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"Was ist der Vorwurf genau?" Liefers rechtfertigt #allesdichtmachen

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Jan Josef Liefers: Einer von wenigen Schauspieler, die im Moment Applaus bekommen - wenn auch von unerwünschter Seite.

(Foto: imago images/Photopress Müller)

Jan Josef Liefers ist einer der prominentesten Köpfe der #allesdichtmachen-Aktion. In seinem Videobeitrag ätzt er besonders gegen die Medien, die einen "unnötigen kritischen Disput" über die Corona-Maßnahmen verhinderten. Nun darf Liefers mit den gescholtenen Medien diskutieren.

Nach der Videoclip-Aktion #allesdichtmachen hat sich Schauspieler Jan Josef Liefers nachdenklich über das gewählte Mittel geäußert. "Ich finde auch den Punkt interessant, dass vielleicht Ironie wirklich ein ungeeignetes Mittel ist", sagte der 56-Jährige am Freitagabend bei Radio Bremen. Er sehe aber derzeit eine Lücke: "Es gibt nicht nur auf der Seite der Erkrankten Trauer und Leid, sondern auch auf der Seite derer, die unter diesen Maßnahmen inzwischen nun wirklich anfangen zu leiden, die sehe ich nicht so richtig vertreten."

"Wenn man dann was sagt, passiert das eben durch so framingartige Situationen, dass man sofort ziemlich radikal in so Ecken gepusht wird, in die man gar nicht reingehört", sagte Liefers, der im "Tatort" den Rechtsmediziner Professor Börne verkörpert, und per Video ins Studio zugeschaltet war. Es gebe Menschen, die man gerade verliere, weil es für sie keine Stimme gebe. Kritische Nachfragen gab es in der Show, in der auch der Unionskanzlerkandidat Armin Laschet mitdiskutierte, kaum.

Liefers und seine Mitstreiter hatten für ihre Aktion unter anderem starken Applaus aus dem rechten Lager und von sogenannten "Querdenkern" bekommen. So gratulierte etwa die AfD-Politikerin Alice Weidel via Twitter zu "dieser tollen Aktion", Lob kam auch vom ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. In der "Aktuellen Stunde" des WDR reagierte Liefers pikiert auf die Frage des Moderators, ob er zu naiv gewesen sei, abzusehen, dass er mit seinem Beitrag das Narrativ der Corona-Leugner und "Lügenpresse-Schreihälse" bediene. "Was ist jetzt der Vorwurf genau? Dass wir uns nicht vorher darum kümmern, ob der Applaus von der falschen Seite kommt? Das hat man nicht immer in der Hand", rechtfertigte sich Liefers.

Liefers vernimmt keine kritischen Stimmen

Für ihn sei in der Corona-Krise nicht ersichtlich, wie Entscheidungen zustande kämen. "Mir fehlt im Moment die Transparenz. Wie kommt eine Bundesregierung nach so vielen im Grunde halben, viertel, ganzen, Dreiviertel-Lockdowns auf die Idee, es immer wieder zu machen?", fragte Liefers bei Radio Bremen. Im WDR hatte er zuvor erklärt, aus seiner Sicht kämen in den Medien zu wenig Regierungskritiker zu Wort. "Es gibt weltweit umfassende Studien von Leuten, die ihre Hausaufgaben auch gemacht haben und auch studiert haben, die zum Beispiel über einen Lockdown zu ganz anderen Erkenntnissen kommen als wir."

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Liefers hatte in seinem am Donnerstagabend veröffentlichten Video unter anderem gesagt: "Schließlich wissen nur ganz wenige Spezialisten, was wirklich gut für uns ist." Der Clip endete mit den Worten: "Bleiben Sie gesund. Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht." Mit Liefers' Clip waren Videos von 53 anderen Schauspielern und Schauspielerinnen veröffentlicht worden. Mehrere distanzierten sich im Laufe des Freitags von ihren Beiträgen, elf haben sie wieder gelöscht. Liefers, der anders als viele der Beteiligten seinen Beitrag selbst geschrieben hat, steht aber weiter hinter der Kampagne: "Es geht darum, Aufmerksamkeit zu bekommen für Punkte, die jeder von uns hat. Wir sind auch keine Partei. Wir sind einfach Personen, die sich da unter diesem Dach versammelt haben", sagte er im WDR.

Nach Informationen des NDR zählt Liefers zum Kreis der Initiatoren der Aktion. Auch der Schauspieler Volker Bruch und der Regisseur und Drehbuchautor Dietrich Brüggemann sollen beteiligt gewesen sein. Der Münchner Filmproduzent Bernd K. Wunder, der im Impressum der allesdichtmachen-Seite als Verantwortlicher genannt ist, erklärte dem Sender, die Idee zu der Kampagne sei "in persönlichen Gesprächen einer Gruppe Filmschaffender" entstanden. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland teilte Wunder mit, durch die Aktion wolle man die Diskussion um die Corona-Maßnahmen wieder öffnen, und "Stimmen Gehör verschaffen, die bisher nicht gehört wurden". Die Stimmen der Zuschauer dürften es nicht sein: Die Videos sind auf Youtube nicht kommentierbar.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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