Sex, Gewalt und royaler Verrat Prinz Harrys Memoiren: Was bereits enthüllt wurde
07.01.2023, 10:30 Uhr
Ein spanischer Buchhandel verkaufte einige Bücher bereits vor der offiziellen Veröffentlichung - versehentlich.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Autobiografie von Prinz Harry sollte erst in einigen Tagen erscheinen. Doch in Spanien ergattern einige schon vorher ein Exemplar. Die düsteren und intimen Geheimnisse und Anekdoten verbreiten sich mindestens so schnell wie die schweren Vorwürfe gegen das britische Königshaus. Was steht in "Spare"?
Ursprünglich hätte das britische Königshaus noch ein paar Tage Schonfrist vor dem großen Knall gehabt. Prinz Harrys Autobiografie "Spare" (Deutsch: Reserve) mit all seinen Vorwürfen gegen die Familie sollte erst am 10. Januar erscheinen - eigentlich. Ein spanischer Buchhandel veröffentlichte die Memoiren versehentlich zu früh, einige Journalisten ergatterten die royale Biografie und enthüllen nun ihre teils pikanten Anekdoten und explosiven Details. Es geht um das erste Mal, um eine böse Stiefmutter und Handgreiflichkeiten.
Zusammen genommen wirken die zu früh veröffentlichten Geschichten wie die Grundzutaten einer guten Soap. Die Konsequenzen dürften allerdings weitaus fataler sein. Einige warnen, Harry könne das britische Königshaus entzaubern und damit die gesamte Monarchie ins Wanken bringen. "Diese Institution kann nur mit Geheimnissen und fast vollständigem Schweigen funktionieren", sagte etwa der Kolumnist und Fernsehjournalist Steve Richards zu "Sky News". Die britische Zeitung "The Times" zitierte einen Informanten: "Im Allgemeinen denke ich, dass das Buch für sie schlimmer sein wird, als die königliche Familie erwartet." Alles werde bloßgelegt.
Attacken von Prinz William
Besonders schwere Vorwürfe erhebt Harry gegen seinen Bruder, Prinz William. Dieser habe ihn einmal im Streit körperlich attackiert, wie der "Guardian" berichtete. Der Auslöser sei eine Diskussion über Meghan gewesen - William habe sie als "unhöflich" und "grob" bezeichnet. Die Situation sei dann eskaliert, bis William "mich am Kragen packte, meine Halskette zerriss … und mich zu Boden warf". Harry habe sich dabei sichtbar am Rücken verletzt.
In einer anderen Passage des Buches macht Harry seinen Bruder für das verunglückte Nazi-Kostüm, mit dem William 2005 in der britischen Zeitung "The Sun" erschien, mitverantwortlich. Als er William und Kate fragte, ob er als Pilot oder Nazi gehen solle, rieten beide ihm zu der Hakenkreuzbinde, schreibt Harry laut dem Portal "Page Six". Sein Kostüm habe dann "viel lächerlicher" ausgesehen als das seines Bruders. Genau darum sei es William gegangen.
Auch den Rat seines Bruders, Meghan nicht zu heiraten, wirft Harry William vor. So habe dieser ihn vor der Ehe mit der US-Amerikanerin gewarnt und später nicht gewollt, dass sie in der gleichen Kirche heiraten wie Kate und er zuvor.
Rivalitäten der Brüder
Dass es zwischen den Brüdern, die sich einst liebevoll "Willy" und "Harold" nannten, kriselt, ist spätestens kein Geheimnis mehr, seit Harry und Meghan der Familie den Rücken gekehrt haben und in die USA gezogen sind. Wie zerrüttet die Beziehung der beiden ist, macht Harry allerdings erst jetzt klar. William, der britische Thronfolger, sei sein "geliebter Bruder und Erzfeind", schreibt der 38-Jährige in seinem Buch. In der US-amerikanischen Show "Good Morning America" darauf angesprochen, sagte Harry, es habe schon immer einen Wettbewerb zwischen ihnen gegeben. Er glaube, das habe immer an der "Erben-" und "Ersatz"-Situation gelegen. "Ersatz" (Englisch: "Spare") habe ihn schon Charles nach seiner Geburt genannt, behauptete Harry Berichten zufolge.
Furcht vor "böser Stiefmutter" Camilla und böse Witze von Charles
Auch König Charles ist Teil des Buches, wenn er auch besser wegkommt als Prinz William. So schreibt Harry darüber, wie er gemeinsam mit seinem Bruder vor Jahrzehnten ihren Vater Charles "angefleht" hätten, dessen Partnerin Camilla nicht zu heiraten. Dies berichten die "Sun" und die "Daily Mail". Camilla habe er als "böse Stiefmutter" gefürchtet. Bei ihrem ersten Treffen sei Camilla dann gelangweilt gewesen. Das Treffen sei für sie nicht viel mehr als eine Formalie gewesen, da Harry ihr als Nicht-Thronfolger nicht im Wege gestanden habe.
"Page Six" berichtet zudem, Harry schreibe in seinen Memoiren auch über "sadistische" Witze seines Vaters. Häufig hätte er Geschichten erzählt, an deren Ende er die hypothetische Überlegung stellte, ob er überhaupt Harrys Vater sei. Vor dem Hintergrund der damaligen Debatten, ob tatsächlich nicht Charles, sondern Prinzessin Dianas Liebhaber der Vater von Harry sei, wären solche Geschichten - vorausgesetzt sie stimmen - makaber.
Der Geist von Prinzessin Diana und Koks-Versuche
Seine früh verstorbene Mutter spielte auch in einem anderen Zusammenhang eine Rolle in der Beziehung zu seinem Vater: So schreibt Harry, dass Charles fürchtete, Meghan könne das Potenzial haben, "die Monarchie zu dominieren" und für Öffentlichkeit und Presse eine zweite Diana zu werden. Der heutige König sei eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit gewesen, die Meghan und auch Harrys Schwägerin Kate bekamen.
Prinz Harry teilt in "Spare" allerdings nicht nur aus, sondern lässt auch tief blicken. Deutlich wird vor allem, wie sehr er als Kind seine Mutter, Prinzessin Diana, vermisst hat. So sehr, dass er sogar die Hilfe einer Frau in Anspruch nahm, die behauptete, "besondere Kräfte" zu haben, wie der "Guardian" berichtete. Zwar habe er zunächst erkannt, dass es sich "höchstwahrscheinlich um Hokuspokus" handle. Bei dem Treffen mit der Frau fühlte er dann allerdings "die Energie um sich herum", woraufhin sich seine Augen mit Tränen gefüllt hätten.
"The Telegraph" berichtet zudem, Harry schreibe in seinem Buch darüber, mehrfach Kokain und Marihuana ausprobiert zu haben. So sei ihm im Alter von 17 Jahren Kokain angeboten worden. Es habe ihm zwar "nicht sehr viel Spaß" gemacht, dennoch habe er die Droge öfters ausprobiert. Immer mit dem Ziel, sich "anders" zu fühlen.
Das erste Mal
Schließlich wird es in "Spare" offenbar nicht nur privat, sondern auch intim. So schildert Harry in seiner Autobiografie auch sein "erstes Mal", wie die "Daily Mail" berichtet. Dabei lässt er offenbar kaum ein Detail aus. Das erste Mal Sex habe er demnach im Alter von 17 Jahren auf einer Wiese hinter einem Pub gehabt. Zwar verrät Harry nicht, mit wem er geschlafen habe, es sei jedoch eine "ältere Frau" gewesen, die ihn behandelte "wie einen jungen Hengst". Harrys Fazit: "Ein kurzer Ritt. Danach hat sie mir einen Klaps auf den Po gegeben und mich weggeschickt." Dieses Kapitel ist im Buch mit dem Titel "Unrühmliche Episode" überschrieben.
Die Memoiren nutzt Harry zudem, um mit einem sehr privaten Gerücht aufzuräumen. So habe es Berichte darüber gegeben, dass seine Mutter Diana seine Beschneidung verboten habe. Dabei stellt der Herzog von Sussex klar: "Ich wurde schon als Baby beschnitten." Dies waren jedoch noch nicht alle Details über Harrys bestes Stück, über die in seiner Autobiografie berichtet werden. So habe er bei einer Expedition an den Nordpol Erfrierungen erlitten - auch an seinem Glied. Diese waren selbst bei der Hochzeit seines Bruders und Kate noch nicht abgeklungen.
Die Zeit in Afghanistan
Mit einer weiteren Passage könnte sich Harry, der nun in Kalifornien lebt, laut Experten selbst in Gefahr gebracht haben. Denn der Prinz berichtet laut "Sky News" auch über seine Zeit als britischer Soldat in Afghanistan. 25 Menschen habe er getötet. "Das war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllte, aber ich habe mich auch nicht geschämt", schreibt Harry. An einer anderen Stelle nennt er jene Taliban, die er getötet habe, "Schachfiguren" - und zieht damit Ärger auf sich. "Mr Harry! Diejenigen, die Sie getötet haben, waren keine Schachfiguren, sie waren Menschen; sie hatten Familien, die auf ihre Rückkehr warteten", schreibt der hochrangige Taliban Anas Hakkani auf Twitter und wirft dem Prinzen Kriegsverbrechen vor.
Dass Harry sich vor Bekenntnissen und schweren Vorwürfen gegen seine Familie nicht scheut, ist seit seinem Interview mit Oprah Winfrey und der Netflix-Serie "Harry und Meghan" längst bekannt. Die zu früh veröffentlichten Details machen jedoch klar, dass seine Autobiografie noch privater, noch intimer und an einigen Stellen noch vorwurfsvoller ist. Noch nicht einmal offiziell auf dem Markt, haben britische Medien ihr Urteil bereits gefällt: Dieses Buch ist nicht viel mehr als "rachsüchtig", "berechnend" und "idiotisch". Damit spiegeln sie auch die Meinung der Briten wider, denn der Hashtag "ShutUpHarry" dominiert zeitweilig die Twitter-Charts.
Ein bisschen paradox mutet es dann auch schon an, was Harry in den vergangenen paar Tagen an die Öffentlichkeit getragen hat. So verriet er kurz vor der Veröffentlichung seines Buches in einem Interview mit dem Sender ITV, dass er sich nicht nur seinen Vater, sondern auch seinen Bruder zurückwünsche. Das jedoch sollte spätestens nach der Veröffentlichung zahlreicher Geheimnisse und Vorwürfe in weite Ferne gerückt sein.
RTL und ntv haben sich die Senderechte am 72-minütigen Interview mit Prinz Harry vom britischen Sender ITV gesichert. Das Gespräch wird heute noch einmal in voller Länge bei ntv in einem "News Spezial: Harry - Das Interview" um 23.30 Uhr zu sehen sein.
Quelle: ntv.de, mit dpa