Mit Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" wurde Nathan Chasing Horse berühmt. Seine Bekanntheit soll der heute 48-Jährige ausgenutzt haben, um jahrzehntelang Frauen und Mädchen zu missbrauchen. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft eine erweiterte Anklage.

Eine Grand Jury im US-Bundesstaat Nevada hat erneut Anklage gegen den Ex-Schauspieler Nathan Chasing Horse erhoben. Dem 48-Jährigen wird vorgeworfen, jahrzehntelang indigene Frauen und Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Die Anklageschrift gegen den Star aus dem Western-Klassiker "Der mit dem Wolf tanzt" (1990) mit Kevin Costner umfasst 21 Anklagepunkte, sie wurde nun veröffentlicht. Das wiederbelebte Strafverfahren gegen Chasing Horse wurde um die Vorwürfe der Herstellung und des Besitzes von Darstellungen des Kindesmissbrauchs erweitert. Zuvor waren ihm unter anderem bereits sexuelle Übergriffe, Unzüchtigkeit und Entführung vorgeworfen worden.

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Erst im September hatte das höchste Gericht Nevadas angeordnet, eine ursprünglich 18 Punkte umfassende Anklage zu verwerfen, dabei aber die Möglichkeit offen gelassen, dass die Vorwürfe Gegenstand einer neuen Anklage werden. Zu diesem Zeitpunkt ruhte das Verfahren seit mehr als einem Jahr, während Chasing Horse sich um Abweisung bemühte. Das Gericht gab dem früheren Schauspieler recht und befand, die Staatsanwaltschaft habe in dem Verfahren Verstöße begangen. Steve Wolfson, Staatsanwalt im Bezirk Clark County, machte rasch deutlich, sich um eine neue Anklage bemühen zu wollen.

Als Heiler in den Reservaten unterwegs

In "Der mit dem Wolf tanzt" spielte Chasing Horse die Rolle des Charakters Smiles A Lot. Er wurde im Rosebud-Reservat im Bundesstaat South Dakota geboren, in dem die Sicangu Sioux ansässig sind, einer der sieben Stämme der Lakota Nation. Nach seiner Rolle in dem oscarprämierten Film begann Chasing Horse nach Auffassung der Staatsanwaltschaft damit, als selbsterklärter Medizinmann durch Nordamerika zu reisen und Heilungszeremonien vorzunehmen.

Diese Position habe ihm jahrzehntelang Zugang zu Frauen und Mädchen verschafft - bis zu seiner Festnahme in Las Vegas im Januar 2023. Seither befindet er sich in Haft. Strafverfolgungsbehörden in den USA und Kanada erhoben rasch weitere Vorwürfe gegen den 48-Jährigen. Sie erklärten, seine Festnahme habe dazu beigetragen, seit Langem bestehende Anschuldigungen gegen ihn zu erhärten, so etwa im Indigenen-Reservat Fort Peck im Bundesstaat Montana, wo Stammesführer ihn im Jahr 2015 unter Vorwürfen des Menschenhandels verbannten.

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In Alberta, Kanada, haben die Behörden anerkannt, dass die dortigen Vorwürfe gegen den Ex-Schauspieler weitgehend symbolisch verfolgt werden: Chasing Horse, dem jahrzehntelange Haft in Nevada droht, wird vielleicht nie mehr dorthin zurückkehren.

Missbrauchs-Video in Tresor gefunden

In der jüngsten Anklageschrift wird Chasing Horse vorgeworfen, sich gefilmt zu haben, während er Geschlechtsverkehr mit einem seiner Opfer hatte, als dieses weniger als 14 Jahre alt war. Laut Staatsanwaltschaft befanden sich die 2010 oder 2011 erstellten Aufnahmen in einem abgeriegelten Tresor in einem Haus im Norden von Las Vegas, in dem Chasing Horse mit fünf Ehefrauen gelebt haben soll, unter ihnen auch das Mädchen aus dem Video.

Als der oberste Gerichtshof Nevadas die ursprüngliche Anklage gegen den 48-Jährigen abwies, sagten die Richter, es handele sich nicht um eine Bewertung der Schuld oder Unschuld von Chasing Horse. Die Vorwürfe seien schwerwiegend. Das Gericht bemängelte jedoch, dass der Grand Jury eine Begriffsdefinition ohne Expertenaussage vorgelegt worden sei und ihr widersprüchliche Aussagen einer der Belastungszeuginnen vorenthalten worden seien.