Unterhaltung

"Tatort" aus Weimar Stangenfieber für Anfänger

Qualmen im Blaulicht-Ambiente - der "Tatort" in Weimar.

Qualmen im Blaulicht-Ambiente - der "Tatort" in Weimar.

(Foto: ARD)

Nach "Petting im Parka" jetzt "Prügeln im Puff": Es bleibt klamaukig in Weimar, soviel steht fest. Stand das kriminale Duo Dorn und Lessing zuletzt knietief im Quatsch, halten sich Komik und Krimi jetzt wieder die Waage - bis zum explosiven Showdown.

Da hat man gerade die Nummer mit dem Namen Bigamiluschvatokovtschvili einigermaßen drauf, da flimmern Kriminalhauptkommissarin Dorn (Nora Tschirner) und Kriminalhauptkommissar Lessing (Christian Ulmen) schon wieder über die Bildschirme. Wir erinnern uns: Vor nicht einmal zwei Monaten hatten es die beiden mit dem "wüsten Gobi" zu tun. 5 von 10 Punkten hatte n-tv.de im Schnellcheck vergeben, "inklusive Weihnachts-Gratifikation". Vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass schnell nachgelegt wird, bietet sich so zügig die Gelegenheit, das Bild wieder gerade zu rücken, und selbige ergreifen die beiden überaus gekonnt beim Schopf.

Was ist denn hier los? Vieles wie gehabt im "Tatort".

Was ist denn hier los? Vieles wie gehabt im "Tatort".

(Foto: ARD)

In Sachen Titel bleibt man im gelernten Muster: Nach dem treuen Roy, dem scheidenden Schupo und Jürgen Vogels wüstem Gobi, steht jetzt "Der kalte Fritte" im Fokus. Wobei - die Sache mit dem Fokus ist gar nicht so klar umrissen, aber eins nach dem anderen: Fritte heißt eigentlich Fritjof Schröder. Der führt im Ort ein Bordell mit dem schönen "Chez Chériechen" und steht zunächst einmal nur in indirekter Verbindung zum Toten, um den es sich diesmal dreht.

Der heißt Alonzo Sassen, ist milliardenschwer und wurde bei einem Einbruch, einem versuchten Kunstraub, erschossen. Kurz darauf erwischt es auch den Langfinger selbst, denn der wird noch vor Abhängen des wertvollen Bildes, auf das er ein Auge geworfen hatte, von Sassens junger Gattin Lollo abgeknallt. Die wiederum - und jetzt kommen wir wieder zu Fritte, wenn auch nur kurz - hat ihren chronisch sparsam bekleideten Körper kurz zuvor noch um die metallenen Stangen im "Chez Chériechen", also in Frittes Bumsbude, gezwirbelt.

Ein Fünkchen Hoffnung

Frittes Bruder schließlich, der Martin, betreibt zusammen mit seiner Frau in der Peripherie Weimars einen Steinbruch. Das Geschäft geht mehr schlecht als recht, einzig die Perspektive, dass es sich hier um einen potenziellen Standort für das geplante "Goethe-Geomuseum" handelt, ist ein Fünkchen Hoffnung. Unschön, dass auch Alonzo Sassen einen solchen Standort parat hat(te), den er sogar bereit war, der Stadt per Schenkung zu überlassen. Motiv, ick hör dir trapsen.

Es ist der sechste Fall für Christian Ulmen und Nora Tschirner, der neben den Münsteranern zweiten offenkundig als Crimedy angelegten "Tatort"-Filiale, und nach einem schwächelnden letzten Fall um brennende Ehefrauen und geile Knackis, geht die krude Krimi-Formel hier nun wieder auf: Die Verhördialoge sabotieren sich auf unterhaltsame Weise selbst, konterkarieren die x-mal geschriebenen Phrasen mit absurden Volten.

Ulmen trägt die enge Kleinkünstler-Weste mit ebensolchem Genuss spazieren, wie Tschirner ihr halberotisches Inkognito gegen Ende des Falls. Die Schauplätze sind so zahlreich wie stimmungsvoll, ob nun im Luxushotel oder im Tagesraum der Kita, im Dämmerlicht von Frittes Fummelkneipe oder im unwirtlichen Steinbruch seines Bruders, wo es zu einem Showdown kommt, der - ohne zuviel zu spoilern - einen hochexplosiven Crossover zwischen Italo-Western und 70er-Mafia-Schnurre bietet.

Quelle: ntv.de

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