Unterhaltung

Kölner "Tatort" im Schnellcheck Et hät nich immer jot jejange

Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär, r.) nehmen den Karnevalspräsidenten (Herbert Knaup) in die Mangel.

Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär, r.) nehmen den Karnevalspräsidenten (Herbert Knaup) in die Mangel.

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Leistungsdruck statt Druckbetankung: Für echte Karnevalisten sind die jecken Tage eine ernste Angelegenheit, zumindest im "Tatort". Viel zu lachen haben dabei leider auch die Zuschauer nicht.

Das Szenario

Ein junges Tanzmariechen springt von der Kölner Südbrücke aus in den Tod, nur zwei Monate später wird ihre Tanzlehrerin mit einem Karnevalspokal erschlagen. Dass beide Fälle irgendwie miteinander zusammenhängen, finden die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) relativ schnell heraus, als sie in den gar nicht so jecken Mikrokosmos des Karnevalsvereines "De jecke Aape" eintauchen: Auf der einen Seite steht die Familie der toten Tänzerin, eingefleischte Traditionskarnevalisten, die für die jecken Tage leben; auf der anderen der skrupellose neue Präsident des Vereins, der mit der fröhlichen Tanzgruppe in die erste Karnevalsriege aufsteigen will. Später entdecken Ballauf und Schenk, dass auch intern dicke Luft herrscht: Die ehrgeizigen Tänzerinnen Saskia (Sinja Dieks) und Annika (Natalia Rudziewicz) versuchen, fehlendes Können mit maximalem Willen zur Intrige auszugleichen - und wundern sich dann über den Schlamassel, den sie damit anrichten.

Die eigentliche Botschaft

Karneval ist die Hölle: Vorne herum werden Kamelle geschmissen, biergeschwängerte Büttenreden gehalten und hübsch zurechtgemachte Tanzhäschen durch die Luft geworfen, während hinter dem Vorhang die Leistungsgesellschaft längst Einzug gehalten hat. Es geht nicht mehr um den Spaß an der Sache, sondern nur noch darum, wer den bestdressierten Karnevalsverein sein Eigen nennt. Und das alles auf Kosten des kleinen Mannes, der einem kaputten Ideal hinterherrennt und dabei sein Familienglück an die Wand fährt.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Ob man wirklich stirbt, wenn man von einer neun Meter hohen Brücke aus ins Wasser springt? Wahrscheinlich nicht, aber für die Kinder ist das 10-Meter-Brett in Zukunft trotzdem tabu: Sicher ist schließlich sicher!

Der Plausibilitätsfaktor

Geht so. Klar, der Mensch schafft es auf seine unnachahmliche Art, aus fast allem einen Wettbewerb zu machen - ob die Situation in den Karnevalsvereinen Deutschlands aber tatsächlich so düster ist, darf dann doch bezweifelt werden. Zur fehlenden Glaubwürdigkeit des Plots gesellen sich technische Fehler, die die Plausibilität untergraben: Viel zu niedrige Selbstmörderbrücken ist dabei nur das offensichtlichste Beispiel.

Die Bewertung

5 von 10 Punkten. "Tanzmariechen" ist voll von Ungereimtheiten, hölzernen Dialogen und herzzerreißend untalentierten Darstellern - vor einer schlechteren Bewertung rettet den Streifen allein der Fakt, dass man bis zum Ende darüber rätselt, wer denn nun der Mörder ist.

Quelle: ntv.de

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