Unterhaltung

Mit 70 fängt das Leben an Grace, Frankie und ihre schwulen Männer

Es hätte ein nettes Essen werden können. Dann aber entscheiden sich Sol und Robert, ihre Ehefrauen zu verlassen.

Es hätte ein nettes Essen werden können. Dann aber entscheiden sich Sol und Robert, ihre Ehefrauen zu verlassen.

(Foto: Melissa Moseley/Netflix)

Seit Jahrzehnten sind Grace und Frankie bereits mit ihren Ehemännern verheiratet. Eigentlich soll das auch so bleiben. Die Herren allerdings haben andere Vorstellungen. Sie haben eine Affäre miteinander - und jetzt wollen sie heiraten.

Grace und Frankie könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Grace als ehemalige Kosmetikunternehmerin mit Haarteilen und falschen Wimpern die Eiskönigin gibt, versucht Frankie mit Meditation und Marihuana sich und die Welt in Einklang zu bringen. Die beiden Damen im Rentenalter verbindet nur eins: ihre Ehemänner Robert und Sol. Seit Jahrzehnten sind die beiden Geschäftspartner - und ein Liebespaar. Weil man in Kalifornien nun heiraten kann, haben sie beschlossen, ihre Frauen einzuweihen und im gleichen Atemzug zu verlassen.

Mit der Comedy-Show "Grace and Frankie" bewegt sich der Streaming-Dienst Netflix thematisch auf unsicherem Serienterrain. Weil das Format aber keine Werbe-Slots an Unternehmen mit jugendlicher Zielgruppe verkaufen muss, kann es sich Alte und Schwule leisten. Im Fokus des Formats steht allerdings nicht das neu aufblühende Liebesglück der alternden Herren. "Grace and Frankie" erzählt - wie der Titel bereits vermuten lässt - von den Verlassenen. Obwohl sie sich nicht ausstehen können, lernen die Frauen, sich beizustehen in Momenten von Panik, Kummer und Zorn.

Verlust ist nicht lustig

Hochkarätiger hätten die Macher der Show ihren Cast kaum zusammenstellen können. Jane Fonda und Lily Tomlin sind auch 35 Jahre nach "Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?" noch ein großartiges Team. Und auch Martin Sheen und Sam Waterston können auf derart viele Hollywood-Erfolge zurückblicken, dass sie ein komödiantisches 30-Minuten-Format leicht schultern können. Auch herausragende Schauspieler können allerdings nicht über gewisse Unstimmigkeiten im Skript hinwegtäuschen.

"Grace und Frankie" hat vor allem ein Problem: Es wird keinem Genre ausreichend gerecht. Zwar ist das Format mit seiner Länge, Einzeiler-Dialogen und Charakter-Stereotypen auf Sitcom zugeschnitten - schließlich ist die Show von "Friends"-Legende Marta Kauffman koproduziert, jedoch scheint das Thema der Serie die Autoren immer wieder dazu zu verleiten, ausgedehnt mit dramatischen Momenten zu experimentieren. Um tatsächliche Charakterentwicklungen verfolgen zu können, ist "Grace and Frankie" zu knackig, für Comedy zu deprimierend.

Besser tot als schwul?

Aufgeben muss man das neue Format dennoch nicht. Es ist erfrischend, ältere Menschen nicht nur als Angehörige, Katzenfreunde oder mies gelaunte Nachbarn zu erleben. "Grace and Frankie" platziert sie mit einer Selbstverständlichkeit in der Mitte des Lebens, die sie in der Realität auch abseits der Bildschirme und Leinwände zu selten erfahren.

"Grace and Frankie" ist da gut, wo das Format nüchtern und ehrlich ist: Denn wenn Grace ihrem Mann sagt, ihr sei es lieber, er wäre tot statt schwul - dann sagt sie das nicht, weil sie homophob ist, sondern weil sie mit gebrochenem Herzen spricht. Sie wollte mit Robert alt werden. Für sein Glück hat er nun ihres geopfert.

Am besten ist die Show, wenn sie über die Ungerechtigkeiten der Welt scherzen kann. Zum Beispiel, wenn ein Supermarktangestellter in einer späteren Folge Grace und Frankie übersieht, weil er die Augen nicht von einer jungen Frau lassen kann. Als Grace die Verzweiflung über ihre Unsichtbarkeit packt, präsentiert ihr Frankie eine Zigaretten-Packung - wer ältere Ladys nicht sieht, kann sie auch nicht beim Klauen erwischen.

Quelle: ntv.de

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