Hü! Hott! Hü! Der ESC-Vorentscheid kehrt zurück
04.11.2021, 16:22 Uhr
Sie haben den bis dato letzten deutschen ESC-Vorentscheid 2019 gewonnen: Laurita Spinelli (l.) und Carlotta Truman alias Sisters.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Zuletzt wird der Verzicht auf einen deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest als der Weisheit letzter Schluss gepredigt. Nachdem aber auch Jury-Kandidat Jendrik gnadenlos floppt, rudern die Verantwortlichen nun zurück: 2022 gibt es wieder einen Vorentscheid.
Man kann es nicht anders als Hin und Her, Durcheinander und Tohuwabohu bezeichnen. Vor rund zwei Jahren verkündete der für den deutschen Beitrag beim Eurovision Song Contest (ESC) zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) stolz, die ultimative Erfolgsformel für den Wettbewerb gefunden zu haben: den Verzicht auf den nationalen Vorentscheid, in dem die TV-Zuschauer das allerletzte Wort beim Kandidaten haben.
Diverse Experten und Jurys kürten daraufhin Ben Dolic zum deutschen Hoffnungsträger beim ESC 2020. Der fiel angesichts der Corona-Pandemie bekanntlich aus. Das Prozedere zur Bestimmung des deutschen Song-Contest-Teilnehmers blieb 2021 indes unverändert. Jetzt schickten angebliche Fachmänner und Fachfrauen Stimmungskanone Jendrik mit dem Song "I Don't Feel Hate" zum Wettbewerb nach Rotterdam.
Das Ergebnis ist bekannt: Jendrik landete mit lediglich 3 Punkten auf dem vorletzten Platz. Und so manche Beobachter überkam bei seinem Auftritt ein Gefühl der Fremdscham.
ARD-Popwellen beteiligt
Die ultimative Erfolgsformel scheint der Verzicht auf den Vorentscheid also nicht gewesen zu sein. Vielleicht haben sich die Verantwortlichen auch deshalb jetzt darauf besonnen, diesen zurückzuholen. Wie der NDR bekannt gab, dürfen die TV-Zuschauer nun letztendlich wieder mitbestimmen, wer Deutschland 2022 beim ESC in Italien vertritt. Zunächst jedoch können sich erst einmal alle Künstlerinnen und Künstler, die gerne nach Turin reisen würden, bewerben.
Mitmachen dürfe jeder mit einem eigenen Song, der frühestens am 1. September 2021 veröffentlicht worden sei, heißt es. Eine Bewerbung nur als Interpret oder Interpretin ohne eigenen Song sei dagegen nicht möglich. "Wichtig ist, dass wir in diesem Jahr Künstler und Song suchen, also ein Gesamtpaket", erklärt hierzu die Chefin der deutschen ESC-Delegation, Alexandra Wolfslast. Die Bewerbungsphase ende am 30. November 2021.
Erstmals seien auch die Radio-Popwellen der ARD, darunter Bayern 3, MDR Jump, NDR 2 und SWR3, ein wichtiger Bestandteil des Auswahlverfahrens, teilte der NDR überdies mit. Fünf Radio-Expertinnen und -Experten würden zusammen mit Alexandra Wolfslast eine Fachjury bilden. Diese würde dann eine Auswahl an Beiträgen für den Vorentscheid treffen.
"Nationale Aufgabe"
Im Rahmen eines ESC-Tages der ARD, der voraussichtlich im März stattfinden soll, stellen sich die auserkorenen Kandidatinnen und Kandidaten dann dem Publikum. Radiohörer, Online-User und TV-Zuschauer können für ihren Favoriten abstimmen, der Deutschland mit seinem "Lied für Turin" vertreten soll. Eine große ARD-Show für den Vorentscheid ist allerdings offenbar nicht geplant. Die Rede ist lediglich von den "Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern der beteiligten dritten Programme".
Im Podcast "ESC Update" erklärte Wolfslast, es solle "eine nationale Aufgabe sein", den Beitrag zum Eurovision Song Contest zu finden. "Ich hoffe, dass wir durch die Beteiligung der Radios, der Fernsehsender und natürlich dadurch, dass die Menschen in ganz Deutschland abstimmen können, wieder ein eigenes ESC-Feuer in unserem Land entfachen können", ergänzte sie. Das ESC-Finale in Turin soll am 14. Mai 2022 über die Bühne gehen.
Quelle: ntv.de, vpr/spot