"Unglaublich komplexes Problem" Westernhagen sieht nur radikale Positionen
05.12.2023, 11:31 Uhr Artikel anhören
Der rotzige Rocker Marius Müller-Westernhagen wird 75 Jahre alt.
(Foto: picture alliance / Eventpress)
Nach dem Antisemitismus-Eklat bei der Echo-Verleihung 2018 gibt Marius Müller-Westernhagen seine Musikpreise aus Protest zurück. Nun bezieht der Rockmusiker erneut Stellung. Angsichts des Gaza-Krieges sei es ein Fehler, die israelische Regierung mit Juden gleichzusetzen. Für ihn sitzt das Problem tiefer.
Der Musiker Marius Müller-Westernhagen beklagt verhärtete Positionen bei der Suche nach Lösungen im Nahost-Konflikt. "Die ganze Diskussion ist nicht sehr differenziert, Seiten werden nicht gehört", sagte der Sänger in Berlin. "Das große Problem in der Welt ist im Augenblick, dass du nur radikale Positionen hast, Positionen, die wie eine Mauer dastehen." Das habe nichts mit Politik zu tun, bei der Kompromisse gefunden werden müssten.
Westernhagen, der am 6. Dezember 75 Jahre alt wird, hatte 2018 während der Antisemitismus-Debatte um die damalige Echoverleihung alle seiner sieben Auszeichnungen aus Protest zurückzugeben.
Mit Blick auf Israel und die Palästinensischen Gebiete sagte er nun: "Wie können beide Parteien miteinander leben? Das ist für mich Diplomatie. Das ist für mich Politik. Und das ist für mich auch Demokratie." Vieles habe nichts mit Antisemitismus zu tun. "Es hat für mich zu tun mit einem unglaublich komplexen Problem im Nahen Osten, was ja schon ewig lange währt. Und wo viele Chancen verpasst wurden."
"Mehrheit will in Ruhe leben"
In all den Jahren der Geschichte des Konflikts sei Hass erzogen worden. Aus Sicht des Musikers wäre es ein Fehler, die israelische Regierung gleichzusetzen mit Juden, das Gleiche gelte für Hamas und die Palästinenser. "Ich glaube fest, dass die Mehrheit auf beiden Seiten in Ruhe leben will, Frieden haben will", sagte Müller-Westernhagen.
Marius Müller-Westernhagen hat anlässlich seines Geburtstags soeben die Albumbox "Westernhagen 75" veröffentlicht, eine Sammlung mit 75 Songs aus den Jahren 1974 bis 2023. Darauf zu finden sind remasterte Originalaufnahmen, überraschende Studiomitschnitte ("Da ist wahrscheinlich das Mischpult mitgelaufen") sowie auch Neuinterpretationen vom "Pfefferminz-Experiment".
Quelle: ntv.de, gut/dpa