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"Sitzen hier nicht Bier saufend" "Tatort"-Macher weisen Kritik zurück

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Zeichnet der jüngste "Tatort" mit Lannert (Richy Müller, l.) und Bootz (Felix Klare) ein falsches Bild?

Zeichnet der jüngste "Tatort" mit Lannert (Richy Müller, l.) und Bootz (Felix Klare) ein falsches Bild?

(Foto: SWR/Benoît Linder)

Der jüngste Fall der Stuttgarter "Tatort"-Ermittler Lannert und Bootz kommt nicht bei allen gut an. In Baden-Württemberg wird Kritik an der Darstellung des Dorflebens in dem Fernseh-Krimi laut. Die Macher der Folge "Lass sie gehen" wollen das nicht auf sich sitzen lassen.

Nach der Kritik Dutzender Statisten von der Schwäbischen Alb am jüngsten Stuttgarter "Tatort" versucht der Südwestrundfunk (SWR), die Wogen zu glätten und Verständnis zu wecken für die aus Sicht der Komparsen überzogene Darstellung des Dorflebens. "Die Kritik am Film unterstellt die Erwartung, dass der 'Tatort' die Realität 1:1 abbildet", heißt es in einer Stellungnahme des SWR auf einen Beschwerdebrief aus Münsingen im Kreis Reutlingen. "Das ist aber nicht unser Anspruch."

In der kritisierten Folge "Lass sie gehen", die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde, suchen die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) nach dem Mörder einer jungen Frau, deren Leiche in Stuttgart entdeckt wird. Sie hatte dem Dorf den Rücken gekehrt und war - eher als Flucht vor Familie und dörflicher Enge - nach Stuttgart gezogen. Während Lannert auf der Alb ermittelt und unter anderem Familie und Bekannte der Toten ins Visier nimmt, recherchiert Bootz in Stuttgart.

Die Statisten aus dem Tennisclub TV Münsingen ärgern sich über die Folge. "Fernsehen lebt von der Quote und muss überziehen, das verstehe ich", sagt der Vereinsvorsitzende Jochen Schuster, der die Laien-Darsteller zusammengetrommelt und den Brief an die ARD und an die Produktionsleitung geschrieben hat. Ein öffentlich-rechtlicher Sender dürfe aber kein Bild präsentieren, das nicht mehr zeitgemäß sei. "Wir sitzen hier ja nicht Bier saufend unterm Hirschgeweih und zeigen uns unsere Pistolen", kritisiert Schuster unter anderem eine ähnliche Szene aus der "Tatort"-Folge. Zuvor hatten die "Südwestpresse", die "Stuttgarter Zeitung" und die "Stuttgarter Nachrichten" über die Beschwerde berichtet.

"Ein Klischee nach dem anderen"

Für die jüngste Folge waren die "Tatort"-Ermittler und Statisten im März 2023 nach Bichishausen gekommen, einem 128 Einwohner zählenden Ort im Großen Lautertal. Schuster nennt die Darstellung des Dörflichen im Brief einen "Affront gegenüber den Menschen im ländlichen Raum und insbesondere auf der Schwäbischen Alb". Es gebe durchaus eine Dorfgemeinschaft, diese ist aber sozial konstruktiv und nicht feindselig.

Es sei "ein Klischee über das Dorfleben nach dem anderen" gezeigt worden. "Ganz offenbar liegt der letzte Besuch der Drehbuchautoren auf dem Land Jahrzehnte zurück", schreibt Schuster. Es werde ein Dorfleben skizziert, das es seit den 1950er-Jahren nicht mehr gebe.

Der SWR entgegnete, die kritisierte "Tatort"-Folge sei eine fiktive Geschichte und keine Verallgemeinerung über das Leben in ländlichen Gebieten. Regisseur und Drehbuchautor nähmen sich die Freiheit der künstlerischen Zuspitzung. "Verhältnisse, die in verschiedenen Kontexten, durchaus auch in städtischen, existieren, werden in dem Setting des Films zusammengefasst und im Dienste der Erzählung überhöht", argumentiert der Sender. Konkrete Personen oder ihr Umfeld seien keinesfalls mit dem "Tatort" gemeint.

Quelle: ntv.de, vpr/dpa

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