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Muss raus aus Wahlheimat Boris Becker nach Deutschland ausgereist

Der 55-jährige Boris Becker ist wieder ein freier Mann. Er bezeichnete London einmal als sein Zuhause - dort darf er aber vorerst nicht mehr leben.

Der 55-jährige Boris Becker ist wieder ein freier Mann. Er bezeichnete London einmal als sein Zuhause - dort darf er aber vorerst nicht mehr leben.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Nach sieben Monaten Haft ist der Ex-Tennis-Star nicht nur aus dem Gefängnis entlassen, sondern bereits nach Deutschland abgeschoben worden. Hier erwarten ihn keinerlei strafrechtliche Restriktionen, erklärt sein Anwalt. Sein Insolvenzverfahren dauere indes noch an.

Der ehemalige Tennis-Star Boris Becker ist aus dem Gefängnis in Großbritannien entlassen worden und nach Deutschland ausgereist. Das bestätigte Beckers Anwalt Christian-Oliver Moser am heutigen Donnerstag. Der 55-Jährige hat demnach seine Haftstrafe verbüßt und ist ein freier Mann. "Unser Mandant Boris Becker wurde aus der Haft in England entlassen und ist heute nach Deutschland ausgereist. Damit hat er seine Strafe verbüßt und ist in Deutschland keinerlei strafrechtlichen Restriktionen unterworfen", heißt es in einer Mitteilung des Anwalts.

Becker war Ende April wegen Insolvenzvergehen zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden, die nun nach weniger als acht Monaten vorzeitig endete. Hinweise auf eine Haftentlassung des 55-Jährigen noch vor Weihnachten gab es bereits seit Tagen in britischen Medien. Moser bestätigte die Ausreise seines Mandanten nach Deutschland, wollte aber keine Angaben zu dessen Aufenthaltsort machen. Die Dailymail schreibt unterdessen, dass er per Privatjet aus Großbritannien ausgeflogen ist. Das Blatt bezieht sich auf ungenannte Quellen, die angeben, dass ein Freund für die Kosten aufkommen sei.

Wie der Rechtsanwalt erklärte, ist der britische Straffall mit der Haftentlassung erledigt. "Damit hat er seine Strafe verbüßt und ist in Deutschland keinerlei strafrechtlichen Restriktionen unterworfen", erklärte Moser und fügte hinzu, aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre Beckers werde darum gebeten, von weiteren Nachfragen abzusehen. Becker selbst äußerte sich bislang nicht. Unklar ist auch, ob er dies zeitnah plant.

Warum kam Becker schneller frei?

Der seit mehr als zehn Jahren bis zu seiner Haft in London lebende Becker konnte davon profitieren, dass er als ausländischer Staatsbürger abgeschoben werden konnte. Eine britische Regelung sieht vor, dass ausländische Gefangene bis zu zwölf Monate vor dem frühesten Entlassungszeitpunkt aus dem Gefängnis entlassen und abgeschoben werden können. Becker wurde zwar zu 30 Monaten Haft verurteilt, davon setzte das Gericht allerdings 15 Monate zur Bewährung aus - die Möglichkeit der frühzeitigen Entlassung bestand also bereits.

Der 1985 als 17-Jähriger durch einen Sieg beim Tennisturnier in Wimbledon zum Weltstar gewordene Becker war in London wegen Insolvenzverschleppung verurteilt worden. Ursprünglich war er in 24 Punkten angeklagt, schuldig gesprochen wurde er aber nur in vier Punkten. So befand ihn das Gericht schuldig, große Summen von einem Geschäftskonto auf Konten seiner Exfrauen Barbara und Lilly überwiesen zu haben sowie in seinem Insolvenzverfahren seinen Offenlegungspflichten nicht vollständig nachgekommen zu sein.

Was Becker nun plant, ist unklar. Im November bot der Vizepräsident des Deutschen Tennisbunds (DTB), Dirk Hordorff, in der "Sport Bild" Becker ein mögliches Engagement in dem Verband an. "Die Türen beim DTB stehen Boris Becker immer offen", sagte Hordorff. Allerdings sei nur ein ehrenamtliches Engagement möglich. Finanziell gelten für Becker wohl noch Einschränkungen durch sein in Großbritannien eröffnetes Insolvenzverfahren. Anfang vergangenen Jahres hatte Becker in einem Podcast gesagt, dass er die Hälfte seiner Einnahmen behalten könne. "Ich habe einen Deal gemacht, bei dem ich die Hälfte meines Einkommens, das ich heute verdiene, abgeben muss, aber die andere Hälfte kann ich behalten", sagte er damals in dem Gespräch mit Johannes B. Kerner.

Becker: "Mein Zuhause ist London"

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In Deutschland hatte das Amtsgericht Heidelberg 2017 das britische Insolvenzverfahren öffentlich gemacht, womit für Schuldner in Deutschland klar war, dass sie ihre Ansprüche in Großbritannien einfordern müssen. Der Direktor des Amtsgerichts Heidelberg, Stefan Braun, sagte, an diesem Status habe sich nichts geändert, das Insolvenzverfahren daure an. Der Abschluss seines Insolvenzverfahrens wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auch ob Becker in Deutschland bleibt, ist offen. Zu seinem 50. Geburtstag hatte Becker mit seinem Heimatland öffentlich gebrochen. In einem als "Die große Abrechnung" bezeichneten Interview mit der Illustrierten "Gala" sagte er, er werde wohl nicht mehr nach Deutschland zurückkommen. "Ich habe einen deutschen Pass, aber ich fühle mich nicht als Deutscher - mein Zuhause ist London." Ab wann er wieder nach London darf, ist aber völlig unklar. Die Frage ist nun, ob und wie sich Becker mit seinem Geburtsland arrangiert.

Quelle: ntv.de, ysc/AFP

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