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Zeugen sahen keine Verletzungen Polizisten können Heards Vorwürfe nicht stützen

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Johnny Depps Ex-Frau Amber Heard behauptet, er habe sie misshandelt. Depp will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und zieht vor Gericht, woraufhin sie Gegenklage erhebt. Zeugenaussagen in dem Verleumdungsprozess decken sich nicht mit den Anschuldigungen der Schauspielerin.

In dem laufenden Verleumdungsprozess, den "Fluch der Karibik"-Star Johnny Depp und seine Ex-Frau Amber Heard gegeneinander führen, sind am Mittwoch zwei Beamte der Polizei in Los Angeles, ein Concierge des Gebäudes, in dem Depp und Heard lebten, ein Talentagent der beiden Schauspieler und Depps Scheidungsanwältin in den Zeugenstand getreten. Sie alle sagten jedoch nicht im Gericht des Bezirks Fairfax im US-Bundesstaat Virginia aus, stattdessen wurden den Geschworenen aufgezeichnete Befragungen von 2021 gezeigt.

Der erste Zeuge, Polizist Tyler Hadden, berichtete von einem Einsatz im Mai 2016. Damals war er mit seiner Kollegin Melissa Saenz, deren Aussage bereits am Dienstag gehört wurde, nach einem Streit des Ex-Paares in Depps Penthouse im Eastern Columbia Building gerufen worden. Er habe zwar nicht persönlich mit Heard gesprochen, sagte Hadden. Die Umstände der Untersuchung vor Ort hätten jedoch darauf hingedeutet, dass es sich lediglich um "einen verbalen Streit" gehandelt habe. Heard behauptet, Depp sei bei dem Streit gewalttätig gewesen und habe Gegenstände zerstört. In der Öffentlichkeit zeigte sich die 36-Jährige kurz darauf mit einem angeschwollenen Gesicht und einem Bluterguss unter dem Auge.

Laut Hadden habe es am Tag des Streits jedoch keine Anzeichen für einen physischen Streit gegeben - weder durch die Aussagen der Anwesenden noch durch sichtbare Verletzungen in Heards Gesicht oder kaputte Gegenstände in der Wohnung. Die Schauspielerin habe vom Weinen lediglich rote Augen gehabt. Eine Anzeige sei damals auf Wunsch von Heard nicht erstattet worden. Auch habe die Schauspielerin eine medizinische Behandlung abgelehnt. Fotos oder Notizen hätten sie jedoch keine gemacht, sagte Hadden, weil dafür keine Notwendigkeit bestanden habe.

"Prellungen wären mir aufgefallen"

Der Polizeibeamte William Gatlin, der am gleichen Tag im Mai 2016 in Depps Penthouse gerufen worden war, bestätigte die Aussagen seines Kollegen. Im Anschluss sagte Alejandro Romero, der Concierge im Eastern Columbia Building, aus, sich wenige Tage nach dem angeblichen Gewaltausbruch durch Depp mit Amber Heard unterhalten zu haben. Er habe zwar nicht nach Verletzungen in ihrem Gesicht gesucht, glaube aber fest, dass ihm Prellungen oder Blutergüsse "aufgefallen" wären. Romero merkte aber auch an, dass er nicht wisse, ob Heard an dem Tag Make-up getragen habe, um etwas zu verdecken.

Auch Talentagent Christian Carino, der sowohl mit Heard als auch mit Depp arbeitete und mit beiden befreundet war, bezeugte, weder gesehen zu haben, wie der Hollywood-Star Gewalt gegen seine Ex-Frau angewendet hat noch mit einem von beiden je über Missbrauchsvorwürfe gesprochen zu haben. Er habe auch nie Verletzungen bei Heard gesehen. Der Ex-Verlobte von Lady Gaga bestätigte zudem die Behauptung von Johnny Depp, dass er wegen der von Heard erhobenen Vorwürfe häuslicher Gewalt aus dem "Fluch der Karibik"-Franchise gestrichen wurde. "Meiner Meinung nach hat es mit den Anschuldigungen zu tun, die Amber erhoben hat", sagte Carino in seiner Video-Aussage. Dies hätten die Verantwortlichen von Disney zwar nie explizit ausgesprochen, es sei aber "gemeint gewesen". Depp macht Heards Anschuldigungen für den Verlust seiner lukrativen Rolle als Captain Jack Sparrow verantwortlich.

Weiter berichtete Carino, dass er im Jahr 2016 auf ihren Wunsch ein Treffen zwischen Heard und Depp arrangiert habe, obwohl Heard zwei Monate zuvor eine einstweilige Verfügung gegen ihren Ex eingereicht hatte. Depp habe sich darauf eingelassen, sie in San Francisco in dem Haus eines Bekannten von Carino zu sehen, weil Heard versichert habe, ihn niemals des Verstoßes gegen die einstweilige Verfügung zu beschuldigen, wenn er zu dem Treffen käme. Nachdem sich das Paar "mehrere Stunden lang" und "nur wenige Zentimeter voneinander entfernt" unterhalten habe, habe der Eigentümer des Hauses Carino seine Rückkehr mitgeteilt und das Paar sei getrennt voneinander in ein Hotel gefahren, um das Gespräch fortzusetzen. In dem Hotelzimmer hätten sie sich nur noch gestritten.

"Gott, ich vermisse ihn"

Carino äußerte sich auch zu Heards Beziehung mit Tesla-Gründer Elon Musk. Mit ihm soll sie liiert gewesen sein, als sie sich heimlich mit Depp traf. In einer SMS an den Talentagenten bezeichnete sie Musk kurz nach der Trennung im August als "Lückenfüller", in einer anderen schrieb sie, dass sie Johnny Depp noch immer liebe. Und auch lange Zeit später soll Head noch immer Gefühle für ihren Ex gehabt haben: Ende 2018 schrieb sie Carino erneut, dass sie wieder mit ihm zusammen kommen wolle und dass ihr alles "leid" tue. "Gott, ich vermisse ihn", schrieb Heard weiter.

Wie lange sich der Verleumdungsprozess hinziehen wird, ist nicht klar. Mehrere US-Medien gehen davon aus, dass es noch rund einen Monat dauern könnte, ehe ein Urteil fällt. Allein auf der Liste der möglichen Zeugen sollen knapp 120 Personen stehen. Am Donnerstag wird der Prozess mit dem Verhör von Johnny Depps Scheidungsanwältin Laura Wasser beginnen, die sich am Mittwoch als letzte Zeugin unter Vorladung in einer vorab aufgezeichneten Videoaussage im Kreuzverhör mit Heards Verteidigung befunden hatte.

Johnny Depp und Amber Heard hatten sich 2009 am Set von "The Rum Diary" (2011) kennengelernt. Anfang Februar 2015 feierten sie Hochzeit, Ende Mai 2016 reichte sie die Scheidung ein, die Anfang 2017 vollzogen wurde. Nach der verlorenen Verleumdungsklage gegen die britische Zeitung "The Sun", die Depp als "Frauenschläger" bezeichnet hatte, startete vor rund zwei Wochen der US-Prozess. Depp verklagt darin seine Ex-Frau auf 50 Millionen Dollar wegen eines Beitrags, den sie in der "Washington Post" veröffentlichte und in dem von häuslicher Gewalt die Rede war. Sie wiederum erhob Gegenklage in Höhe von 100 Millionen Dollar und behauptet, er habe sie verleumdet, indem er sie eine Lügnerin nannte.

Quelle: ntv.de, lpe

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