Vicky, wir fahr'n nach Lodz Leandros liebt das Leben
24.08.2022, 11:46 Uhr
Geburtstage sind ihr nicht wichtig, doch der 70. ist auch für sie ein Meilenstein: Vicky Leandros.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit Schlagern wie "Theo, wir fahr'n nach Lodz" oder "Après toi" wird Vicky Leandros auch in Deutschland berühmt. Doch tatsächlich ist die in vielen Sprachen singende Griechin ein internationaler Star. Nun feiert sie ihren 70. Geburtstag und hat noch immer viele Pläne.
"Gefüllte Tomaten", antwortet Vicky Leandros spontan auf die Frage, welche kulinarischen Tipps sie denn etwa für die Hitzetage in diesem Sommer geben könne. "Entweder vegetarisch oder auch mit etwas Hackfleisch", fügt die gebürtige Griechin noch hinzu. Außerdem passten Salate und Gemüsepfannen bestens in diese Zeit.
Vicky Leandros ist eben nicht nur seit über 50 Jahren Kult-Interpretin von immergrünen Schlagern und Chansons wie "Après toi" und "Theo, wir fahr'n nach Lodz". Sie ist auch Familienmensch und leidenschaftliche Köchin. Als solche veröffentlichte sie 2021 mit zweien ihrer drei Kinder auch das Rezeptbuch "Ein Hoch auf das Leben - Meine Küche für Familie und Freunde".
Nun darf die am 23. August 1952 auf Korfu geborene und seit 1958 meist in Deutschland lebende Ikone anspruchsvoller Unterhaltungsmusik ihren 70. Geburtstag feiern. Anlass für sie, einen Blick zurück, aber auch nach vorne zu werfen. "Geburtstage waren für mich nie besonders wichtig. Auf der anderen Seite ist der 70. doch ein Meilenstein und ein Grund nachzudenken - soweit man das nicht schon vorher getan hat", sagt die Künstlerin, die auf Gut Basthorst bei Hamburg lebt, einem Gut ihres geschiedenen zweiten Ehemanns Enno Freiherr von Ruffin.
"Was für eine Legende"
"Insofern wird einem immer mehr klar, dass das Leben endlich ist. Und dass man das Glück hat, überhaupt leben zu dürfen", sinniert sie mit ihrer markant melodischen Stimme, "das ist ja nicht selbstverständlich. Und dass es einem gut geht. Dafür bin ich auch dankbar."
Ihren ersten Hit hatte die von ihrem Vater, dem Musiker und Produzenten Leo Leandros, geförderte Künstlerin bereits mit 13 Jahren. "Messer, Gabel, Schere, Licht" verkaufte sich 50.000 Mal. Doch erst das von Leo Leandros und Klaus Munro geschriebene Lied "Après toi" verhalf der mit einer Gesangs-, Gitarren- und Ballettausbildung ausgestatteten jungen Frau zum Durchbruch in eine Karriere, in der sie auch auf Griechisch, Englisch, Niederländisch, Japanisch und Spanisch intoniert. Vor genau 50 Jahren war das - 1972 für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Weltweit wurden 5,5 Millionen Exemplare von der Single verkauft.
Seither gibt die Sängerin Konzerte in aller Welt. Sie tritt im Fernsehen auf und wurde für ihre Erfolge vielfach ausgezeichnet. Aber auch für Spaß ist sie zu haben - so verbarg sie sich etwa 2020 in der TV-Show "The Masked Singer" im weißen Katzenkostüm. "Was für eine Legende", entfuhr es Moderator Matthias Opdenhövel bei ihrer Enttarnung.
Die Familie hat Priorität
"Ich will aber nicht immer nur arbeiten. Mein Herzensanliegen war immer an allererster Stelle die Familie. An zweiter Stelle natürlich meine Karriere, die ja auch meine Leidenschaft ist", sagt Leandros in bodenständig wirkender Art. "So habe ich mir die Zeit genommen, für meine Kinder da zu sein, und elf Jahre Pause gemacht, um sie selbst groß zu ziehen."

Leandros mit ihren Kindern Sandra und Leandraki, mit denen sie auch ein Rezeptbuch veröffentlichte.
(Foto: picture alliance /)
Leandros ist Mutter der Töchter Milana und Sandra, die als Sandra von Ruffin als Schauspielerin bekannt ist. Hinzu kommt Sohn Leandraki aus erster Ehe. Mit Blick auf ihre Auszeit erinnert sich die Sängerin: "Ich hatte dabei keine Angst vor der Zukunft und vor der Frage, wie es später aussehen würde. Ich habe gedacht, okay, wenn mich dann niemand hören möchte, dann ist es eben so."
Tatsächlich gab es dann so etwas wie einen Karrierebruch. "Ein paar Jahre hatte ich schon das Gefühl, das ist jetzt nicht so erfolgreich. Doch damit muss man leben und sich sagen, mal sehen ...", erklärt die Künstlerin, die auch komponiert und textet. Sie merkt an: "Man muss sich dann neu strukturieren. Sich treu bleiben und gleichzeitig erneuern. Andere Alben, etwas Neues ausprobieren. Balladen, Folklore, Chansons - das habe ich auch so gemacht und das war gut so." Zur Entscheidung, für ihre Familie eine Zeit lang aus dem Beruf auszusteigen, sagt der Showstar noch: "Frei sein, unabhängig sein, war für mich immer wichtig. Und das konnte ich auch, weil ich sehr früh angefangen habe zu arbeiten."
Größere Tournee geplant
Zu ihren beruflichen Plänen im neuen Lebensjahr gehören zwei Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie am 25. März sowie eine größere Tournee, deren Einzelheiten noch bekannt gegeben werden sollen. "Ich gebe gern Konzerte - dabei kann ich vielseitig sein", erklärt Leandros, "und mein Publikum kennt es auch so. Lieder seit den 1970ern bis heute, auch von Jacques Brel und Michel Legrand - und all das in verschiedenen Sprachen."
Überhaupt scheint die inzwischen zweifache Großmutter eine vielseitige Frau zu sein. Für ihr soziales Engagement erhielt sie 2015 das Bundesverdienstkreuz am Bande. So wirkt Leandros bei der Griechisch-orthodoxen Kirche als Botschafterin für die Kinder Afrikas. Auch einen Ausflug in die Politik machte sie, von 2006 bis 2008 als Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen in der Hafengemeinde Piräus bei Athen.
Was bleibt, um zum Geburtstag eine Art Zwischenbilanz zu ziehen? "Ich liebe das Leben", sagt Leandros lachend. Dabei verrät sie zwei für sie wichtige Elixiere: "In schwierigen Situationen sollte man innehalten und noch mal über alles nachdenken." Und: "Herzensgüte."
Quelle: ntv.de, Ulrike Cordes, dpa