"Zusammengeschusterter Unsinn" Frank Schätzing zerpflückt "Der Schwarm"-Serie
17.02.2023, 10:18 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
"Der Schwarm" wird ab Anfang März im ZDF ausgestrahlt.
(Foto: ZDF und Staudinger + Franke / [M] Serviceplan)
Eigentlich soll Frank Schätzing an der TV-Adaption seines Erfolgsromans "Der Schwarm" mitwirken. Doch wegen inhaltlicher Differenzen steigt er aus dem Projekt aus. Nun ist die Serie fertig, demnächst wird sie ausgestrahlt. Der Autor lässt an ihr jedoch kein gutes Haar.
Mit "Der Schwarm" schuf Frank Schätzing vor 19 Jahren einen weltweit erfolgreichen Science-Fiction-Thriller. Nun hat das ZDF den Roman aus dem Jahr 2004 als Grundlage für eine achtteilige Serie genommen, die ab 6. März zur Primetime ausgestrahlt werden soll. Der Autor selbst hat für die Produktion jedoch nur wenig übrig, wie aus einem Gespräch Schätzings mit der Wochenzeitung "Die Zeit" hervorgeht.
In dem Interview zieht der 65-Jährige vom Leder, die Serie sei erzählerisch "grundfalsch", "zusammengeschusterter Unsinn" und "ohne aktuelle Relevanz". Weiter erklärt der Kölner Schriftsteller: "Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt. Gute Schauspielerriege, aber unterfordert."
Doch damit nicht genug. So sei auch die "globale Dimension der Bedrohung nicht spürbar, von Aktualität oder einer intelligenten Alien-Strategie ganz zu schweigen", findet Schätzing. "Man hätte dem Narrativ des Romans mehr vertrauen sollen, der Maximaleskalation des Thrillers", fasst er zusammen.
"Ich bin ausgestiegen"
Zu seiner Zusammenarbeit mit dem Produktionsteam um Frank Doelger findet Schätzing deutliche Worte. Zu Anfang sei er noch Teil des Teams gewesen, wegen inhaltlicher Differenzen habe er sich dann aber zurückgezogen.
Doelger hatte in der Vergangenheit etwa auch schon bei "Game of Thrones" als Produzent agiert. "Am Ende wollte er den 'Schwarm' im Alleingang erzählen, nur nach seinen Vorstellungen", sagt Schätzing nun über ihn im "Zeit"-Interview. "Ich bin ausgestiegen, in der Hoffnung, dass mich das Resultat trotz allem begeistern wird. Tut es nicht", fügt er hinzu.
Im Groben stellen sich Buch wie Serie der Frage, was geschieht, wenn die Natur zurückschlägt. In verschiedenen Regionen der Welt scheint vom Meer plötzlich eine unbestimmte Gefahr auszugehen. Eine Handvoll internationaler Wissenschaftler erkennt einen größeren Zusammenhang zwischen den Ereignissen und stellt eine These auf, die an den Grundfesten der Zivilisation rüttelt: Da draußen, in großer Tiefe, gibt es intelligentes Leben, das älter und mächtiger als die Menschheit ist und sich nun zu wehren beginnt ...
Serie als "Monsterfilm"
Zum internationalen Cast gehören unter anderem Leonie Benesch, Barbara Sukowa, Oliver Masucci, Klaas Heufer-Umlauf und Franziska Weisz. Noch vor Bekanntwerden von Schätzings Kritik sagte Doelger als Produzent und Showrunner der Serie zu dem Projekt: "Mir wurde auch klar, wie schwierig es sein würde, die 900 Seiten lange Auseinandersetzung mit den Naturphänomenen, die die Geschichte vorantreiben, in eine fesselnde, charakterzentrierte Serie zu verwandeln."
Für ihn, so Doelger, sei entscheidend gewesen, "dass ich mir die Serie als einen 'Monsterfilm' vorstellte, in dem sich die Protagonisten bewusst sind, dass da draußen irgendetwas lauert, aber nicht genau wissen, was". Die Existenz des Monsters sollte "von Beginn an angedeutet, aber erst ganz am Ende offenbart werden".
Doelger fasste zusammen: "Ein Monsterfilm also, in dem wir feststellen, dass wir die Monster sind. Das war die Herausforderung, die wir an uns gestellt haben." Eine Herausforderung, an der er und sein Team nach Schätzings Meinung nun gescheitert sind.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 15. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, vpr/spot