
Kennen sich gut mit den Medien aus: Peter und Iris Klein.
(Foto: Imago)
Kein Tag ohne News rund um das Ehedrama zwischen Iris Klein und ihrem Gatten. Immer mehr neue Details dringen ans Licht, die frei nach Shakespeare vor allem eines offenbaren: "Irgendwas ist faul im Staate Dänemark". Sie glauben, über alles im Bilde zu sein? Dann passen Sie jetzt mal auf!
"Hat es dir Spaß gemacht, meinen Ehemann zu küssen und ihm zwischen die Beine zu langen? Hoffentlich schlägt das Karma bei dir zu (...)." Das ist nur einer von vielen Kommentaren, den Iris Klein, die vermeintlich gehörnte Ehefrau von Peter Klein, in den vergangenen Tagen geschrieben hat. Er gilt, wie man sich denken kann, keiner Geringeren als "Papa Peters" mutmaßlicher Affäre Yvonne Woelke.
Seit Wochen beherrscht das Drama der Eheleute Klein die Boulevardmedien. Die Causa hat mittlerweile ein solches mediales Ausmaß angenommen, dass die Berichte über unsere Dschungelkönigin Djamila nahezu in den Schatten gestellt werden.
Und auch diese Kolumne, liebe Leserinnen und Leser, schafft erneut Aufmerksamkeit für ein Thema, das sich eigentlich längst erschöpft hat. Ich verstehe jeden, der das kritisiert. Doch dieser Text wird nicht in den Kanon der aktuellen Berichterstattung mit einstimmen. Aber der Reihe nach!
Die "Vip Vip, Hurra!"-Kolumne aus der Vorwoche lautete: "Die verlorene Ehe der Iris Klein". Es war ein sensibler Text über die gängige Meinung in unserer Gesellschaft, stets sei die Frau die Schuldige an Liebesdramen. Zur Transparenz sei erneut gesagt, dass ich in persönlichem Kontakt mit Iris Klein stand und vor allem gegen die Anfeindungen im Netz anschreiben wollte, denen sie ausgesetzt war und immer noch ist.
"Lebt wohl ... ich kann nicht mehr"
Ich möchte an dieser Stelle ebenfalls nicht unerwähnt lassen, von Iris Klein mit Informationen wie etwa Chat-Verläufen versorgt worden zu sein sowie Fotos und Screenshots, von ihren privaten Nachrichten an ihren Gatten und Frau Woelke. Ich habe mehr als eine Woche gezögert, über das Thema zu schreiben, auch aufgrund der von Iris Klein getätigten Aussagen, die weit unter die Gürtellinie gingen. Doch die Ereignisse überschlugen sich. Es folgten die bekannten Fotos der Dschungelcamp-Familie am Frankfurter Flughafen und schließlich ihre Abschiedsworte: "Lebt wohl ... ich kann nicht mehr."
Ich war zutiefst schockiert und besorgt zugleich. Von nun an wurden Artikel zu dem Drama mit den üblichen Hinweisen für Hilfsangebote an Menschen versehen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden. Iris Klein kam in ein Krankenhaus, aus dem sie sich, nachdem man ihr wohl den Magen ausgepumpt hatte, nahezu in Windeseile selbst wieder entließ.
Meine Kolumne über "die verlorene Ehe der Iris Klein" erschien also, doch sie selbst ließ mich wissen, sich plötzlich nicht mehr zu dem Thema äußern zu wollen, während sie sich gleichzeitig im gefühlten Minutentakt aber doch äußerte. Und so begann ich, stutzig zu werden. Alles nur PR und eine Schmierenkomödie, sagen die einen, sie sei eine von Eifersucht getriebene Frau, die anderen.
Denn statt Schweigen folgten Instagram-Storys mit Kalendersprüchen und öffentliche Ansagen an ihren Mann, während dieser sich in direkter Nähe zu ihr befand. Sie schien alles zu tun, um die Geschichte täglich weiterzudrehen und künstlich aufzublähen. Drama, Tränen, immer wieder Tränen. Nur meinen Text, in dem ich mich für #TeamIris aussprach und dessen Erscheinen sie "lieb" finden würde, ignorierte sie, fand immer neue Argumente. Ich wurde immer stutziger.
Schließlich äußerte sich ihr Gatte und sagte, man solle nicht alles glauben, was in der Presse stünde. Die Presse, zu der auch ich gehöre. Die Presse, die Iris Klein mit Infos rund um die Geschehnisse im Hotel Versace versorgte. Auf mein Nachfragen hin geschah plötzlich Folgendes: Sie blockierte mich.
"Leute, Leute, Leute (...) Glaubt nicht alles"
Und schließlich kommentierte sie öffentlich: "Es ist erschreckend, wie viele Menschen aus den Löchern gekrochen kommen, um auch irgendwas zu erzählen (...). Leute, Leute, Leute (...) Glaubt nicht alles. Irgendwann ist auch mal gut. (...) Und noch was ... Ich blockiere jeden, der mir und meiner Seele nicht gut tut. (...) Wenn jeder vor seiner eigenen Haustür kehren würde, dann müsste er sich nicht ständig um die Belange anderer kümmern und würde seine Zeit sinnvoll nutzen ..."
Das sind Zeilen, die nahezu schizophren anmuten. Die Frau, die seit Wochen gegen eine vermeintliche Rivalin und sämtliche Kritiker austeilt, die alles in die Öffentlichkeit trägt und die Medien selbst mit Infos füttert, möchte jetzt ihre Seele schützen und ihre Ruhe haben. Die Frau, die mit diesem Drama mehr als 100.000 Follower hinzugewonnen hat, sagt, man soll der Presse nicht alles glauben. Hat sie mich also ganz bewusst belogen?
Vor allem eines machte mich stutzig: ihre vermeintliche Lebensmüdigkeit. Ich selbst habe mit Depressionen zu kämpfen, komme aus einer Familie, in der die Krankheit viel Leid ausgelöst hat. Menschen mit suizidalen Gedanken spazieren eher selten aus Krankenhäusern noch finden sie Zeit für Instagram-Storys. Und schon gar nicht versenden sie private Chat-Verläufe mit dem eigenen Ehemann an Fremde im Internet.
- Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33
- Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
- Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Iris Klein, die Frau, die mutmaßlich gerade der Lebensmut verlassen hat, machte im Mai 2016 selbst Scherze über Menschen mit suizidalen Gedanken, jene, die keine andere Möglichkeit sehen, als freiwillig aus dem Leben zu scheiden. So schrieb sie: "Liebe Selbstmörder! Bitte werft euch doch nicht vor einen Zug, sondern erhängt euch in einem Wald! Jedes Mal die Verspätungen vom Zug wegen der Aufräumarbeiten." Es ist mir ein Rätsel, wie diese Aussagen von ihr in Vergessenheit geraten konnten. Gleichzeitig verschwand - ganz plötzlich - in der Nacht zum 9. Februar der gesamte Hinweis "Kritik nach Facebook-Eintrag" aus ihrem Wikipedia-Eintrag.
Ich kenne Menschen, die beides getan haben. Und es sind Menschen gewesen, die die pure Verzweiflung dazu gebracht hat, ihr Leben selbst zu beenden. Menschen, über die man sich nicht lustig macht und die man ernst nehmen sollte. So wie man Iris Klein ernst genommen hat, als sie schrieb: "Lebt wohl! Ich kann nicht mehr!"
So schöner Gossip!
Vielleicht kann sie sich nicht ausmalen, wie groß der Leidensdruck eines Menschen ist, die Tür hinter sich zuzuziehen und ein letztes Mal in den Himmel zu schauen, bevor er sich auf die Gleise legt. Oder eines Mensch, der zwei Nächte auf demselben Baum ausharrt, an dem schon sein Vater sein Leben beendete, ehe er schließlich am Morgen des dritten Tages die Augen schließt und sich fallenlässt.
Wir können weiter dieser scheinbar initiierten Schmach beiwohnen und dabei zuschauen, wie Frau Klein sich im Wagen von Herrn Klein auf der Rückbank versteckt. Wir können uns weiter darüber echauffieren, wie die Frau, die sich über den Hass im Netz beschwert, ihn selber sät und andere beleidigt. Und wir können auch weiter auf beiden Augen blind bleiben, weil das alles ja so schöner Gossip ist.
Es liegt an uns selbst, wem wir unsere kostbare Aufmerksamkeit schenken. Mit Sicherheit war dieses ganze Ehedrama - zumindest anfangs - echt und nachvollziehbar und der Verletzung einer Frau geschuldet, die ihren Gatten am anderen Ende der Welt in den Armen einer anderen wähnte. Dann aber kamen die vielen neuen Follower, die große Reichweite und die Agentur. Und über allem schwebt er zum Schneiden dick: der Geruch des Geldes. Seitdem macht man alles, um die Welle zu reiten - mit täglich neuen, künstlichen Dramen. Nichts davon hat einen Mehrwert, außer, dass hier Menschen für ihre selbst veröffentlichten Eheprobleme im Rampenlicht stehen. Dieses Kasperletheater zeigt die Verkommenheit der sozialen Medien, in denen private Tiraden, statt sie zu ignorieren, mit Aufmerksamkeit belohnt werden.
Quelle: ntv.de