Schwacher Einstieg in die Woche Dax im Minus erwartet
28.02.2011, 08:03 UhrAm deutschen Aktienmarkt zeichnet sich zum Wochenauftakt ein schnelles Ende der jüngsten Erholung ab: Der hohe Ölpreis bereitet den Anleger offenbar doch größere Kopfschmerzen. Dazu kommen die neuen Wachstumsziele aus China.
Die Erholung für den deutschen Aktienmarkt dürfte zu Wochenbeginn schon wieder zu Ende sein. Banken und Broker sehen den Dax zur Eröffnung leicht unter seinem Freitagsschluss von 7185 Punkten. Der deutsche Leitindex hatte am Freitag mit einem Plus von 0,8 Prozent seine mehrtägige Talfahrt wegen des Aufstandes in Libyen vorerst beendet.
Die US-Börsen hatten am Freitag nach Handelsschluss ihre Gewinne noch leicht ausgebaut. Der Dow-Jones-Index schloss 0,5 Prozent höher auf 12.130 Punkten. Der S&P 500 legte 1,1 Prozent auf 1319 Zähler zu. Der Nasdaq-Composite erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 2781 Stellen.
Die Börse in Japan drehte im späten Geschäft ins Plus. Der Nikkei-Index schloss 0,9 Prozent höher bei 10.624 Punkten. Der Shanghai-Composite notierte 0,8 Prozent höher bei 2900 Stellen.
Mit Blick auf die internationale Nachrichtenlage befassten sich die Händler am Morgen neben den Ölpreisen und den Entwicklungen in Libyen vor allem mit Details zum neuen Fünf-Jahresplan, die Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao wenige Tage vor einer wichtigen Parteiveranstaltung bekannt gegeben hatte (siehe: " ").
Nach dem Willen der Regierung in Peking soll Chinas Wirtschaft demnach in den kommenden fünf Jahren langsamer wachsen als bisher. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) solle zwischen 2011 und 2015 um durchschnittlich 7 Prozent im Jahr steigen, hatte Wen in einem Online-Chat angekündigt. Im letzten Fünfjahresplan war noch ein Wachstum von jährlich 7,5 Prozent anvisiert worden. Im Jahr 2010 war die Wirtschaft um rund 10 Prozent expandiert. Der Ministerpräsident bekräftigte zudem, gegen die Inflation und soziale Ungerechtigkeiten im Lande vorgehen zu wollen.
Auf Unternehmensebene rechneten Händler am Morgen bei den Autobauern mit einer weiteren Erholung. Die Aufwärtsbeschleunigung der Branchentitel habe am Freitag erst relativ spät eingesetzt. "Da waren viele nicht mehr am Markt", sagte ein Händler. Das Sentiment sollte am Montag unter anderem von den günstigen VW-Zahlen weiter gestützt werden, meinte er.
Belastende Kursvorgaben machte ein Händler im europäischen Luftfahrtsektor aus. In Sydney gaben die Aktien der Fluggesellschaft Qantas um 2,1 Prozent, Singapore Airlines fielen um 2,3 Prozent zurück. "Anleger stellen sich zunehmend die Frage, ob steigende Umsätze das teure Öl noch kompensieren können", sagte ein Händler. Zumindest kurzfristig dürften Investoren sich mit Blick auf eine nachlassende Gewinndynamik daher zurückhalten. Korean Air und Asiana Airlines büßten zwischen 3 und 6 Prozent ein. "Seit Jahresbeginn haben Lufthansa 10 Prozent verloren", stellte ein Händler fest. Am Freitag habe es Schnäppchenkäufe gegeben. Sollte der Ölpreis wieder nachgeben, sei eine kräftige Kurserholung zu erwarten.
Im Wochenverlauf erwartet der Markt von der EZB-Sitzung am Donnerstag Hinweise zur Geldpolitik im Euroraum. Durch die höheren Energiekosten wird mit einer weiter steigenden gerechnet - viele Analysten erwarten deshalb, dass die Notenbank mit ihrer Entscheidung für eine Zinsanhebung nicht mehr allzu lange warten wird.
Die meisten Experten rechnen mit einem ersten Zinsschritt im Herbst. "Es ist nachvollziehbar, dass das Thema Inflation auf der Agenda der EZB steht, denn es würde ihre Glaubwürdigkeit bei der Inflationsbekämpfung stärken und signalisieren, dass sie Gewehr bei Fuß steht", sagte Allianz-Fachmann Nacken. Den Markt würde es zwar nicht unvorbereitet treffen, wenn die Notenbank den Ton verschärfe. Kurzfristige Kursschwankungen seien aber möglich.
Daneben hoffen die Anleger darauf, dass die bevorstehenden Konjunkturdaten auf einen Aufwärtstrend der hinweisen. Einer der wichtigsten Termine des Monats steht am Freitag an, wenn in Washington die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten für Februar vorgelegt werden.
Quelle: ntv.de, rts