Kein Preis für Adania Shibli Buchmesse verschiebt Ehrung palästinensischer Autorin
13.10.2023, 16:25 Uhr Artikel anhören
Die Buchmesse 2022 - auch in diesem Jahr werden wieder viele Besucherinnen und Besucher erwartet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit ihrem Roman "Eine Nebensache" eckt die palästinensische Autorin Adania Shibli an, zugleich wird sie für das Buch gefeiert. Auf der Frankfurter Buchmesse soll sie daher mit einem Literaturpreis geehrt werden. Doch daraus wird nichts. Nach dem Hamas-Terror gegen Israel wird die Preisverleihung verschoben.
Die palästinensische Autorin Adania Shibli wird nicht wie eigentlich vorgesehen auf der Frankfurter Buchmesse geehrt. Ursprünglich sollte die Schriftstellerin am 20. Oktober mit dem "LiBeraturpreis" des Vereins Litprom ausgezeichnet werden, einer Auszeichnung für Autorinnen aus dem Globalen Süden. Ihr Roman "Eine Nebensache" war von der Kritik hochgelobt, aber wegen angeblich antisemitischer Klischees auch kritisiert worden.
"Angesichts des Terrors gegen Israel sucht Litprom nach einem geeigneten Rahmen der Veranstaltung zu einem Zeitpunkt nach der Buchmesse" sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos. Zugleich betonte er, die Preisträgerin sei von einer unabhängigen Jury ausgewählt worden. Litprom sei der Veranstalter "und vollständig für die inhaltliche Ausrichtung der Preisvergabe verantwortlich". Litprom hatte die Preisverleihung noch vergangene Woche in den sozialen Netzwerken angekündigt.
Shiblis Roman behandelt eine Massenvergewaltigung und die Tötung einer jungen Beduinin durch israelische Soldaten im Jahr 1949. Das Buch war bereits für den amerikanischen National Book Award sowie für den International Booker-Prize nominiert. Der Roman ist laut seines Verlages "eine eindringliche Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen".
PEN-Berlin nimmt Shibli in Schutz
Die Schriftstellervereinigung PEN-Berlin nahm Shiblis Roman in Schutz. "Kein Buch wird anders, besser, schlechter oder gefährlicher, weil sich die Nachrichtenlage ändert", teilte die österreichische Schriftstellerin und PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse mit. "Entweder ist ein Buch preiswürdig oder nicht. Die schon vor Wochen getroffene Entscheidung der Jury für Shibli war nach meinem Dafürhalten eine sehr gute. Ihr den Preis zu entziehen, wäre politisch wie literarisch grundfalsch."
"Man kann die Darstellungen des Romans für treffend oder zu einseitig halten", ergänzte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. "Eine Nebensache" sei jedoch "weit von den eindeutig antisemitischen Zeichnungen entfernt, die auf der Documenta zurecht für Kritik sorgten".
Israel rückt in den Fokus
Der Terrorangriff der Hamas gegen Israel hat auch Einfluss auf die am kommenden Mittwoch beginnende Frankfurter Buchmesse. "Wir verurteilen den barbarischen Terror der Hamas gegen Israel aufs Schärfste", kommentierte Buchmessen-Direktor Boos die aktuellen Ereignisse. "Der Terror gegen Israel widerspricht allen Werten der Frankfurter Buchmesse." Die Messe stehe "mit voller Solidarität an der Seite Israels".
Man wolle daher "jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar machen". Zum Beispiel werde die in Tel Aviv und Berlin lebende Autorin und Friedensaktivistin Lizzie Doron bei der Literaturgala am Samstag auf das aktuelle Geschehen in Israel Bezug nehmen.
"Wir haben uns zudem spontan entschlossen, zusätzliche Bühnenmomente für israelische Stimmen zu schaffen", kündigte Boos an, etwa die Veranstaltung "Aus Sorge um Israel" im Frankfurt Pavilion. Aufgrund der Reisebeschränkungen mussten allerdings auch Veranstaltungen abgesagt werden, etwa zwei Konzerte mit israelischen Sängerinnen.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa