Unterhaltung

"Im Grunde Vergewaltigung" "Bond"-Regisseur verurteilt alte 007-Filme

Hat sie das wirklich gewollt? James Bond (Sean Connery) und Pussy Galore (Honor Blackman) in "Goldfinger".

Hat sie das wirklich gewollt? James Bond (Sean Connery) und Pussy Galore (Honor Blackman) in "Goldfinger".

(Foto: imago/Picturelux)

James Bond hat nicht nur die Lizenz zum Töten, sondern auch die Lizenz, jeder Frau an die Wäsche zu gehen. Das zumindest suggerieren frühere Streifen mit dem Geheimagenten. Für den aktuellen 007-Regisseur Cary Fukunaga ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

Zigmal wurde der Kinostart des neuen James-Bond-Streifens verschoben. Doch kommende Woche ist es tatsächlich so weit: "Keine Zeit zu sterben" kommt endlich auf die Leinwand. Regie führte bei Daniel Craigs letztem Einsatz als 007 Cary Fukunaga. Und der geht nun in einem Interview mit dem Männer- und Frauenbild in älteren Bond-Filmen hart ins Gericht.

Für ihn kann Bond heute nicht mehr so funktionieren wie früher: Regisseur Cary Fukunaga.

Für ihn kann Bond heute nicht mehr so funktionieren wie früher: Regisseur Cary Fukunaga.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

In einem Porträt des Magazins "The Hollywood Reporter" erklärt Fukunaga: "War es 'Thunderball' oder 'Goldfinger', in dem Sean Connerys Charakter eine Frau im Grunde vergewaltigt hat? Sie sagte: 'Nein, nein, nein.' Und er sagte: 'Ja, ja, ja.' Das würde heute nicht mehr funktionieren."

"Oh nein" - "Oh ja"

Tatsächlich gibt es in beiden Filmen solche fragwürdigen Szenen: In "Goldfinger" packt Bond Pussy Galore (Honor Blackman) mehrmals rabiat am Arm, als sie ihm sagt, dass sie kein Interesse habe und gehen will. Letztendlich schmeißt er sich auf sie und erzwingt sich mit körperlicher Überlegenheit einen langen Kuss.

Auch in "Thunderball" zwingt Connerys Bond sich erst einer Spa-Mitarbeiterin auf und erpresst sie anschließend damit, dass "sein Schweigen einen Preis habe". Sie schüttelt den Kopf und sagt: "Oh nein." Er erwidert: "Oh ja" - und drängt sie in eine Sauna, wo er sich auszieht.

"Mehr als nur Abziehbildchen"

Nur zwei von mehreren Bond-Szenen, die heute vermutlich einen Aufschrei auslösen würden. Auch der Fall Harvey Weinstein und die "Metoo"-Debatte, die sich daran anschloss, tragen dazu bei, dass der neue Bond nun unter besonderer Beobachtung steht.

Mehr zum Thema

Fukunaga erklärt seine Herangehensweise: "Du kannst Bond nicht über Nacht in eine andere Person verwandeln. Aber du kannst definitiv die Welt um ihn herum verändern und die Art und Weise, wie er in dieser Welt funktionieren muss."

Auf Fukunagas Vorschlag arbeitete auch "Fleabag"-Autorin und Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge am Drehbuch von "Keine Zeit zu sterben" mit. Zwar gehe es immer noch um einen weißen, männlichen Spion, erklärt Fukunaga. Man müsse aber trotzdem dafür sorgen, dass die "weiblichen Charaktere mehr als nur Abziehbildchen sind".

Quelle: ntv.de, vpr/spot

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen