Design des neuen Kia Niro stark verändert.

(Foto: Kia)

Mehr als 1000 PS, vier Motoren, riesige Akkus: Die Superlative der Elektro-Mobilität machen Eindruck, sind aber nicht unbedingt sinnvoll. Der Kia Niro EV bleibt hingegen erfreulich bodenständig. Allerdings ist seine Schnellladetechnik nicht schnell genug und die Autobahn-Reichweite ist nicht die größte.

Seit 2016 hat Kia mit dem Niro einen Grenzgegner zwischen SUV- und Kompakt-Genre im Programm. Bei deutschen Autokunden weckte der Koreaner wohl auch aufgrund seines biederen Designs bislang nur mäßiges Interesse. Das könnte sich mit seiner seit Sommer verfügbaren Neuauflage ändern. Diese bietet neben einer deutlich kesseren Optik außerdem in der EV-Version einen für den Alltag vernünftig dimensionierten E-Antrieb.

Schon ein SUV oder noch ein Kompakter? So ganz festlegen will sich der neue, 4,42 Meter lange Niro nicht.

Schon ein SUV oder noch ein Kompakter? So ganz festlegen will sich der neue, 4,42 Meter lange Niro nicht.

(Foto: Kia)

Dank 4,42 Meter langer Fünftürer-Karosserie und 2,72 Meter Radstand beeindruckt der neue Niro mit einem großzügigen Raumangebot. Vorne gibt es für die Beifahrerseite noch einen aufpreispflichtigen Entspannungssitz, der während längerer Ladepausen zum Verweilen in Liegeposition einlädt. Auch im Fond ohne Kardantunnel sitzt man kommod.

Die Lehne der Rückbank lässt sich in der Neigung verstellen oder umklappen. Dann wächst das Gepäckabteil von 475 auf beinahe 1400 Liter. Außerdem ist unterm Kofferraumboden Platz für Kleinkram, unter der Fronthaube gibt es einen 20-Liter-Frunk fürs Ladekabel. Für Einkauf, Familie und viele Hobbys ist also mehr als genug Entfaltungsspielraum vorhanden.

Hinter seiner elektrisch öffnenden Heckklappe bietet der Niro EV einen fast 1400 Liter großen Kofferraum.

Hinter seiner elektrisch öffnenden Heckklappe bietet der Niro EV einen fast 1400 Liter großen Kofferraum.

(Foto: Kia)

Reicht dieser nicht, lässt sich an einer im Zubehör-Shop des Herstellers erhältlichen Kupplung ein bis zu 750 Kilogramm schwerer Anhänger festmachen. Wer mit dem Niro EV in die freie Natur will, hat stets einen Adapter mit 230-Volt-Steckdose an Bord, der zum Betrieb von E-Grill oder Kühlbox Strom aus der Traktionsbatterie bereitstellt.

WLTP-Reichweite: 460 Kilometer

Der Akku mit rund 65 kWh ist großzügig dimensioniert. Laut WLTP beträgt die Reichweite 460 Kilometer, im Stadtverkehr sollen sogar über 600 Kilometer drin sein. Auf flott gefahrenen Autobahntouren blieben davon allerdings nur rund 300 Kilometer übrig. Fernreisende sollten es also nicht allzu weit und eilig haben, denn bei Tempo 130 steigt der Verbrauch auf gut 20 kWh. Wird von der bordeigenen Navigation eine Ladepause eingeplant, geht das Nachtanken schneller, denn dann konditioniert die Bordelektronik den Akku thermisch auf optimale Ladeperformance vor.

Der Niro EV ist ein Nasenlader. Der Vorteil: Man muss sich nicht fragen, ob die Ladeklappe auf der rechten oder linken Seite ist.

Der Niro EV ist ein Nasenlader. Der Vorteil: Man muss sich nicht fragen, ob die Ladeklappe auf der rechten oder linken Seite ist.

(Foto: Kia)

Doch selbst an Hyper-Chargern sind 80 kW das höchste der Gefühle. Ohne Vorkonditionierung fließt sogar deutlich weniger Energie in den Akku. Für ein Aufladen bis 80 Prozent an Schnellladesäulen sollte man 45 Minuten und vielleicht ein Nickerchen auf dem Entspannungssitz einplanen.

Ansonsten angenehmes Langstreckenauto

Sieht man von der Ladeperformance und Autobahn-Reichweite ab, erlebt man den Niro EV als angenehmes Langstreckenauto. Er gleitet komfortabel und verbindlich dahin, ist leise und durchzugsstark. Der Sprint auf 100 km/h ist nach weniger als 8 Sekunden erledigt, maximal sind - wie bei E-Autos mit Eingang-Getriebe üblich - rund 170 km/h drin. Der eine Motor mit 150 kW/204 PS reicht jedenfalls völlig aus. Ob im Eco-, Normal- oder Sportmodus: Den 1,7-Tonner erlebt man stets als spritzig. Zwei, drei oder gar vier Motoren? Im lediglich einmotorigen Niro EV verspürt man eigentlich keinen Wunsch nach dem Power-Protz der E-Auto-Welt.

In einer Ladeschale in der Mittelkonsole lassen sich Smartphones kabellos mit Strom versorgen.

In einer Ladeschale in der Mittelkonsole lassen sich Smartphones kabellos mit Strom versorgen.

(Foto: Kia)

Etwas schneller könnte allerdings das vielseitig talentierte und vernetzte Infotainmentsystem arbeiten. Ohne weitere Mätzchen lassen sich dafür Apple- und Android-Smartphones mit dem Bordsystem verbinden. In einer speziellen Schale darf das Telefon zudem kabellos Stromlinge nuckeln. Ohnehin gefällt der Niro mit seinem aufgeräumten und funktionalen Digital-Cockpit sowie mit tadelloser Verarbeitung und schicken Materialien. Einige davon sind vergleichsweise umweltfreundlich, wie der zu 56 Prozent aus recycelten Papierfasern gefertigte Dachhimmel oder die Sitzbezüge aus Bio-Polyurethan mit Anteilen aus Eukalyptusblättern.

Außerdem sind viele Assistenzsysteme an Bord. Allerdings sind nicht alle Helferlein serienmäßig dabei, was bei einem Basispreis von immerhin 47.600 Euro ein wenig verwundern mag. Allerdings bietet Kia optional nur einige wenige Ausstattungspakte an, mit denen sich der Preis auf maximal knapp über 53.000 Euro bis zur Vollausstattung steigern lässt.

Technische Daten

  • Fünftüriges SUV, Länge: 4,42 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,57 Meter, Radstand: 2,72 Meter, Kofferraumvolumen: 475 bis 1.392 Liter
  • Frontantrieb mit einem Elektromotor, Systemleistung 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment 255 Nm, Eingang-Automatikgetriebe, Batterie mit 64,8 kWh
  • 0-100 km/h: 7,8 s, Vmax: 167 km/h
  • Stromverbrauch: 16,2 kWh/100 km (WLTP kombiniert)
  • max. Reichweite 460 km (WLTP), Testverbrauch, 20,2 kWh
  • Preis: 47.590 Euro.

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x

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