
Hat viel eingezahlt, kann von der Rente aber gerade einmal seine Miete bezahlen: Künstler Helge Schneider
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Promis, so meint man, haben ihre Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Doch viele sind Freiberufler. Die "Mini-Rente" von Entertainer Harald Schmidt soll schlappe 272 Euro betragen, bei Helge Schneider reicht sie lediglich für die Miete. Über den Irrglauben, am Lebensabend von der Rente allein leben zu können.
"Sehr geehrte Frau Dittrich, hier spricht Ihre Künstlersozialkasse! Hiermit fordern wir Sie auf, Ihre Steuerbescheide der vergangenen vier Jahre bei uns nachzureichen! Wir überprüfen, ob Sie Ihr geschätztes Jahreseinkommen als freiberufliche Autorin korrekt angegeben haben und passen Ihre Beitragssätze für die Rentenkasse gegebenenfalls an."
Zack, das hatte gesessen! Wie viele Freiberufler, nicht nur aus dem kreativen Bereich, bin ich äußerst vorsichtig bei der Schätzung, was mein voraussichtliches Jahreseinkommen betrifft.
Liebe Leser, erinnern Sie sich noch an den berühmten Ausspruch des 2020 verstorbenen, ehemaligen Bundesarbeitsministers, Dr. Norbert Blüm (CDU), der einst sagte: "Die Rente ist sicher"? Ich sag's einfach frei Schnauze, ohne pessimistisch klingen zu wollen: In Anbetracht der aktuellen, demografischen und wirtschaftlichen Realitäten scheinen mir derlei Für-Immer-Versprechen äußerst fragwürdig!
Nicht erst seit meiner Prüfung durch die KSK denke ich darüber nach! Denk ich an meine Rente in der Nacht, wird mir angst und bange. In diesem Zusammenhang lese ich immer häufiger Meldungen, die mir die Haare zu Berge stehen lassen. Viele sind Aufstocker, kommen mit ihrer Rente kaum durch den Monat. Das betrifft Leute, die fest angestellt waren, aber auch Freiberufler - vor allem die! Auch die meisten Promis sind freiberuflich tätig. Allerdings ging ich bis dato naiverweise eher in der Annahme, dass die berühmten Künstler erheblich mehr Schotter verdienen als ich.
"Ich habe immer viel einbezahlt!"
Jüngstes Beispiel, das mich dieser Tage wieder einmal umhaute: Helge Schneider. Der Kabarettist, der schon ein paar Jährchen länger unterwegs ist, um es mit Thommy Gottschalks Worten zu sagen, sprach kürzlich über seine finanzielle Situation. Ob er privat vorgesorgt hat, weiß ich natürlich nicht.
Aber der 68-Jährige gab nun an, von seiner Rente zwar seine Miete bezahlen zu können, zum Essen aber, verrät er, müsse er dann wieder auf die Bühne. Eines ist der singenden Herrentorte aus dem Ruhrgebiet aber wichtig, nämlich klarzustellen: "Ich habe immer viel einbezahlt!"
Was für mich viel ist, ist für Leute wie Helge vermutlich wenig. Aber der Gedanke, voll einzubezahlen und später nur sehr wenig (oder vielleicht gar nichts?) ausgezahlt zu bekommen, bereitet mir Sorge. Gedanken, die mich in meinen Zwanzigern natürlich überhaupt nicht interessierten. Voll umfänglich Rentenkasse einzahlen oder lieber privat vorsorgen? Schließlich sieht ja derzeit alles ganz danach aus, dass nicht nur die Renten von Promis statt für Pensionslust eher für Rentenfrust sorgen.
Eine sinkende Geburtenrate, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, wirtschaftliche Unsicherheiten, eine alternde Bevölkerung und viele weitere Faktoren führen zu einem Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern, das nicht mehr nachhaltig ist. Es scheint unabwendbar, dass zukünftige Generationen mit einer höheren Belastung konfrontiert werden, um die Rentenansprüche der älteren Generation überhaupt weiter finanzieren zu können.
Harald Schmidts "Mini-Rente" nur ein Rechenfehler?
Die Renditen der Rentenversicherungsfonds sind begrenzt, was wiederum zu einem geringeren Kapitalertrag führt und somit, da bin ich inzwischen ziemlich sicher, die Finanzierung der Renten gefährdet. Erhalte ich noch Rente, wenn ich mal so alt wie Helge Schneider bin? Man muss sich bei dieser Frage ja nur mal das Streitthema über eine mögliche Erhöhung des Renteneintrittsalters zu Gemüte führen! Auch wenn Olaf, wie der Kanzler von seinen Parteikollegen liebevoll genannt wird, sich gegen eine Erhöhung ausgesprochen hat. Vermutlich weiß er aber längst, dass wir um eine solche Maßnahme überhaupt nicht herumkommen werden, um das System zu stabilisieren. Die Lösung des Problems liegt dann halt nur nicht mehr in seiner Amtszeit. Puh, Glück gehabt.
Im Sommer 2022 sorgte der legendäre Entertainer Harald Schmidt für Schlagzeilen, als er verlauten ließ, eine "Mini-Rente" zu erhalten. Schmidt war, wie ich, die meiste Zeit Freiberufler. Doch genauso wie Helge Schneider habe er jahrelang voll eingezahlt. Die Zahl auf seinem Rentenbescheid: 272 Euro!
Der Bundesverband der Rentenberater (BVR) vermutete damals, dass sich die Rentenkasse bei dem Showmaster nur verrechnet haben kann und sagte, er müsse eigentlich eine monatliche Rente von Tausend Euro und ein paar Zerquetschten erhalten. Dass sich bei den Ansprüchen verrechnet werde, sei kein Einzelfall und habe allein im Jahre 2022 mehr als 100.000 Rentner betroffen.
Natürlich haben viele Promis fürs Alter privat vorgesorgt. Wenn man sich aber einmal anschaut, was am Lebensabend auch bei jenen rausspringt, von denen man eigentlich annimmt, sie müssten sich keine Sorge machen, kann es nicht schaden, sich abzusichern, in dem man selbst ebenfalls vorsorgt. Denn von Norbert Blüms optimistischem Versprechen hat sich die Realität nicht nur weit entfernt, sondern vollkommen verabschiedet.
Quelle: ntv.de