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Tag 5 im Gil-Ofarim-Prozess Ex-Managerin nach Video in "Schockstarre"

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Trägt den Davidstern auch vor Gericht offen: Gil Ofarim.

Trägt den Davidstern auch vor Gericht offen: Gil Ofarim.

(Foto: IMAGO/Christian Grube)

Auch am fünften Tag des Prozesses gegen Gil Ofarim ist am Landgericht Leipzig wieder einiges los. Mit seiner Ex-Künstlermanagerin und einer TV-Producerin hat der Sänger ihm wohlgesinnte Zeugen auf seiner Seite. Und auch das Gutachten des Datenforensikers kann vieles nicht ausschließen.

Bislang lief es für Gil Ofarim vor dem Landgericht Leipzig nicht besonders gut. Dort muss er sich wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung verantworten. Schon in den ersten vier Prozesstagen wurden so einige Zeugen gehört, die seine Geschichte nicht vollumfänglich stützen. Heute aber hatte er durchaus Fürsprecherinnen.

An Tag fünf kam nämlich als Erste seine ehemalige Künstlermanagerin Yvonne P. zu Wort, wie RTL und "Focus" berichten. "Ich war ja nicht dabei, hab aber auf dem Geburtstag einer Freundin einen Anruf vom Gil bekommen", so die 45-Jährige. Er sei wohl antisemitisch beleidigt worden und wirkte sehr aufgewühlt. Daraufhin habe sie die Produktionsfirma angerufen und darum gebeten, Ofarim in einem anderen Hotel unterzubringen. An alles erinnere sie sich nicht mehr, da es zwei Jahre zurückliegt und alles "sehr hektisch" gewesen sei.

Ofarim habe ihr am Telefon gesagt, er wolle bei Instagram live gehen, berichtete P. weiter. Sie habe ihm davon abgeraten. "Am nächsten Morgen habe ich das Video gesehen. Darüber hatte er mich nicht informiert." Im Weiteren erklärte sie, seit 2013 mit Ofarim zusammengearbeitet zu haben. Dieses Arbeitsverhältnis besteht heute nicht mehr, die Gründe dafür seien nicht relevant für den Prozess, fügte sie an. Sie erinnere sich aber an den Kontakt mit Gil Ofarim als "angenehm", Probleme dieser Art gab es mit ihm sonst nicht.

"Er kam mir sehr verletzt vor"

Auf Nachfrage des vorsitzenden Richters erklärte Yvonne P., dass Ofarim das Thema Antisemitismus sein Leben lang begleite. "Er hat mir Geschichten erzählt aus seiner Jugend, Fäkalien vor der Tür und so. Ich selbst habe das nie mitbekommen, deshalb war ich auch so schockiert damals. Er kam mir nach dem Vorfall auch sehr verletzt vor, als wir per Facetime telefoniert haben.", zitiert "Focus" ihre Aussage. Als sie das Video dann gesehen habe, sei sie "so ein bisschen in Schockstarre" gewesen. "Das tat mir unglaublich leid. Die Presse hat ja dann auch nicht nachgelassen, es kam immer wieder etwas Neues. Ich habe das als sehr extreme Zeit wahrgenommen."

Yvonne P. bestätigte außerdem, dass Ofarim die Kette mit dem Davidstern, die zentraler Teil der Ermittlung ist, häufig trage. Auf die Frage, ob der Sänger jemand sei, der seine Meinung mit Nachdruck vertritt, sagte sie laut RTL, das sei ja menschlich. "Es gibt Reibereien, aber nichts Außergewöhnliches". Starallüren habe Ofarim jedenfalls nie gehabt. Zum Ende ihrer Aussage bestätigte P. noch einmal, was sie damals bei der Polizei aussagte: "Wenn jemand so aufgewühlt ist, kann er das nicht vortäuschen. Er hat mir das nicht vorgespielt, da bin ich mir zu 99,9 Prozent sicher".

TV-Producerin bestätigt sichtbaren Davidstern

Als Nächstes wurde eine Producerin der MDR-Show, in der Gil Ofarim vor dem Vorfall am 4. Oktober 2021 zu Gast war, in den Zeugenstand gerufen. Nadine S. berichtete unter anderem von den Anrufen von Yvonne P. und weiter: "Als ich dann Herrn Ofarim erreichte, erzählte er mir, was passiert sei. Er habe gewartet, dann gefragt, warum Gäste vorgezogen wurden und sei dann beleidigt worden, weil jemand sagte, er solle seinen Stern einpacken. Er wollte, dass wir ihn umbuchen, weil er dort nicht übernachten wollte. Das habe ich in die Wege geleitet. Mit dem was danach passiert ist, hatte ich nichts mehr zu tun, hatte keinen Kontakt mehr mit Herrn Ofarim oder dem Hotel."

Ofarims Anwälten gegenüber bestätigte P., dass der Sänger seine Kette mit dem Davidstern trug - zumindest den ganzen Tag über. An den Anruf erinnerte sie sich so: "Er wirkte schockiert. Es fiel ihm schwer, das zu beschreiben, tat sich schwer das auszudrücken. Er hat auch gesagt, dass er gar nicht weiß, was er jetzt so machen soll.” So habe sie Ofarim zuvor bei der Aufzeichnung nicht erlebt. "Ich hatte in dem Moment keinen Grund anzuzweifeln, was Herr Ofarim gesagt hat", zitiert RTL Nadine S.

Könnte der Davidstern sein, muss aber nicht

Da der Digitalforensiker Dirk Labudde am gestrigen Prozesstag sein Gutachten aus Zeitgründen nicht vollständig präsentieren konnte, kam er heute noch einmal zu Wort. Insgesamt elf Videos von den Überwachungskameras des Hotels sowie Vergleichsmaterial vom Instagram-Account von Gil Ofarim hat er analysiert. Ob der Davidstern, auf den sich ein Gast und der von dem Sänger des Antisemitismus beschuldigte Hotelmitarbeiter W. bezogen haben sollen, sichtbar getragen wurde, blieb weiter unklar. Laut dem Experten könnte es sich bei den sichtbaren Lichtreflexionen "um den Anhänger handeln", das sei aber nicht bewiesen. Auch gebe auf den Videos der Überwachungskamera zwar keine Hinweise auf eine Kommunikation zwischen Ofarim und einem anderen Gast. Da alle Personen mit dem Rücken zur Kamera standen, sei aber auch die nicht auszuschließen, so Labudde weiter.

Ehe er Experte den Rest seiner Arbeit präsentieren konnte, kam erstmal eine weitere Zeugin zu Wort, die Produktionsassistentin der MDR-Show. Sie sprach damals mit der aufgewühlten Managerin Ofarims, aber auch mit dem Hotelmanager, der laut ihrer Aussage damals sehr ruhig wirkte. "Ich erinnere mich vor allem an das Gespräch mit dem Hotelmanager, weil der Kontrast so groß war. Diese ruhige Stimme ist mir immer noch im Kopf." Sie mutmaßte mit Erlaubnis des Richters: "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man so ruhig reagiert und sagt 'das ist klärbar', wenn es um so etwas geht, das glaube ich einfach nicht."

Diese Zeugin soll bei der Polizei allerdings damals auch ausgesagt haben, dass der Hotelmanager erwähnte, Ofarim habe mit einem Instagram-Video gedroht, woran sie sich nun allerdings nicht mehr konkret erinnern konnte. Aber sie bestätigte zumindest, am Set bei Ofarim die Kette mit dem Davidstern gesehen zu haben.

Anrufe von Hotelgästen erreichen Anwälte

Kurz vor der Mittagspause erklärte einer von Ofarims Anwälten, dass sich ein Mann, der den Prozess verfolgt, bei ihm gemeldet habe. Der berichtete demnach von schlechten Erfahrungen mit dem Hotel etwa ein halbes Jahr vor dem Vorfall mit Ofarim. Als er an der Rezeption darum bat, die Mehrwertsteuer ausgewiesen zu bekommen, soll ein Rezeptionist zu ihm gesagt haben: "Wir sind hier immer noch in Deutschland." Das sei ihm seltsam vorgekommen, und er habe zu seiner Frau gesagt: "Ach, wir sind wohl im Osten Deutschlands angekommen", beschreibt es RTL. Schon kurz zuvor soll sich ein anderer Mann bei den Anwälten gemeldet und ähnliches berichtet haben.

Nach der Pause durfte Dirk Labudde seine Erkenntnisse weiter ausführen. Jetzt wurden Kleidung, Schmuck und etwaige Lichtreflexionen genauer unter die Lupe genommen. Unter anderem hatte ein überraschendes Aufblitzen im Brustbereich Ofarims die Aufmerksamkeit des Forensikers erregt. Die Frage, ob das nicht auch von Ofarims Ring oder seiner Armbanduhr verursacht sein worden könnte, verneinte er. Es könne der Stern sein oder - "was ich nicht annehme - das Brusthaar von Herrn Ofarim, wenn er es nicht gekämmt hat". Allerdings sagte er auch: "Ich kann aber in meinem Gutachten nicht sicher sagen, dass es einen Stern darstellt."

Im Folgenden ging es dann noch um die Frage, ob die Bilder der Überwachungskamera in irgendeiner Weise manipuliert sein worden könnten. "Alles, was digital da ist, kann manipuliert werden", so Labudde dazu. Ob das hier geschehen sei, könne er nicht überprüfen. Er schließe es nicht aus, bestätige es aber auch nicht. Wenn, dann hätte die Manipulation am Rohmaterial vorgenommen werden müssen und das sei ein sehr aufwändiger Prozess. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass der Forensiker aussagen wird. Er ist bereits für den 6. Dezember wieder eingeladen.

Quelle: ntv.de, nan

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