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Das toppt auch Shakespeare nicht Ian McKellen ist für immer Gandalf

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Eigentlich war er für die Rolle gar nicht die erste Wahl: Ian McKellen als Gandalf in "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs".

Eigentlich war er für die Rolle gar nicht die erste Wahl: Ian McKellen als Gandalf in "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Schon seit 1991 darf sich Ian McKellen sogar Sir nennen. Den Ritterschlag verdient er sich als profilierter Shakespeare-Darsteller. Doch es ist vor allem eine Rolle, die ihn bei Massenpublikum unsterblich macht: die des Zauberers Gandalf in "Der Herr der Ringe". Nun wird der Brite 85.

Die Rolle als Zauberer Gandalf in den "Der Herr der Ringe"-Filmen ist vermutlich seine berühmteste. Doch am liebsten steht Sir Ian McKellen nicht vor der Kamera, sondern auf der Theaterbühne. Auch im hohen Alter steht der britische Schauspielveteran, der am Samstag 85 Jahre alt wird, unermüdlich auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Rund um seinen Geburtstag ist Sir Ian am Londoner West End zu sehen.

McKellen im Februar in einer TV-Show - kurz vor seinem 85. Geburtstag.

McKellen im Februar in einer TV-Show - kurz vor seinem 85. Geburtstag.

(Foto: picture alliance / empics)

"Es gibt einfach nichts Natürlicheres als die Schauspielerei", sagte McKellen vor einigen Jahren. "Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Männer und Frauen sind nur die Spieler. Das ist von Shakespeare und es trifft tatsächlich die Wahrheit."

Von Shakespeare geprägt

Immer wieder Shakespeare. Das Werk des bedeutenden britischen Schriftstellers, Dichters und Dramatikers zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Schon als Kind wirkte der 1939 im englischen Burnley geborene McKellen in der Schule in einem Shakespeare-Stück mit. 1952, als Zwölfjähriger, spielte er Malvolio in "Was ihr wollt". Mit 15 gab er den Montano in "Othello".

Sein eigentliches Zuhause ist die Theaterbühne.

Sein eigentliches Zuhause ist die Theaterbühne.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Als Student am St. Catharine's College in Cambridge arbeitete er häufig unter der Regie von John Barton, der später eine der einflussreichsten Figuren bei der Royal Shakespeare Company (RSC) wurde. Auf Einladung Bartons trat McKellen ihr 1974 selbst bei. Vier Jahre zählte er zum Ensemble und stand auch danach immer wieder mal für die RSC auf der Bühne. Bis heute hat er in mehr als 20 bedeutenden Shakespeare-Produktionen mitgewirkt und dessen Werke in Europa, Nordamerika, Asien und Australien zum Leben erweckt.

Sein Programm "Acting Shakespeare", mit dem er zwischen 1977 und 1990 weltweit auf Tour ging, wurde obendrein im Fernsehen ausgestrahlt. Weitere TV-Produktionen mit Ian McKellen waren "The Shakespeare Show" und "Playing Shakespeare".

Vorkämpfer für LGBT-Rechte

Meistens lagen ihm Publikum und Kritiker zu Füßen. Davon zeugen zahlreiche Auszeichnungen. Ian McKellens Darstellungen gelten als genial, auch wenn sie mitunter kontrovers sind. 2007 schockte er die Zuschauer, als er als tattriger "König Lear" die Hosen herunterließ. 1974 hatte er in der Rolle des Edgar sogar komplett nackt vor dem Publikum gestanden. Es hat den Anschein, dass der Brite furchtlos ist, nicht nur auf der Bühne.

In den 80ern machte McKellen (hier auf einem Bild von 1982) seine Homosexualität öffentlich.

In den 80ern machte McKellen (hier auf einem Bild von 1982) seine Homosexualität öffentlich.

(Foto: imago/Cinema Publishers Collection)

Im Kampf gegen Clause 28, eine von der konservativen Regierung unter Premierministerin Margaret Thatcher eingeführte Gesetzeserweiterung gegen die "Förderung der Homosexualität", machte McKellen 1988 seine Homosexualität öffentlich. Es passierte eher beiläufig bei einer Diskussion im Radio, "ohne nachzudenken", wie er später erzählte.

"Meine Freunde wussten es immer, und auch meine Schauspielkollegen, denn hinter der Bühne gibt es keine Geheimnisse", sagte er damals dem Magazin "Capital Gay". "Aber ich hatte es immer vermieden, gegenüber der Presse - selbst der Schwulenpresse - zu sagen, dass ich schwul bin, weil mein Privatleben meine Angelegenheit ist."

Die Gesetzeserweiterung wurde verabschiedet. McKellen gab trotzdem nicht auf. Er war einer der Gründer der einflussreichen britischen Organisation Stonewall, die sich bis heute für LGBT-Rechte einsetzt. Dank der Lobbyarbeit von Stonewall wurde Clause 28 schließlich im Jahr 2003 von der Labour-Regierung unter Premier Tony Blair aufgehoben.

Die Rolle seines Lebens

Neben dem Theater stand McKellen in den 1980er-Jahren zunehmend für Film- und Fernsehrollen vor der Kamera. In einem Musikvideo der Pet Shop Boys ("Heart") spielte er einen liebestollen Vampir. 1999 wurde er für einen Oscar als bester Hauptdarsteller in "Gods And Monsters" nominiert. Hollywood wurde aufmerksam.

In "X-Men" wurde er zu Magneto.

In "X-Men" wurde er zu Magneto.

(Foto: picture alliance / Everett Collection)

Kurz nach der Jahrtausendwende - McKellen war schon 60 - erreichte seine Filmkarriere ein neues Level. Zunächst spielte er im Jahr 2000 in der starbesetzten Marvel-Comic-Verfilmung "X-Men" erstmals den Bösewicht Magneto. Sein Gegenspieler im Film war Professor Xavier, der von McKellens engem Freund und Theaterkollegen Patrick Stewart dargestellt wurde. Es folgten mehrere Fortsetzungen.

Ein Jahr später übernahm er die (Kino-)Rolle seines Lebens. Als Gandalf begeisterte er in der "Der Herr der Ringe"-Trilogie ein Millionenpublikum und erhielt für den ersten Teil "Die Gefährten" eine zweite Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Die Szene, in der er in den Minen von Moria einen riesigen Dämonen, den Balrog, mit den Worten "Du kannst nicht vorbei!" anschreit, ist legendär.

"Ich war zweifellos nicht die erste Wahl für Gandalf", sagte McKellen 2023 im "Variety"-Interview. "Tony Hopkins hat die Rolle abgelehnt. Sean Connery auf jeden Fall auch. Jetzt kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen, und ich hoffe, sie kommen sich blöd vor." Für die "Der Hobbit"-Trilogie schlüpfte er erneut in die Rolle des weisen Zauberers, die ihn im Kino unsterblich machte.

Pub-Besitzer mit Zauberstab

Eine Requisite nahm er vom "Der Hobbit"-Dreh mit. Gandalfs Zauberstab steht heute hinter dem Tresen des traditionsreichen Pubs "The Grapes" im Osten von London. McKellen, der sich seit dem Ritterschlag durch Königin Elizabeth II. im Jahr 1991 Sir Ian nennen darf, ist Mitinhaber des Pubs und wohnt nur ein paar Häuser weiter. Gelegentlich wird er im "The Grapes" gesichtet und soll sogar ab und an am Pub-Quiz teilnehmen.

In "Der Hobbit" kehrte er als Gandalf auf die Leinwand zurück.

In "Der Hobbit" kehrte er als Gandalf auf die Leinwand zurück.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weit über 100 Film- und Fernsehrollen stehen bis heute in seiner Vita. Für keine seiner Rollen bekam er jemals wieder so viel Aufmerksamkeit wie für Gandalf. Für allgemeines Schmunzeln sorgte 2019 allerdings sein Auftritt als Gus, der Theater-Kater, im Hollywood-Kassenflop "Cats". Die Musical-Verfilmung mit vielen Stars spielte deutlich weniger ein, als sie gekostet hatte.

"Mir hat es sehr viel Spaß gemacht", sagte McKellen seinerzeit. Auch, weil er für "Cats" mit seiner Freundin und früheren RSC-Kollegin Judi Dench vor der Kamera gestanden hatte. Dass er im Film auch sang, war ein berufliches Novum für ihn. "Ich singe zu Hause viel", erzählte er, "aber nicht in der Öffentlichkeit." Die negative Kritik für den Film prallte an dem Schauspielveteranen ab.

Und immer wieder Shakespeare

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Filmrollen wurden in den vergangenen Jahren etwas seltener. Lieber stand Ian McKellen auf Theaterbühnen. Unermüdlich tourte er vor allem durch Großbritannien. Zu seinem 80. Geburtstag vor fünf Jahren gab er 80 Solo-Shows in unterschiedlichen Theatern, bei denen er neben Auszügen aus Shakespeare-Werken auch Passagen aus "Der Herr der Ringe" vortrug. Dabei improvisierte er und bezog das Publikum direkt mit ein.

Rund um seinen 85. Geburtstag ist Sir Ian McKellen aktuell in London in dem fast dreieinhalbstündigen Theaterstück "Player Kings" zu sehen, bevor er auch damit auf Tournee geht. Die moderne Adaption, in der er Falstaff spielt, kombiniert beide Teile von "Heinrich IV." und stammt - na klar - aus der Feder von William Shakespeare.

Quelle: ntv.de, Philip Dethlefs, dpa

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